Tagebuch

30 März 2007

Reise nach Angkor Wat (Kambodscha)

Heute sollte es also losgehen. Reise nach Angkor Wat. DER Sehenswuerdigkeit Suedostasiens, von der uns so viele andere Backpacker bereits vorschwaermten und es nach ganz oben auf ihre persoenliche Topliste waehlten. Eine ganze Stadt aus Tempeln, verschlungen vom Dschungel. Angkor Wat - Die Vergessene Stadt.

11 Uhr mittags sollte der Bus nach Siem Riep starten. Genug Zeit fuer letzte Vorbereitungen. Nachdem Reike also Mails gecheckt und mit viel Freude die neuen Eintraege im Gaestebuch beantwortet hatte und gedanklich bereits die Fruehstueckskarte rauf und runter fruehstueckte, ging er zur Hotelrezeption, um die Busplaetze zu reservieren. Noch anderthalb Stunden. Zum Fruehstueck gabs Rindergemuesepfanne auf Reis. Ein letzter Uhrenvergleich Hoteluhr/Armbanduhr. Oh Schreck. Die Armbanduhr war noch nicht auf Kambodscha geeicht. Der Bus wuerde in 30 Minuten vor dem Hotel warten. Die entscheidende Frage: wuerde das noch zum Essen reichen? Der Koch meint "ja".

Nagut. Reike also schnell nach oben aufs Zimmer, Anne die juengsten Neuigkeiten von der mehr als baldigen Abreise uebermittelt und wieder im Laufschritt zurueck an den Tisch. Anne, die nicht hungrig war, packte die Rucksaecke. Der Koch kam aus der Kueche, was Reike und seinen Bauch entzueckte, doch leider mit der Nachricht, dass aus dem Essen doch nichts wuerde und der Bus statt dessen schon vor der Hoteltuer wartete. Aha! Einer dieser Tage. Anne kam Gott sei Dank bereits die Treppe hinunter. Und los gings.


TukTukfahrer im Jagdfieber

Die Busfahrt nach Siem Riep war kurz und schmerzlos. Ganz im Gegensatz zu unserer Begruessung vor Ort. Das Empfangskommittee bildete eine Schar von rund 50 Tuk-Tuk-Fahrer, deren bunte Tuk Tuks ringsum eine Arena formend aufstellten. Passagiere waren die Beute, Einzelnd aus dem Bus entlassen. Die Menge auftragshungriger Fahrer ueberstieg bei Weitem die zur Ausgeglichenheit noetige Anzahl zahlungskraeftiger Kunden. Und dummerweise waren wir die letzten, die aus dem Bus stiegen. Arschkarte!

Rund 30 asiatische Maenner sahen nun in uns die letzte Chance am heutigen Tage auf ein lukratives Geschaeft und ein Gewitter sich ueberschlagender einander uebertoenender Angebote Marktschreiermanier stuerzte ueber uns ein. "Where you go, where you go?"-s gegen "My friend, where you stay?"-s. Hochgehaltene Pappschilder mit Hotelnamen gegen "My friend, I talked to you first!", jeder gegen jeden und alle um uns. Scheinbar gegen uns. 30 Paar Haende schoben, drueckten, zerrten uns in alle Himmelsrichtungen und erschwerten es immens, die Rucksaecke im Ladebereich des Busses zu erreichen. Schon machte einer der TukTukfahrer Anstalten, mit Annes Rucksack zu seinem TukTuk zu verschwinden, als waere unser Zuschlag bereits erfolgt. Ein zweiter Fahrer - inspiriert durch den ersten - folgte dessen Beispiel und schnappte sich Reikes Rucksack.

Reike schien zu solchen Scherzen nicht in der Stimmung, hetzte hinterher und entriss beiden die Rucksaecke entgegen deren Proteste. Die Luft war bereits zum Zerschneiden und wurde dick wie Griessbrei, als die nach wie vor ununterbrochen schreiende Meute von TukTukfahrern uns beide daran hindern wollte, die Rucksaecke aufzusetzen. Von der ersten Sekunde an wurde nicht ein Zentimeter Hoeflichkeitsabstand zu uns gelassen. Und wenn auch Sprueche wie "Hey Sir, I saw you first, ok? You come with ME, ok?" unter anderen Umstaenden witzig erschienen waeren. Das permanente Geschrei, das Gedraenge und das Zerren an unseren Armen und Schultern, an unserer Kleidung und an unseren Rucksaecken war erdrueckend. Und bedrohlich zugleich. Und Reikes Stimmung war kurz vor Maehdreschermodus. Unsere hoeflichen aber bestimmten Aufforderungen abzulassen und zurueckzutreten wurden vehement ignoriert. Auch erste Warnungen ueberhoert. Der Lautstaerkepegel der immer aggressiver werdenden Fahrdienstofferten machte es uns beiden unmoeglich, irgendwelche Absprachen zu treffen, um dem Tumuld ein Ende setzen zu koennen. Und als Anne - mittlerweile am Arm blutend - in Traenen ausbrach und laut aufschrie, und auch dies keinen der Fahrer zum Einhalten bewegte, schaufelte uns Reike einen Kreis frei.


Quartiersuche

Die Situation drohte auszuarten. Und das spuerten nun auch die im Schnitt einmetersechzig grossen Kambodschaner. Das Geschrei wollte nicht nachlassen. Aber zumindest wurde nun ein gewisser Abstand zu uns eingehalten. Um die laehmende Wirkung des Augenblicks zu nutzen, schnappte Reike sich Anne und verfrachtete alles ins naechstbeste TukTuk, dessen Fahrer eine For-Free-Fahrt zustimmte (Den Fahrern bleibt noch immer die Hotelprovision).

Den Busbahnhof hinter uns lassend, sank unser Adrenalinspiegel nur langsam. Und die bescheuerte Frage des sich staendig umdrehenden und dabei die Spur verlierenden Fahrers "Are you ok?" trug nicht wirklich zur Enspannung bei. Nach gut 15 minuetiger Fahrt dann ahnte dieser die Tiefe unseres Grummels (Anne heute immernoch) hielt auf dem Seitenstreifen und begann, sich fuer das Verhalten seiner Kollegen zu entschuldigen. Dabei sprach er so, als haette ER als einziger die ganze Zeit abseits gestanden. Fuer diese Frechheit rueckte Anne ihn dann fachmaennisch zurueck, worauf der kopfgewaschene nun erstmals einsichtig einlenkte und sich auch fuer sein persoenliches Fehlverhalten zu entschuldigen versuchte. Er erklaerte uns dabei auch, dass die TukTukfahrer Siem Rieps die Fahrt ihrer Gaeste zum Hotel generell nutzten, sich fuer die mehrtaegigen Ausfluege nach Angkor Wat, die standardmaessig tags darauf folgten, als Fahrer zu empfehlen. Und dass diese, fuer lokale Verhaeltnisse aeusserst gut bezahlten Fahrauftraege dermassen beliebt waren, dass der Kampf um jeden Gast zu Ausmassen wie gerade erlebt fuehrten.

Auf Grund der mageren Begruendung nahmen wir die Entschuldigung nicht an, liessen uns aber zum Hotel unserer Wahl bringen und gestanden dem TukTukfahrer sogar ein Treffen am naechsten Morgen zu, um dann das Angebot seiner Fahrerdienste zu besprechen.


Ankunft im Hotel. Aufatmen

Das Hotel unserer Wahl war ein grosszuegig angelegter Komplex aus mehrzimmrigen, nett anmutenden Haeusern, einem grossen Restaurant, mit angeinem Tuempel mit angrenzender Bungalowreihe und den Mannschaftsquartieren. Wir entschieden uns fuer einen der kleinen Bungalows mit Bad und AirCon fuer 9 US$ die Nacht.

Das Bad war gemessen an der baulichen Ausstattung und selbst fuer asiatische Verhaeltnisse mistig. Die Schichtmanagerin stimmte sofort einer erneuten Reinigung zu. Es fiel uns nicht leicht, dass dieses Bad jemals einen Besen gesehen hatte, da es aussah, als wenn gerade ganz Hansa Rostock nach einem Laenderspiel darin geduscht haette. Die Erklaerung lieferte die emsig herbei eilende Putzkraft (wie sich spaeter herausstellte aus Hilfskoch und Hausmeister), die mit einem total zerfletterten Reisigbesen barfuess den nassen Steinboden aufkehrte. Dankeschoen.

Auch die AirCon (Klimaanlage; ohne waren es immerhin 2US$ weniger) vermochte nicht zu halten, was man sich von ihr versprach. Bei genauerer Betrachtung sah man, dass Waende und Dachmatten tatsaechlich nichts als duenne Bambusmatten waren. Das ist, wie Klimaanlage im Auto mit Fenster auf - ein mieses Duo. Natuerlich waren diese Details aber Lapalien im Vergleich zu dem, was der Tag sonst bisher zu bieten hatte. Und so entschlossen wir uns, enspannt zu abendbroten und uns mit Hilfe des Lonely Planet einen Ueberblick der schoensten und wichtigsten Teile der Tempelanlage von Angkor zu verschaffen.

Die oberste Restaurantetage wickelte sich L-foermig um das Spitzdach des Haupthauses. Es gewaehrte an seiner Stirnseite durch eine flache Luke Einblick in den Dachstuhl. Dies war das erste Dormitory (oder kurz Dorm=Mehrbettzimmer), dass wir beide auf unserer Reise sahen und welches mit seinen knapp 1m60 unter dem Dachfuerst und den rund ein Dutzend Matratzen zu beiden Seiten des schmalen Ganges nur 1 US$ pro Nacht und Nase kostete. Dafuer gabs dann ein Shared Bathroom, keine Tuer, kein Bettgestell und keinen Schrank. Aber immerhin einen Ventilator pro Matratze und reichlich Stauwaerme, um diesen zu rechtfertigen.

Wir fanden das super interessant und fragten uns, ob auch wir auf unserer Reise mal in einem Dorm uebernachten wuerden, wie man den Mangel an Privatssphaere verkraften wuerde, Vor- und Nachteile des Alleinereisens und wie es im Dorm wohl um die Sicherheit um Wertsachen und Reisepapieren stuende. Diese Gedanken im Hinterkopf und bereits voller Freude auf Angkor Wat fielen wir in unser Bungalowbett und hatten unter dem Mosquitonetz einen zufriedenen , wenn auch durch gelegentliche Sauerstoffmaengel unterbrochenen Schlaf.

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29 März 2007

Pnom Penh - Hauptstadt Kambodschas


Wir erreichten Pnom Penh kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Pnom Penh ist die Hauptstadt Kambodschas, Hauptstadt-Charme verspruehte es aber trotz seiner immerhin 1mio Einwohner keineswegs. Die Strassen Pnom Penhs sind nicht immer asphaltiert und seine flache Bebauung mit selten mehr als 5 Etage laesst Kambodscha auf uns anfangs etwas provinziell wirken.

Wir waren aber auf jeden Fall froh, noch im halbhellen einen Blick ins Zimmer werfen zu koennen und sind auch prompt mit dem erstbesten Hotel - dem, vor dessen Tuere uns der Bus hinausliess - zufrieden. In Asien ist es extrem selten, dass man von Ueberlandbussen direkt in der Zielstadt abgesetzt wird. Ueblicherweise stoppt der Bus wenige Kilometer ausserhalb. Reisende sind dann in dem Zwang, ihren Beitrag dazu zu leisten, den Motor der gewaltigen suedostasiatischen TukTuk-Industrie anzuheizen. Allerdings waren Bus- und Hotelbesitzer in diesem Falle verschaegert und so hatten wir eben Glueck.

Auch der nette US-amerikanische Backpacker, der uns am Grenzuebergang Vietnam-Kambodscha die uns ueberraschende Einreisegebuehr cash vorschoss, stieg in eben dem Hotel ab. Unser erster Gang war daher der zu naechsten Bank, um Geld zu holen und unsere Schuld zu begleichen.

Also Reikes VISA-Card ab in den naechsten ATM (Geldautomat) und PIN eingegeben. Einmal. Falsch. Zweites Mal. Falsch. Sag mal, bin ich besoffen?? Drittes Mal. Mist, wieder falsch. Es war Glueck im Unglueck, dass der Automat nciht die Karte schluckte, sondern wieder ausspuckte. Zuversichtlich, dass sich das Problem spaeter schon irgendwie loesen liesse, fanden wir nur wenig spaeter den besetzten Nachtschalter einer anderen Bank. Passenderweise konnten wir mit der selben Kreditkarte Geld per Unterschrift und Pass abheben. Interessanterweise gibt es an kambodianischen Automaten (und Nachtschaltern) ausschliessliche US$, weil der Riel - die kambodianische Waehrung; 1 EURO ca 5000 Riel - das Papier kaum wert ist, auf dem es gedruckt wird und durch die gedrosselte Notenneuausgabe die Menge des umlaufenden Geldes kuenstlich begrenzt wird.

Erschoepft von der Busfahrt wurden wir beide nicht alt an diesem Abend und beschlossen einsichtig, dass intensiver Schlaf die besten Vorbereitung fuer den kommenden Tag waere. Unser Aufendhalt in Kambodscha sollte sich ja sehr kurz gestalten und so war Pnom Penh lediglich eine Zwischenstation auf der Weiterreise nach Siem Riep, dem Tor zur Tempelstadt Angkor Wat.

Foto-Galerie Pnom Penh

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28 März 2007

Fahrt von Vietnam nach Kambodscha

Reiseplanungen

Wir hatten lange ueberlegt, wieviele Tage uns eigentlich fuer Kambodscha blieben. 2 Monate plus 14 Tage Bali hatten wir insgesamt fuer Suedostasien eingeplant, wobei Bangkok unser Startpunkt war und nach einem Monat Bangkok auch wieder unsere Suedostasienhalbzeit markieren sollte.

Zwar sind wir grundlegend flexibel bei unseren Wann?s, Wohin?s und Wie?s des Reisens, aber unser Flug war schliesslich gebucht und gab uns damit einen gewissen Zeitrahmen vor. Schaut man auf eine Karte Asiens, ahnt man, dass die Reise durch Thailands suedlich Bangkoks und durch Malaysia bis nach Singapur (unserem Anschlussflughafen) eine Entfernung mit sich bringt, die in den verbleibenden fuenf Wochen gerade noch ohne Stress und Hektik zu bewaeltigen waere. Allerdings waren wir noch immer in Vietnam

Bei unseren weiteren Ueberlegungen spielten daher folgende 3 Punkte eine tragende Rolle:

  1. lag Kambodscha noch komplett vor uns.
  2. wuerden wir wenigstens zwei Tage in Bangkok verweilen muessen. Und
  3. hatten wir uns in den vergangenen zwei Wochen bereits intensive mit der Chance angefreundet fuer ein paar Tage nach Kanchanaburi westlich von Bangkok auf einer Elefantenfarm mitzufahren.

Bei diesen Gedankengaengen zeichnete sich ebenfalls ab, dass ein Besuch Myanmars nun an Prioritaet zurueckstecken muesste und nur dann noch "drin" waere, wenn es sich wirklich aufzwingt. Hinzu kam, dass sich Anne nach dem staubigen Laos, dem voraussichtlich noch staubigeren Kambodscha und den spaeter folgenden, kuehlen Neuseeland noch einmal nach ausgiebigem Strandurlaub auf einem beliebigen weissen Streifen, irgendwo zwischen Smaragd- und Palmblaettergruen sehnte.

Alles in allem beschlossen wir daher, unseren Kambodschabesuch auf die Hauptstadt Pnom Penh und vor allem Angkor Wat zu beschraenken, von dem viele sagten, man brauche nichts in Suedostasien gesehen haben, aber Angkor Wat ist ein Muss.

Bei der Planung der Fahrtroute selbst achteten wir noch darauf, keine der beiden Tak und Trat zu streifen, da diese laut Warnung der WHO als hochriskante Malariagebiete gelten. Von einer Durchquerung ohne Malariaprophylaxe wird ganz abgeraten.**


Die Busreise

Fuer die Strecke von HCMC (Saigon) nach Pnom Penh entschieden wir uns fuer eine Busfahrt, moeglichst 3. Klasse - in Suedostasien ein Garant fuer Abenteuer. Und am naechsten Morgen ging es dann los. Kaum raus aus HCMC kamen wir wieder einmal in engen Kontakt mit Einheimischen. Das Fahren mit den Bussen ist regelmaessig eine tolle Gelegenheiten zu beobachten. Sprache, typische Verhaltensweisen und Essgewohnheiten.

Ein paar Chinesen waren ebenfalls an Bord. Ziehmlich bald plauderten wir mit einem Moench, eine Sitzreihe vor uns. In Zug und Bus ist in gesamt Suedostasien die hintere Sitzreihe unbesetzt zu lassen. Diese ist den buddhistischen Moenchen reserviert. Aehnlich wie in Deutschland den aelteren Menschen, bietet man in vollen Bussen auch seinen Sitzplatz unverzueglich und selbstverstaendlich zusteigenden Moenchen an. Nur, dass hier im Zweifelsfall auch alte, gebrechliche Muetterchen aufspringen, umd den orange oder braun gewandten den eigenen Sitzplatz zu offerieren. Ausserdem ist es Frauen nicht gestatten neben Moenchen oder deren Besitztuemern zu sitzen. Praktisch werden diese Regeln aber eher laessig gehandhabt. Zumal, wie wir herausfanden, Maenner in orangem Gewandt plus rasiertem Kopf nicht automatisch Moenche sein muessen. Auf sogenannte Novizen, Moenchsschueler, tragen orange Gewaender, geniessen aber nicht annaehernd Status und Ansehen eines Moenches. Dafuer muessen sich diese aber auch nicht den Kopf glatt rasieren.


Moenche und Reisen

Tatsaechlich ist es ueberaus populaer fuer heranwachsende Maenner oder Teens, fuer einen Zeitraum von haeufig drei Monaten Novize zu werden. Dies bringt Ansehen und durch Gaben haeufig auch Geld und Sachmittel, nicht nur fuer den Moenchsschueler, sondern fuer dessen gesamte Familie. Damit auch die Haeufigkeit, mit der man einzelne oder Gruppen von saphran Leuchtenden sieht.

Zwar laesst sich den Aussagen von wandernden Moenchen und Einheimischen zu Folge noch viel mehr Aussage an den Abstufungen der einzelnen Orange-, Gelb- und Brauntoene der Wickelgewaender ablesen. Das ist fuer uns als "Besucher" jedoch, v.a. auf Grund der vielen religioesen Abspaltungen, Klosterbraeuchen und regionalen Verschiebungen bei den Kleiderordnungen und den Textilverwaschungen kaum moeglich.

Der Moench vor uns war auf Heimaturlaub und gerade auf dem Weg zurueck in sein Kloster. Auch Moenche sind nur Menschen. Und so hatte dieser einen Leinenbeutel voll selbstgepflueckter Mangos von Mama dabei. Sofort bot er auch uns je eine Mango an. Die Asiaten teilen ihr Essen ohnehin unheimlich gerne. Wir nahmen dankend an, denn Mangos waren gerade dabei, sich nach ganz oben in unsere Top-Fruechte-Liste zu katapultieren. Zumindest so, wie man Mangos hier ist: gruen, hart und gerade in dem Stadium, in dem der saure Geschmack des festen Fruchtfleisches in ein aromatisches Suess umkippt.


Kulinarisches

Wir ueberquerten gerade mit einer kleinen, klapprigen Autofaehre den Mekong, links und rechts verdeckten graue LKW-Planen die Busfenster in einem Abstand von knapp 50 cm, als auf der gegenueberliegenden Sitzreihe eine Chinesin mittleren Alters mit schiefverzogener Miene etwas ausspuckte. Es war der Bissen, den sie gerade aus einer kegelfoermigen, uns unbekannten Frucht nahm.

Was mag das nun wieder sein? Der kegelfoermige, kopftstehende Fruchtkoerper stellte sich als der einer Lotuspflanze heraus. Eine hilfsbereite Nachbarin erklaerte der Chinesin, dass sie nicht die Frucht als Ganzes essen koenne. Vielmehr pult man die haselnussgrossen und -foermigen Samen heraus, pellt die gruene, einen halben Milimeter duenne Schale ab und isst die zum Vorschein tretenden schneeweissen Samen selbst. Diese schienen der Chinesin wiederum gut zu schmecken, und sie entschloss sich spontan, auch die sie umgebenden Fahrgaeste an ihrer neuen Entdeckung teilhaben zu lassen.

Wieder dankend nahmen wir an. Die Lotussamen schmecken im Grunde aehnlich den geschaelten Samen vollreifer Aepfel, dabei knackig und leicht suess mit einer kleinen Prise Zaehnestumpfmacher. Lecker. Irgendwie.


Grenzprobleme

Die Grenze nach Kambodscha hatten wir bald erreicht. Am Rande erzaehlte man uns, dass der Bus die Grenze nicht ueberqueren koenne. Dass aber eine Anschlussbus die Gruppe auf der anderen Seite aufsammeln wuerde. Und wie der Bus dann wohl aussehen wuerde? So wie dieser hier? - fragte jemand aus der Gruppe. "Yeah Yeah, Same same. But different.". Aha!

Ein kleiner Schocker erwartete uns, als wir nach Passieren des vietnamesischen Grenzpostens von der Einreisegebuehr in Hoehe von 25 US$ erfuhren. Schockschwerenot! Dieses Geld hatten wir nicht. Jedenfalls nicht Cash. Und was nun? - schoss es uns durch den Kopf. Einen Geldautomaten gab es in dem kambodianschen Grenzort Bavet nicht. Sollte man uns nun tatsaechlich hier zuruecklassen? Waehrend der Rest der Reisegruppe weiterfuhr? Und was dann? Ein Bus zurueck in die naechste vienamesische Stadt fuhr heute nicht mehr. Ein Hotel gab es hier auch nicht. Nur die leicht beaengstigenden Wellblechhuetten der Aermsten der Armen, die hier in Lumpen hausten, um ein paar Cent von den Durchreisenden zu erbetteln.

Aber irgendwie geht es immer weiter. Und wir waren tierisch froh, als uns ein junger alleinreisender Amerikaner verstaendnisvoll anbot, uns die Penunzen zu leihen. Zumindestens bis zum naechsten Geldautomaten. Puh, nochmal jut jejangen!

Doch auf der anderen Seite der Grenze gabs dann prompt die naechste Ueberraschung: kein Bus da, weit und breit. 50 Unglaeubige in der prallen Mittagshitze. Aber eben kein Bus. Ratlos standen wir in der Gruppe herum. Bis einzelne die Initiative ergriffen, sich zerstreuten auf der Suche nach einen Bus, einen Fahrer, eine Kontaktperson oder ein Telefon. Nueschsts!

Der einzige Zufluchtsort - ein kleines schaebiges Restaurant. Und siehe da - in der Naehe auch ein Bus. Nach beinahe anderthalb Stunden kam der Busfahrer endlich herein spaziert, als waere nichts gewesen. Und weiter gings.

Spinne a la Grill

Die Pause nach weiteren 4 Stunden Fahrtzeit nutzten viele (Mutige) fuer einen kleinen Snack. Einer der Fahrgaeste brachte gegrillte Spinne mit zurueck in den Bus. Eine ganze Schachtel voll, schwarz und haarig. Genuesslich riss er seinem Gericht erst die Beine aus, und ass diese schmatzend, bevor er sich ueber die fleischigen Koerper der Spinnen hermachte. Lecker. Ein Sportkamerad von Reike aus alten Wasserspringerzeiten fing gelegentlich Fliegen und ass diese. Aber dass war Kleinkram, verglichen mit dem hier.

Der dichte, von den Reifen und dem Unterboden des Busses aufgewirbelte Strassenstaub, verkuerzte die Sichtweite innerhalb des Busses auf knapp zehn Meter. Aber der Gedanke, in einem sterilen Flieger in nur einer statt neun Stunden Pnom Penh erreichen zu koennen, kam uns selbst jetzt und hier nicht annaehernd so prickelnd und leerreich vor. Was fuer eine Erfahrung.


Links zur Fotogalerie

** Nach einer ausfuehrlichen Abwaegung aller Vor- und Nachteile, hatten wir uns bereits fuer eine Stand-By-Versorgung und hierbei fuer das Medikament Malarone entschieden. Malarone, weil es einerseits das Medikament mit der hoechsten Abdeckung der hier auftretenden Malariaerregertypen ist; weil es andererseits laut uns zugaenglichen Erfahrungsberichten verglichen mit der Alternativpraeparat Lariam absolute ueberwaeltigend geringere Haeufigkeiten von unangenehmen Nebenerscheinungen verursachte; und weil es schliesslich verglichen mit Lariam auch deutlich weniger Resistenzen von Malariaerregern gegenueber Malarone gab. Stand-By heisst ausserdem, dass man das Medikament nicht prophylaktisch, also vor einer Infektion, sondern erst im Falle eines Verdachtsmoments einnimmt. Die gaengigen Malariapraeparate sind - prophylaktisch und Stand-By - eine Art Chemotherapie, anstrengend fuer den Koerper und bieten niemals sicheren Schutz.

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Saigon - Ho Chi Minh City (HCMC)


Die Ankunft

Saigon erreichten wir bei Nacht. Per Taxi steuerten wir auf das Backpackerviertel - wie im Lonely Planet beschrieben - zu. Der Taxifahrer spielte die ueblichen Spielchen, was fuer uns aber bereits wie selbstverstaendlich dazu gehoerte. "10 Dollar!" .. "Ja neh, is klar. Taximeter!" - ein Wort, das auf vietnamesische Taxifahrer wie sauer gewordene Milch zu wirken scheint. Etwas widerwillig liess er uns einsteigen, noch bevor einer seiner Konkurrenten sein Glueck an uns versuchen konnte.

Als wir schliesslich ankamen forderte unser Fahrer, der Blick sturr geradeaus "9 Dollar!". Als haetter er unsere gerade getroffene Vereinbarung vergessen. Wir mussten uns schon anschmunzeln, als wir uns an die zahlreichen Gelegenheiten erinnert fuehlten, in denen wir die asiatische Schlitzohrigkeit als eine Art Spieltrieb zu verstehen lernten. Und dabei zugegebener Massen auch viel Lehrgeld liessen. Schmunzelnd antwortete Reike: "No way, remember?! Taximeter!". Der Taxifahrer antwortete mit einsichtigen Falten auf der Stirn: "Ok, Ok. 4 Dollar."

Bei einem Taximeterstand von 25000 VND (Vietnam Dong), was in etwa $1,50 entspricht, konnte sich nun auch Anne nicht mehr halten. Halb scherzend, halb genervt. Er verwies uns protestierend auf einen A4-Aufkleber, der das Handschuhfach beklebte. Er erklaerte, dass der Nachtzuschlag den Fahrtpreis verdopple, wir koennten uns ja selbst davon ueberzeugen. Reike las laut vor: "Please pay only exactly the price displayed on the taximeter!" Wir konnten kaum noch vor lachen, waehrend der Taxifahrer, der unsere 25000 VND wortlos annahm, dicht vor seiner Schamgrenze zu stehen schien. Nicht ganz ohne stolz waren wir, wie gelassen wir mittlerweile der allgegenwaertigen Touriabzocke standhielten.


Zimmersuche

Nachts ein Zimmer zu finden gestaltete sich erwartungsgemaess schwierig. Ein mit dem Aufbau eines Fruehstueckscafes beschaeftigter Einheimischer bot uns an, die zwei Stunden bis Sonnenaufgang bei ihm zu verbringen. Gegen sieben fuellten sich die Strassen mit Leben. Wir machten uns auf die Socken, waehrend die mit Haendlerwaren vollbepackten Rikschas den Morgen in Saigon einleuteten. Recht bald fanden wir ein schoenes Zimmer fuer 100000 VND (etwa 5 Euro) mit mahagonhigedrechselter Balkonfluegeltuer, geschmackvoll eingerichtet, Klimaanlage und TV, riesen Doppelbett und Blick ueber die Gassen Saigons. Das kam uns wie gelegen, denn der Sonnenbrand aus Nha Trang forderte noch mindestens einen Tag Zimmerruhe. Wir schnickten aus, wer raus in die bruetende Mittagshitze und hin zum naechsten Eckladen musste, suesse Getraenke und Knabberzeug besorgen. So liessen sich die naechsten Tage entspannt planen.


Die Stadt

Moeglichst viel von Saigon wollten wir in unserer kurzen Zeit hier sehen. Darunter den grossen Zoo und natuerlich freuten wir uns auch auf Quynh und Nik, die in drei Tagen in Saigon eintreffen und uns die Stadt zeigen wuerden. Gleich am naechsten Tag stroeperten wir durch die engen Gassen, welche wie ein Adernetz die quirlige Stadt durchziehen und in denen sich das Gros des hiesigen Lebens abspielt. Ganze Grossfamilien leben in winzigen Raeumen zusammen, verkaufen kleinste Mengen an Lebensmitteln und allerhand selbstgemachten Schnickschnack direkt aus Tueren und Fenstern, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auffaellig war auch hier, dass selbst die scheinbar aermsten einen grossen Fernseher besassen.

Bald stiessen wir auf einen Markt, der von lebendigem exotischem (naja, dort einheimischem) Fisch, ueber chinesische Seide und Bambusmoebeln bis Schmuck und Obst so ziehmlich alles zu bieten hatte. Diese Maerkte sind der Hammer! Aufgedrehtes Leben. Und wir lassen keine Chance aus, um uns mit unbekannten Fruechten und Backwaren zu versorgen. Da die Preise verhaeltnismaessig so niedrig sind, erreichten wir Stunden spaeter mit vier verschiedenen neuen Obstsorten und Tueten voller frischem Gebaeck fuer rund einsfuftsch Euro.


Quynhs Familie

Nach einem kurzen Telefonat aus einem der zahlreichen Internetcafes im Backpackerviertel war Ort und Zeit fuer unser Treffen ausgemacht. Quynh und zwei Cousinen plus Freund holten uns auf insgesamt drei Mopeds vom naheliegenden Busbahnhof ab, mitsamt unseren Rucksaecken, denn Quynh und ihre Familie hatten uns herzlicher Weise fuer eine Nacht in ihr Haus eingeladen. Der Verkehr auf Saigons Strassen wird in fuer europaeische Augen unfassbare Weise von Mopeds dominiert. Ampeln gibt es auch, sind aber eher eine Art Entscheidungshilfe. Haeufig stehen bis zu 15 Mopeds in eine Fahrtrichtung nebeneinander, darauf wartend, dass sich die Kreuzung raeumt und den Weg freigibt. Aus allen Richtungen stroemen die Mopeds wie Lavastroeme in einander. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass gleichzeitig Mopedhorden aus vier oder fuenf Richtungen der groessen Kreuzungen gleichzeitig losfahren. Allerdings ist das Fahrverhalten sehr defensiv und ruecksichtsvoll und die Fahrtgeschwindigkeiten niedrig. Und so schlaengeln sich Mopeds, Rikschas, Laster, Busse und Pkw unbeschadet aneinander vorbei.

In dieses Gewusel hinein stuerzten wir uns nun und die Lichter der Nacht liessen Saigon wie eine Leinwand an uns vorbei ziehen. Wie hypnotisiert und den Rausch geniessend erreichten wir eine Stunde spaeter das Haus von Onkel und Tante und wurden sofort herzlich in Empfang genommen. Wie wir auf dem Weg dorthin erfuhren hatte Nik Geburtstag und so feierten wir den Abend mit einem herrlichen traditionellen Mahl und den Schokotoertchen, die wir noch flux auf dem Weg mit den Mopeds besorgt hatten. Spaeter zeigte man uns unser eigenes Zimmer, gemuetlich mit Bad und Klimaanlage und zusammen mit allen Familienmitgliedern tranken wir Tee auf der Dachterasse, von wo aus wir die dicken Jumbos des benachbarten Flughafens starten und landen sehen konnten, bevor wir den Abend schliesslich bei einem gemuetlichen Spaziergang durch einen der zahlreichen Parks Saigons und einem Bier und Birdsnest im nahegelegenen Pub ausklingen liessen. Birdsnest ist ein hier sehr beliebtes Kaltgetraenk, dass im wesentlichen aus den Nestern einer bestimmten Schwalbenart gefertig wird, welche die Schwalben widerum aus mit Speichel angereichertem Lehm bauen.


Cu Chi Tunnel

Unser Ziel fuer den folgenden Tag waren die Cu Chi Tunnel, ca. 30 Km nordwestlich von Saigon. Der Tag begann mit einem dieser denkwuerdigen Fruehstuecke. Braune Wollfaedenkneuel auf Reis begleitet von dem wuerzigen Geruch suesser Wurst und ohne jedes uns bekannte Erscheinungsmerkmal. Mhh, was also ist das nun wieder. Quynh erklaerte, dass die Vietnamesen Rindfleisch trocknen, fermentieren und zerfasern, so dass es am Ende diese sehr bizarre Form annimmt. Aha, lecker Fruehstueck dachten wir uns und tatsaechlich schmeckte es auch gar nicht mal schlecht.

Die Cu Chi Tunnel sind eine Anlage aus dem zurueckliegenden Vietnamkrieg in denen die Freiheitskaempfer der Cu Chi ein imposantes Netz aus schmalen unterirdischen Kriechgaengen geschaffen haben, um wie Hasen urploetzlich vor den westlichen Angreifern fliehen und aus deren Hinterhalt wieder angreifen zu koennen. Noch heute existieren Teile dieser Tunnelanlagen in drei Ebenen mit ihren unterirdischen Lazaretten, Mannschaftsquartieren und Offiziersbueros und sind von Touris begehbar. Ein kurzer Dokumentarfilm, welcher von seiner Machart an die Propagandafilme der DDR erinnerte, bereite auf die winzigen Gaenge vor, die so eng in Lehm und Stein geschlagen waren, dass die "boesen Amis" dort haufig stecken blieben. Ueber und ueber waren diese labyrinte mit Trittfallen und aehnlich bestialischem ausgestattet, so dass jeder falsche Schritt verhaengnisvoll war. Der Besuch der Cu Chi Tunnel hat uns sehr beeindruckt, wenn auch in einem nachdenklichen, abgestossenem Sinne. Die physische Erfahrung des durch die engen, dunklen, nasskalten Tunnelkriechens mit all den Insekten und Fledermaeusen dort unten, loeste in Anne erste klaustrophobische Symptome aus. Ein extremes Erlebnis.

Noch immer voellig eingenommen von den Eindruecken des Tunnelsystems hatten wir wieder an der Oberflaeche ein zoologisches Erlebnis besonderer Art. Eine gruenblaue Babschlange mit Gelb erweckte unsere Aufmerksamkeit, als sie ihren gut zehn Zentimeter langen Koerper zwischen den Fuessen eines zweiten Touristenpaerchens schlaengelte. Sofort sprangen die Einheimischen mit einem schreckverzogenen Gesicht beiseite, die Augen starr auf dieses niedliche Ding gerichtet. Der Touri ueber der Schlange ueberlegte wohl noch, ob er seine Kamera rausholen sollte und wir alle dachten die einheimischen Guides spielten uns mal wieder einen Streich mit ihrem Getue. Naja, die niedliche kleine Schlange stellte sich als die giftigste Schlange des vietnamesichen Urwalds heraus, deren schmerzhafter Biss innerhalb von wenigen Minuten zum Tod fuehrt. *schluck* Sekunden spaeter verschwand die Schlange auf akrobatische Weise in einem zwei Zentimeter Durchmesser messenden Loch in einer niedrigen Mauer neben uns. Der Weg zurueck zum Buss durch den dichten Wald wurde von einer huebschen kleinen Paranoia unsererseits aufgewertet.

Saigon ist eine grossartige Stadt und wir fragten uns, was wohl der naechste Tag fuer uns bereit halten wuerde, an dem wir naemlich gen Westen Richtung Kambodscha aufbrechen wollten. Heute nacht jedenfalls konnten wir erstmal gut und tief und fest (ein)schlafen.

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23 März 2007

Nha Trang - Endlich wieder Meeresluft


Nha Trang - Zwischenstopp vor Saigon
Nha Trang (ausgesprochen in etwa Nja Tschang mit weichem sch) war ein mehr oder minder kurzfristig von uns eingeplanter Zwischenstopp vor Saigon. Das Meer fehlte uns mittlerweile sehr und Nha Trang galt in Vietnam als beliebtes Ziel fuer Badeurlauber. Reike meinte, in Nha Trang fuehlte er sich erstmals vollends routiniert mit den Umstaenden, welche die Ankunft in eine neuer Stadt an diesem Ende der Welt fuer uns Backpacker bedeutete. In unserem Lonely Planet verschafften wir uns noch vor Ankunft im Zug einen groben Ueberblick ueber die Stadt, ihren Aufbau, die Uebernachtungsmoeglichkeiten etc. Wir beschlossen auch, dass uns die nervigen Fahrer- und Verkaeuferherrschaaren, die wie Geier auf den Haufen Touris einpickten, welche jeder neu einfahrende Zug ausspucken wuerde, nicht die Laune verderben sollten. Ein dicht mit Hostels bestueckter Stadtteil schien in Fussmarschreichweite vom Bahnhof und so hielten wir mit zwei bis drei Dutzend TukTuk-Fahrern seichte Konversation auf frisch gelerntem Vietnamesisch, was sich im wesentlichen auf "Kong gammon, die boh!" beschraenkte. Das bedeutet: Nein danke, ich/wir gehe(n)! Zu unserem Erstaunen waren die TukTuk-Jungs hoch entzueckt, dass Farangs etwas auf ihrer Sprache sagten. Wir ernten daher ein Laecheln nach dem anderen, das uebliche, minutenlange Abwimmelprozedere blieb aus und unsere Laune stieg nochmals.

Unsere Ansprueche an ein Zimmer waren auch diesmal begrenzt auf ein sauberes Bett mit sauberem Bad zu moeglichst niedrigem Preis, und so begnuegten wir uns recht bald mit einem doppelten Doppelzimmer zum einfachen Preis ohne Charm. Wie immer zogen wir bei Betreten der Haeuser unsere Schuhe aus. Dies nicht zu tun bedeutet in den meisten Faellen hier in Suedostasien eine grobe Beleidigung. Unsere Boots auszuziehen (erst nach Ablegen unserer schweren Rucksaecke schluepfen wir in der Regel in die luftigen FlipFlops) erntet wiederum regelmaessig Schmunzler ueber die Fussmode von uns Farangs. Den Abend liessen wir mit einem Spaziergang zum nahen Strand ausklingen. Endlich! Das erste mal Meer seit zu Hause. Klare tuerkise See, auf den weissen Palmenstrand zuschaeumend. Mit dem Strand in Warnemuende konnte der Sand zwar erwartungsgemaess nicht mithalten, die Kulisse war dennoch traumhaft. Und so beobachteten wir bis zum Sonnenuntergang Einheimische und Urlauber, die entgegen der Brandungsstroemung viel zu unentschlossen vergeblich versuchten, ueber die erste Welle hinaus ins Wasser zu gelangen.

Tauchplaene
Auf unserem Rueckweg ins Zimmer machten wir spontan an einem Tauchshop Halt. Von dem deutschstaemmigen Tauchlehrer Jens liessen wir uns das Ausbildungsprinzip zum Taucher erklaeren, mit dessen Scheinerlangung wir bereits in Deutschland liebaeugelten. Die Vorstellung, nicht viermal Neptunschwimmhalle und einmal Ostsee, sondern zweimal Pool und dreimal offenes, glasklares tropisches Meer zu besseren als den heimischen Preisen, floesste uns beiden jeweils einen Schwall vorfreudiger Begeisterung ein, den wir auch die naechsten Wochen nicht mehr ablegen sollten. Wir wussten jedoch, unser Ticket nach Saigon fuer die Nacht darauf war bereits gekauft.

Cocktailparty
Es war ein Tag vor Reikes Geburtstag uns so beschlossen wir, erstmals waehrend unserer Weltreise die lokalen Cocktailqualitaeten unter die Lupe zu nehmen. "Mhh, lecker!", meinte Anne mit einem Schmunzeln zu Reike. Der allerdings war beschaeftigt, seine just entgleisten Gesichtszuege wieder auf Kurs zu bringen. Brausepulver mit Sirup und Sprite, das ganze bei knapp unter 30 Grad weil Eis nicht auf unserer persoenlichen Speisekarte stand. "Ja, mhh, lecker!", entgegnete Reike. Das verirrte Treiben einer fetten Ratte unter den Tischen der Gaeste lenkte uns gluecklicherweise hin und wieder vom Geschmack der Drinks ab. Schmunzelnd sprachen wir uns gegenseitig Mut zu, bis nur noch der Niedeschlag aus Zucker im Glas war.

Bootsausflug aufs Suedchinesische Meer
Fuer den naechsten Tag nahmen wir uns einen Bootsausflug vor, um unserem Zwischenstopp an einer Stadt am Meer auch die beabsichtigte Urlaubswirkung abzuringen. Urlaub vom Urlaub. Bei diesem Gedanken muss man schon schmunzeln, sich langfristig aber ebenso seine Kraefte einteilen. Am Morgen des 23. Maerz brachte uns ein Kleinbus zum Boot, das uns hinauf aufs Suedchinesische Meer nahm. In dem Paket war der Besuch von drei Inseln vor der Kueste von Nha Trangs, einem Aquariums sowie einem schwimmenden Fischerdorf inbegriffen. Wir konnten uns noch nicht allzuviel darunter vorstellen. Es war ein bewoelkter, dennoch freundlicher Tag bei milden 25 Grad Celsius. Das Wasser war sehr klar und Reike packte die erste Gelegenheit bei Schopfe, um sich selbst mit komplettem Schnorchelset ins Meer zu verfrachten. Auch ohne staendig beschlagene Taucherbrille war klar, dass die Unterwasserwelt hier kaum an unsere Eindruecke von Mallorca heranreichen wuerden. Um so bunter ging es auf Deck zu. Die eine Haelfte der Crew baute Schlagzeug, Gitarre und Mikrofon auf, um zum hier so beliebten Karaoke anzustimmen, waehrend in der Kombuese die andere Crewhaelfte aus Drachenfrucht, Sternfrucht, Annanas, Wasserapfel und Co ein fruchtiges Erfrischungsbueffet vorbereiteten. Von der Stimmung des singenden und tanzenden Kapitaens - einem Entertainer vor dem Herren - angesteckt, schunkelte bald das ganze Schiff und Anne und Reike liessen es sich nicht nehmen "Postman" zur Livebegleitung zum Besten zu geben.

Quynh und Nik
Das Mic gaben wir direkt weiter an Quynh und Nik, einem deutschen Paerchen, das ebenso Urlaub machte. Wir verstanden uns sofort sehr gut, kamen ins Schnattern und verabredeten uns fuer spaeter zum "Suessigkeiten essen". Quynh besuchte ihre Familie in Vietnam, die sich dort zu einer Hochzeit einfand. Es war klasse, denn sie verriet uns viel Spannendes ueber das Leben und die Kultur in Vietnam und loeste so manche unserer Fragen auf. Das Suessigkeiten essen muss man sich folgender Massen vorstellen: In vielen vielen Toepfchen werden verschiedenste suesse Suppen aus wilden Zusammenstellungen von Kokusmilch, Mungobohnen, Reismehl, Suesskartoffeln und allerhand buntem gallertartigem Allerlei gebraut und anschliessen - nach eigenen Wuenschen gemischt - in Bechern aufgefuellt mit mit zerstossenem Eis und Kokusmilch serviert.

Geduscht und gestriegelt trafen wir die beiden sowie Cousinen und Freunde von Quynh spaeter auf einem Nachtmarkt. Wir erzaehlten ueber unsere Plaene, nach Saigon weiterzureisen und voellig ueberraschend boten sie uns an, sie dort fuer eine Nacht oder so zu besuchen, uns gemeinsam Saigon anzuschauen. Also tauschten wir Nummer und Homepagename aus. Anne und Nik bestaunten eine weitere Gemeinsamkeit. Ihren bestialischen Sonnenbrand. Sie hatten einen aehnlichen Hauttyp, und obwohl der Zeitraum zwischen dem ueberraschenden durch die Wolken Brechen der Sonne und der schuetzenden Kombi aus Sunblocker und Kleidung nur Minuten dauerte, sahen beide wie Schattenmorellen aus, die etwas hoeher hingen, als die Arme der Kinder in spaeten Sommern reichen: Knallrot. Der Abend klang bei Suppe nahe dem Bahnhof aus, zu dem uns unsere neuen Freunde per Moped brachten, bevor sich kurz vor Mitternacht unser Zug nach Saigon mit Stoenen und Pfeifen auf Gleis 4C schob. Ein maechtig schoener Abend! Und ein toller Geburtstag.

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22 März 2007

Hue - Zentralvietnam


Der TukTuk-Mafia zum Trotz
Wir hatten von anderen Backpackern unterwegs gehoert, dass die Vietnamesen ein etwas anstrengendes Voelckchen seien und so verwunderte es uns nicht allzu sehr, dass wir vom Bus mitten auf einer Schnellstrasse, ungefaehr 13 km entfernt von Hue rausgeschmissen wurden. Sofort belagerten uns ein Dutzend TukTuk-Fahrer, aber diesmal mit Motoraedern. Uns blieb es bis zum Schluss ein Raetsel, wie sie sich gedacht hatten uns und unsere Rucksaecke auf ihren klapprigen Zweiraedern zu transportieren. Jedenfalls schlossen wir beide Wetten ab, wie lange es dauern wuerde, unsere ungebetenen Gaeste abzuwimmeln. Wir liefen die dicht befahrene Strasse Richtung Hue entlang und die beiden TukTuk-Fahrer klebten stolze 28 Minuten an unseren Fersen. Reike hatte mit seinen 25 Minuten besser getippt als Anne und sich somit eine Rueckenmassage verdient. (Reike im Hinterrund: "He, hab ich die nicht noch offen?!")

Hue - Lecker Becker und andere Eindruecke
Die Mittagssonne brannte auf der Haut und wir beschlossen ein Taxi in die Stadt zu nehmen. Gleich bei unserer Ankunft auf einer kleinen romantischen Bruecke an alten Stadtmauern gelegen, wussten wir, dass wir diesen Ort sehr moegen wuerden. Spaetestens als wir auf der Suche nach einem Hotel am leckersten Baecker der Welt vorbeischlenderten waren wir in Hue verliebt. Gleich gegenueber eines riesigen Plakates zu Ehren des vietnamesischen Kommunismus, gab es hier die verschiedensten Teigwaren mit mehr und weniger bekannter Fuellung: Gelee, Hackfleisch, Kaese, Schokolade und Bohnen sind nur eine kleine Auswahl dessen. Eine solch stolze Auswahl hatte nicht einmal der heimatliche Kapitalismus produzieren koennen. Das Beste war, dass jede Leckerei nur 2000 Dong kostete, was in etwa 10 Eurocent sind. Wir haben uns gleich 2 Tueten einpacken lassen und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns unter dem Vorwand nochmal in das Viertel zu muessen, um verschiedenste Dinge zu besorgen, an diesem Baecker vorbeischlichen. Einer dieser "Vorwaende" brachte uns auf einen Frischmarkt, auf dem wir Obst, Fisch und Fleisch in Formen und Farben bestaunen konnten, die uns wie aus einem Buch fuer exotisches Kochen vorkamen. Die kleinen Tropfen des stetigen Nieselns liessen alles sogar noch um Klassen frischer aussehen.

Hue ist eine aufgeraeumte Stadt an der Kueste Zentralvietnams, an der Einwohnerzahl vergleichbar mit Rostock. Unser Stadtbild wurde durch den Fluss, der die Stadt teilte, zwei ihn ueberspannende Bruecken, die akribisch gepflegten Parkanlagen entlang des Flusses und vielerlei Strassenhandwerk und -kuechen gepraegt. Vietnam wirkte so praechtig und so wenig staubig im Vergleich zu Laos. Am Abend unter unserem Himmelbett-Moskitonetz und dem Ventilator auf der hoechsten Stufe planten wir voller Vorfreude unseren Ausflug zur Citadel, der verbotenen Stadt. Als wir am Morgen die Augen aufschlugen, regnete es in Stroemen. Wir konnten es nicht glauben. Nach Wochen in voelliger Duerre, ganz unerwartet endlich Abkuehlung. Wir freuten uns riesig und Anne bemerkte recht schnell, dass sie in ihrem Vorhaben, den Rucksack so leicht wie moeglich zu packen, nicht an Regensachen gedacht hatte. So schluepfte sie in Reikes viel zu grosse Jeans und der Tag konnte beginnen. Zuerst einmal wurden unsere Boots ausgiebig auf Wasserfestigkeit getestet. Und so sprangen wir von Pfuetze zu Pfuetze und freuten uns ueber den guten Kauf.

Die Verbotene Stadt
Die Citadel lag am anderen Ende der Stadt. Also mussten zwei von den Regencapes her, die von allen Einheimischen auf Ihren Fahrraedern, Motoraedern und zu Fuss getragen wurden. Wir entschieden uns im Hinblick auf die wahrscheinlich folgenden heissen Tage fuer die billige Variante und kauften zwei Regencapes, die eher wie umfunktionierte Muelltueten wirkten. Die Aermel gingen uns bis in die Armbeugen und das war nicht das erste Mal, dass uns klar wurde, dass wir Europaeer einfach zu gross und klobig fuer die asiatische Welt sind. Auch Flip Flops fuer Reike in Schuhgroesse 46 zu finden stellte sich spaeter als echtes Abenteuer heraus. Die Verkauferinnen auf dem Wochenmarkt konnten ihr Erstaunen nicht verbergen und brachen nicht selten in schallendes Gelaechter aus, wenn sie auf Reikes Fuesse schauten. Er wurde somit zur Attraktion des Tages und die Nachfrage nach Schuhen in Groesse 46 verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem Markt und alle liefen herbei, um den Europaer mit den riesigen Fuessen zu sehen. Natuerlich wollten ihn auch alle in Schuhgroesse 43 pressen, die oftmals das Maximum der im Lager verfuegbaren Schuhe war und obwohl die Haxe und Ferse rausquillten, passten die Schuhe ihrer Ansicht nach perfekt.

Der Ausflug zur Citadel beeindruckte uns gleich am Eingang mit einen prall gefuellten Teich voller orange leuchtender Kois. So fette Fische hatten wir schon lang nicht mehr gesehen. Sie waren von den Touristen und dem Futter, das es zu kaufen gab, ordentlich gemestet. Wir warfen kleine Steinchen und freuten uns ueber das wilde Getuemmel unter der Wasseroberflaeche. Die Anlage war herrlich und die verzweigten Tempelanlagen erstreckten sich ueber ein weites Areal voller saftiger Rasenflaechen, Palmen und uralter Baeume.

Zug verpasst - ab ins Luxushotel
Wir entschieden uns, von Hue aus den Nachtzug in das suedlicher gelegene Nha Trang zu nehmen. Das erste Mal hatte uns das Glueck verlassen und der Zug war bereits ausgebucht, als wir bepackt am Ticketschalter standen. Da es immer noch regnete, wollten wir nicht zu Fuss nach einer geigneten Nachtstaette suchen und liessen uns mit der Rikscha fahren. Der arme Mann hatte ganz schoen zu strampeln: Anne ganz hinten im Sitz (und fast auf der Gabel des Fahrers), vor Ihr sass Reike und davor die beiden Rucksaecke. Die Fahrt, so zusammengekuschelt, war super und der Fahrer liess uns nicht aussteigen bis wir ungefaehr fuenf Zentimeter vor der Rezeption in unserem Wunschhotel ankamen. Was fuer ein Service. Fuer rund einen Euro.

Das Hotel hatte verschiedene Preisklassen. Wir sahen ein Zimmer fuer sieben Euro und eins fuer 12 Euro. Da wir ja noch enttaeuscht waren von der verpassten Zugfahrt dachten wir, sich das Luxuszimmer zu goennen waere die angemessene Entschaedigung. Und das war sie auch. Wir hatten Klimaanlage, Fernseher, edel gedrechselten Hartholzmoebeln und PC mit Internet im Zimmer. Zwei riesige Fenster zu beiden Seiten mit Blick ueber die Stadt und einen Eckbalkon mit eigenem Baeumchen. Wir genossen diesen Luxusausflug in vollen Zuegen und kroenten den Aufenthalt mit einem Fruehstueck ans Bett, bevor wir am 22. Maerz aufbrachen um noch mehr von Vietnam, diesem schoenen Land zu erfahren.

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18 März 2007

Good Morning, Vietnam


Auf zum naechsten Land! Nachdem wir Thailand folgend nun auch Laos besucht haben und dabei leider den hohen Norden um Luang Prabang auslassen mussten, wollten wir nun schliesslich nach Vietnam aufbrechen. Der Weg sollte uns zurueck ans andere Ufer des Mekong, von dort ueber Pakxe nach Savannakhet und schliesslich am Grenzuebergang Lao-Bao hinein nach Vietnam. Die Bus-, Zug- und Tuk-Tuk haben sich mehrfach schon als extreme spannender Teil unserer Reise herausgestellt. Nirgends sonst rauscht das jeweilige Land in so vielen Facetten wie ein Stummfilm jedoch in praechtigen Farben an einem Vorbei, wie bei einem Blick aus dem fahrenden Fenster. Und selten sonst wird der Kontakt zu Einheimischen so eng, vorausgesetzt man verzichtet auf den Luxus der zweiten Klasse und aufwaerts.

Auch hier fuer uns schon bekannte Erfahrungen: Das faszinierte Starren der Leute auf Annes blondes Haar, das gelegentliche ungenierte uns Beruehren wollen, wie einen Geist oder einen Schornsteinfeger. Huehnerkeulen, Klebreis in Bambushuelsen und weit weniger leicht identifizierbare Nahrung, die bei jedem nochsokleinen Stopp durchs Fenster gereicht werden. Die Bedeutungslosigkeit von Zeitangaben. Der Einfallsreichtum der Fahrer beim Zusammenflicken Ihres Arbeitsgefaehrts. Die Hupen-und-dann-wirds-schon-passen-Fahrmentalitaet. Und immer wieder kommen auch neue, tolle und bunte Eindruecke hinzu, die unsere Kiefer regelmaessig vor Staunen ungehemmt der Schwerkraft ausliefern. Da warden Pickups bis auf das dreifache ihrer Hoehe bestapelt als Lastentaxi genutzt. Familien machen zu viert oder fuenft Ausfluege auf Mopeds, manche mit und manche ohne Haustiere. Alles moegliche wird auf Daechern von PKW und Kleintransportern oder Bussen transportiert. So hielt das Dach eines ohnehin schon vollgepfropften Minivans einmal eine schwere Kawasaki auf seinem Dach. Und weil es an Strippen zur Befestigung fehlte, sass die ganze Fahrt ueber jemand auf der Maschine und hielt sie mit den Fuessen im Gleichgewicht.

Und so erstaunte es uns nicht weiter, als man unseren Anschlussbus von Savannakhet nach Hue mit Tonnen an wild zusammengewuerfelter Ladung bis zur Oberkante Unterlippe hin volludt. Irgendwo dazwischen fanden auch wir ein mauschiges Plaetzchen. Das ganze fuer 12 Euro pro Person. Den Anstrengungen der abenteuerlichen Fahrweise unseres Busfahrers durch den als gefaehrlich geltenden Gebirgspass nach Lao-Bao entgingen wir, indem wir uns in den Schlaf pressten. Nach zwei Stunden Fahrt war dann gegen Mitternacht kurz vor der Grenze allerdings ersteinmal Schluss. Die Haelfte der Passagiere samt Crew verliessen den Bus fluchtartig ins Nirgendwo, die andere Haelfte einschliesslich uns blickte voellig verdutzt drein. Es dauerte um die sechs Stunden, bis sich die Mannschaft wieder im Bus einfand, um die Fahrt fortzusetzen. Spaeter fiel uns ein, dass die Grenzposten wohl erst morgens wieder ihren Dienst aufnehmen wuerden. Nur hatte uns irgendwie eben niemand informiert. Nun sind wir schlauer. Seitdem vermeiden wir wo es geht Nachtbusse ueber die Grenze.


Die ersten Bilder, die unsere mueden, von der aufgehenden Sonne geweckten Blicke empfingen, waren die von saftigem, weiten Gruen. So gruen, das man reinbeissen wollte. Ueppige Vegetation ueberzog die Berge im Hintergrund. Kraeftiger Reis fuellte die Feldterassen bis an die Haenge. Mit der Laender- hatten wir auch eine Klimagrenze ueberschritten.

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17 März 2007

Schoenes Lao

schoenes Lao Im Fazit laesst sich sagen, dass Lao(s) ein sehr armes, aber auch unheimlich schoenes Land ist. Die hiesige Armut ist nicht die gleiche, die man in den Augen bettelnder Kinder auf den Strassen irgendwelcher Metropolen sehen kann. Laos ist verglichen mit der westlichen Welt einfach sehr weit in seiner Entwicklung zurueck. Die Menschen arbeiten hier sehr hart, grundlegende Infrastruktur wie ein einfaches Netz von Strassen – nur wenige davon asphaltiert - entstanden erst Anfang diesen Jahrhunderts mit Laos’ allmaehlicher Oeffnung hin zum Tourismus. Auch gibt es bspw. keine irgendwie geordnete Muellentsorgung, sodass die laotische Ueberforderung mit den steigenden Mengen von Einwegmuell sich in Wehen voller leerer Plastikflaschen und anderen Umverpackungen an allen Strassenraendern sichtbar wird. Vor 1993 noch war es Auslaendern nur unter hoechsten diplomatischen Anstrengungen moeglich, das Land ueberhaupt zu bereisen. Und die Regierung tut seither einiges (v.a. im Rahmen des Programms LET=Lao Ecotourismus), um die Einwohner moeglichst sanft auf die Veraenderungen einzustellen, welche westliche Besucher unweigerlich mitbraechten. Eine sehr besonnene, wenig naive Handlungsweise.
Reist man durch das von mehr als 25% primaeren Regenwald bedeckte Land aus Huegeln und Fluessen, sieht man allerorts Menschen, die mit einfachsten Mitteln ihren Arbeitsalltag – meist Feldbau – bestreiten. In mancherlei Hinsicht erinnern Reike diese Bilder an das Nachkriegsdeutschland der spaeten Vierziger, wie er es aus Erzaehlungen seiner Grosseltern kennt. Obwohl der Vietnamkrieg, aus dem Laos als am schwersten bebombtes Land der Geschichte hervorging, erst relative kurze Zeit zurueck liegt, koennen Anne und Reike ausschliesslich von einem sehr herzlichen, gastfreundlichen wenn auch schuechternem und vor allem mit landschaftlicher Schoenheit gesegnetem Lao berichten (das s an Laos haben die Franzosen mitgebracht).

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Champasak

Bevor wir unsere Busreise ueber die Grenze von Laos nach Vietnam machen wollten, legten wir am 16. Maerz einen Zwischenstopp in Champasak ein. Eine kleine franzoesische Familie auf Don Det hatte uns von diesem Staedtchen gut zwei Stunden noerdlich und seiner wunderschoenen Tempelanlage vorgeschwaermt. "Nach Ankor, das Beeindruckendeste in ganz Suedostasien", hiess es. Da Champasak an der anderen Uferseite des Mekong gelegen ist, sollten wir mit einer kleinen Faehre uebersetzen. Nach 20 Minuten Schacherei und einem nur noch doppelt-wie-ueblich hohem Preis konnten wir es uns auf den mit Brettern ueberspannten einfachen Holzbooten gemuetlich machen. Wieder mal marschierten wir mit den Rucksaecken in der Mittagssonne im Zinit auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Mehr als hundert uniformierter Schueler ueberholten uns auf einfachen Fahrraedern. Meist sassen sie mindestens zu zweit auf ihren Drahteseln, wobei der hintere oft einen Schirm als Sonnenschutz fuer sich und Fahrer hielt.


Muede von der Hitze nahmen wir das erstbeste Quartier dankend an und planten eilig den Rest des Tages. Am folgenden Tag wollten wir die Reise bereits nach Vietnam fortsetzen und das Risiko, wiedermal auf dem Bett zu versacken, schwebte wie eine Dunstwolke ueber unsere strapazierten Boots. Also Zack, Flip Flops herausgeholt und mit ihnen die Leichtigkeit des Urlaubs angeschnallt. Motiviert von den Fahrradfahrenden Schuelern und in Anbetracht der 8-Km-Naehe jener Tempelanlage, von der wir uns so viel versprachen, entschieden wir uns fuer einen Easy-Going-Fahrradausflug. Es gab zwei Preise. Den einfachen und den doppelten. Letzteren fuer deutlich neuere Raeder. Einen Luxus, auf den wir zwinkernd verzichten wollten.

Viereinhalb Stunden spaeter standen wir da, schmorten in unserem eigenen Saft. Easy Going. Ha! Schweiss und Traenen der Verzweiflung vermischten sich auf ihrem gemeinsamen Weg koerperabwaerts. Wir keiften uns bei jedem Schlagloch gegenseitig an und die Strecke nahm einfach kein Ende. Mehrmals tauschten wir unser Gefaehrt, ueberzeugt, der jeweils andere haette das bessere Fahrrad erwischt. Irgendwann verlor auch dies seinen Reiz.

Wiedermal puenktlich kurz vor Ladenschluss erreichten wir als hoechstens zwei Haufchen Elend den Einlass, wo man uns irgendwie skeptisch beaeugte. Und dann der Schock: Die Tempelanlage war ein im Grunde umgebauter Berg.. Auf gut 100 Meter Hoehenunterschied wanden sich mehrere Ebenen heiliger Staetten steil bergauf gen Gipfel. Ernsthaft dachten wir an Umkehr. Wir kehrten nicht um.

Die Empfehlungen von der zweitschoensten Staette Suedostasiens klangen uns noch in den Ohren, und ein oesterreichischer Trekker, gerade fertig mit seinem Abstieg, bestaetigte uns, dass man die wahre Schoenheit nur von oben begreifen koenne. Na dann.

Reike hatte die doppelte Arbeit auf dem Weg nach oben, weil die meckernde Anne sich standhaft an seiner Bauchtasche festhielt und hochzog. Oben angelangt herschte zwischen uns beiden ein Moment von Sprachlosigkeit. Wir konnten es einfach nicht fassen, dafuer all die Strapazen auf uns genommen zu haben. Mehr als die paar wild zusammengewuerfelten Steinchen von unten waren auch (von) hier oben nicht zu erblicken und so brachen wir in schallerndes Gelaechter aus. Wir amuesierten uns koestlich ueber unsere eigene Launen, versuchten uns in Zynismus ueber die Situation gegenseitig zu uebertreffen und konnten sogar ueber zwei Maedchen schmunzeln, die wir von der Faehre her widererkannten und die nun bequem vom Taxi aufgelesen wurden. "Was, seid ihr echt mit dem Fahrrad hier? In der Hitze?" Wir nahmens mit Humor.

Der Fairness halber muss man auch die nette Aussicht ueber leeres Land und allen voran die malerische Allee-artige Anordnung uralter Baeume erwaehnen, und wie sie sich tief in und unter die riesigen Felsbloecke der Tempelanlage und Treppen den ganzen Weg bis hinauf bizarr an die steile Bergwand klammerten. Unsere beiden Fahrraeder mussten wir schliesslich ueber die hohen Aussenzaeune des Gelaendes hiefen. Die Spaetschicht hatte uns vergessen und eingeschlossen.

Die untergegangene Sonne machte uns den Rueckweg um ein vielfaches ertraeglicher. Diesmal gab Anne das Tempo an, und Reike hatte Muehe mitzuhalten. Seine letzten Reserven fuer den Tag hatte er wohl auf dem Berg gelassen. Fette Brummer knallten uns im zwei-Sekunden-Takt gegen die blanke Stirn und so erreichten wir vierzig Minuten spaeter mit reichlich Proteinen versorgt unser Nachlager. Alles in allem ein sehr anstrengender aber ebenso unterhaltsamer Ausflug.

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16 März 2007

Don Det - Insel im Mekong


don detFast waeren wir an unserem spaeteren Domizil vorbei gegangen. Denn am Eingang stand eine alte Frau, die uns mit ihren fuenf wild in der Luft stehenden Zaehnen, aus denen blutrote Fluessigkeit life, verschmitzt anlaechelte. Mit etwas Unbehagen liessen wir uns dennoch die Huette zeigen. Schwer bepackt und die Sonne im Zinit wirkten die einfachen Holzbungalows mit Haengematte auf jeder Veranda fast wie eine Vielsterneunterkunft. Ein hochgewachsener Ungare, dem die Entspannung ins Gesicht geschrieben stand, sprach der kleinen Anlage seine Empfehlung aus und damit waren auch wir mit im Boot.

Die schoenen Bungalows waren sehr einfach ausgestattet. Ohne Toilette, Strom, Schraenken oder Aehnlichem, dafuer mit der besagten Veranda, einem Moskitonetz, zwei Haengematten und das ganze in traumhaften Lage. Umringt von Palmen und Mangobaeumen keine zehn Schritte vom Ufer des Mekong entfernt sollte diese beschauliche Minisiedlung also unser Zuhause fuer die kommenden Tage werden. Und das fuer gerade mal zwei Dollar am Tag.

Wir waren erschoepft von den Reiseanstrengungen des Tages und so beschlossen wir, bei unserer Gastgeberin zu essen, die sich als Tochter der alten Dame herausstellte und in einem separaten Stelzenhaus eine umfangreiche Auswahl an Gerichten zu sehr vernuenftigen Preisen anbot. Wir bestellten uns eine Kokusmilch-Curry-Suppe – und sofort war klar, dass wir uns nach keinem anderen Restaurant umschauen muessen.

Das rote Zeug, welches der Mutter dieses gruselige Aussehen verpasste, stellte sich als eine Mischung aus Lianenblaettern, Baumrinde und besonderen Palmenfruechten heraus. Vermischt mit Kalk, welches sowohl Farbstoffe als auch andere Wirkstoffe aus dieser Mixtur loest, stellt dies ein unter Einheimischen beliebtes, leichtes Rauschmittel dar. Dank dem Ungarn und unserer netten, gleichaltrigen Gastgeberin – beide sprachen ueberdurchschnittliches Englisch – erfuhren wir Etliches ueber die Gegend, das Leben am Mekong und die Leute. Abends schnatterten wir bei einem Beerlao mit unseren Bungalow- und Haengemattennachbarn aus Wien und tauschten Weltreiseerfahrungen aus. Wie viele andere auch machten die beiden Ihre Reise entgegengesetzt unserer Route (kamen also aus Kambodscha), wodurch solche Gespraeche jeweils fuer beide Seiten voller spannender Infos ueber spannende Gegenden, Unterkuenfte und regionale Gepflogenheiten gespickt sind. Eine kleine Kerze in einer halben Kokusnuss als einzige Lichtquelle flackerte fleissig auf der Veranda.

Si Phan Don (4000 Inseln) ist eine ungeheuer schoene Gegend. Die einzige von den Franzosen je in Laos verlegte Eisenbahnstrecke verband Don Det mit ihrer Nachbarinsel Don Khon und hinterliess eine noch heute genutzte Bruecke. Wir schnappten uns Fahrraeder und machten uns auf den Weg, Don Khon zu erobern. Es ist nicht zu fassen, wie sehr man bei gut 40 Grad im Schatten ueber Mittag schwitzen kann. Mit Wasser waren wir gut versorgt und kauften auch staendig welches nach. Aber es war wie Wasser in ein Sieb schuetten. Nach rund 30 Minuten war es hoechste Zeit fuer eine ausgedehnte Mittagspause in einem schattigen Lokal. Kein Wortwechsel. Keine Bewegung. Nichts. Nur das Schwitzen wollte einfach keine Pause machen. Selbst die ganze Packung Servietten hatte schon dran glauben muessen, um die Ueberschwemmung nun auch auf der Tischdecke zu mindest in Grenzen zu halten. Nach weiteren dreissig Minuten fingen Reikes Arme langsam an zu trocknen. In Freude ueber dies positive Entwicklung warf er Anne glueckliche Gesten zu. Und fing sofort erneut an zu schwitzen. Schliesslich gaben wir die Hoffnung auf, und machten uns auf den Weg um die Insel.

Unsere Anstrengungen wurden belohnt. Nach einigen Kilometern kamen wir an einen Wasserfall, in dem sich der Mekong so gewaltig in die Tiefe brach, dass es uns beiden maechtig imponierte. Noch mehr imponierte uns aber, dass dieser gigantische Wasserfall sich beinahe ueber fuenfhundert Meter Laenge und Wolkenkratzerhoehe erstreckte. (Anne stoesst Reike gerade in die kurzen Rippen, er solle nicht immer so uebertreiben). Jedenfalls - am Fusse dieses betraechtlichen Wasserfalles in einer langsamstroemenden Tasche des Flusslaufs bildeten einige Quadratmeter feiner Quarzsand einen kleinen Strand aus. Die Fuesse ins kuehle Nass baumelnd verschnauften wir, als uns ploetzlich fiese, kleine Fische selbstbewusst in die selbigen bissen. Tut natuerlich nicht weh. Aber lustig fuehlt es sich allemale an.

Den naechsten Tag verbrachten wir mit Chillen. Endlich mal nix tun. Anne legte sich in die Haengematte und las einen Reiseroman aus den Achtzigern, der sich witziger Weise natuerlich in Sued-Ost-Asien abspielte. Fast alle Gasthaeuser hier sind mit Buchbestaenden ausgestattet, aus denen man frei waehlen kann. Eigene, gelesene Buecher tauscht man dann einfach gegen einen spannenden neuen Schmoeker. Reike bastelte waehrend dessen an einem Senkkescher. Die Streben aus herumliegenden Bambus geschnitzt (Der Vater der Gastgeberin half mit seiner Machete und offenbar reichlich Erfahrung im Umgang mit Bambus) und das Netz aus Restbestaenden eines der vielen Fischers, dauerte die Fertigstellung fast den gesamten Tag.

Waerend unseres Aufenthalts auf Don Det schlemmten wir zwei uns mindestens einmal die gesamte Speisekarte rauf und runter. Die Kueche hier war einfach hammer. Zum Abendbrot sassen Gastgeberin, der Ungare, unsere Huettennachbarn und wir dann meistens zusammen, assen und redeten, tranken Beerlao und liessen unser Plaudern vom Surren des Dieselgenerators begleiten, der in den fruehen Stunden der abendlichen Dunkelheit die Haupthuette mit etwas Licht versorgte.

Es ergaben sich so viele schoene Motive, die alle gerne fotografiert werden wollten. Doch die Kameraakkus waren auf Null und es gab wie gesagt keinen Strom zum Aufladen. Lediglich ein Internetcafe auf der anderen Seite der Insel wurde auch tagsueber von einem Dieselgenerator mit Strom versorgt. Sobald allerdings kein Gast im Haus war, wurde der Generator aus Kostengruenden abgestellt. Nagut, dann halt mal ein paar Tage keine Bilder.

Am 16. Maerz dann wollten wir aufbrechen, um uns in Richtung Vietnam weiterzubewegen. Das Laos-Visa war kein Problem, wir hatten gerade mal die Haelfte der erlaubten Zeit aufgebraucht. Aber Mitte April geht unser Flug von Singapur nach Bali und wir wollen die kommenden Reiseabschnitte ja auch ungehetzt absolvieren. Am Vorabend waren wir dann auch fast wehmuetig. Don Det ist einfach unglaublich schoen. Der Mekong, wie er sich auf einen halben Kilometer Breite auffaechert. Die rund 4000 Inseln und Inselchen, an denen sich die Stroemung des sonst braunen, hier aber fast klaren Mekongs bricht. Die Abgeschiedenheit, welche eine Insel ohne Bruecke zum Festland naturgemaess mit sich bringt. Die Gastfreundschaft und das sympathisch aufgedrehte Wesen der Hausherrin. Und natuerlich unsere katalogreifen Bungalows. All das wuerden wir sicherlich in den naechsten Tagen vermissen. Und so gaben wir uns noch einmal die volle Packung. Anne stiefelte einer kleiner Herde Wasserbueffeln hinterher, die sich in der Daemmerung vor unserer Huette im flacheren Wasser des Mekongs ihr Abendquartier aussuchten. Reike kletterte endlich auf eine der hohen Palmen, um dieser eine ihrer Kokusnuesse zu entringen (vorgenommen hatte er sich das schon laenger). Und zusammen liessen wir den Abend zu zweit in unseren Haengematten begleitet vom Plaetschern des Mekongs ausklingen.

Am naechsten Morgen dann in der Fruehe brachten uns unsere Gastgeberin und der Ungare in ihrem langen Boot stromaufwaerts nach Nhakasang, dem naechstgelegenen Dorf. Von dort aus wuerde uns ein Bus ins noerdlicher gelegene Champasak bringen, unserer letzten Station vor der Grenzueberquerung nach Vietnam. Schnell noch ein paar Baguettes gekauft und ab in den Tuk-Tuk bus, den wir uns mit vielen Einheimischen und wenigen anderen Backpackern teilten. Sage und schreibe 36 Man, davon vier Moenche in der Fahrerkabine neben dem Fahrer, fuenf Reisende auf dem Dach und drei hinten dran auf der kleinen Trittleiter baumelnd. Der Rest auf der eineinhalb mal drei Meter messenden Fahrgastladeflaeche zusammegefercht. Und los gehts..

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12 März 2007

Zu den 4000 Inseln - Suedlaos


don det25 Stunden herrlich bequeme Busfahrt lagen vor uns, nachdem wir aus Vang Vieng in den Sueden aufgebrochen waren. Gleich im ersten Minibus Richtung Vientiane lernten wir eine sehr nette Backpackerin aus Holland kennen. Wir machten alle ganz schnell die Augen zu, denn schlafend lassen sich die 100 km|h schnellen Fahrten durch die steilsen Haenge und die Ueberholmanoever vorbei an Huehnerlastern direkt vor der Kurve viel besser ertragen. Waehrend unseres Zwischenstops in der laotischen Hauptstadt Vientiane deckten wir uns erneut reichlich mit Proviant fuer die naechste Etappe der Busfahrt ein. Nach etwas Betteln bekam Anne auch ihre heissersehnten westlich importierten Shokoladenkekse und wir brachen froehlich auf nach Pakxe. Waehrend unsere ganzen Reise haben wir nur frisch gekochte, frisch geschaelte oder natuerlich verpackte (Banane) Sachen gegessen. Anne musste auf ihr heiss geliebtes Eis verzichten und auch von Eiswuerfeln, Salaten oder vielerlei Leckerein auf den Maerkten, bei denen wir nicht nachvollziehen konnten, wann und wie sie zubereitet wurden liessen wir lieber die Finger.


Auf der Busfahrt wurde uns beiden dann ziemlich deutlich bewusst, wieso wir bisher so diszipliniert waren. Mitten in der Nacht an einer Tankstelle im Nirgendwo wekte uns der Busfahrer hektisch und zeigte ungeduldig auf etwas im Dunkeln, was wir mit unseren Mueden Augen nicht erkennen konnten. Wir dachten, wir, die Falangs werden jetzt hier aus dem Bus geschmissen oder aehnliches. Aber es war die hollaendische Backpackerin, die dort zusammengekauert auf einem Stuhl sass, umringt von 15 Laoten. Sie hatte es mit dem Essen nicht so genau genommen und vergesst alles, was wir von zu Hause ueber Magen-Darm-Geschichten kennen…das war wirklich die Hoelle. Der menschliche Koerper kann sich in 30 Sekunden vollstaendig entlehren, das wissen wir jetzt jedenfalls.
Reike hat ihr den Rucksack mit frischen Klamotten und Handtuechern gebracht und Anne hat verhandelt, das der Bus nicht ohne uns weiterfaehrt und schliesslich konnten wir unsere Reise fortsetzen..


Pakxe war wirklich eine haessliche Stadt.

Da sich Reike nach seinem hifsbereiten naechtlichen Einsatz ebenfalls unwohl fuehlte, blieben wir in Pakxe laenger als geplant. Ueberall Muell und Dreck und auch in unserem Hotel machten wir freundliche Bekanntschaft mit den niedlichen Bettwanzen. Anne scheinen diese Krabbelviecher noch lieber zu moegen als Reike und so wechselten wir nach einer Nacht mit juckenden Flatschen an den Beinen das Hotel. Diesmal hatten wir einen Fernseher und die Vorfreude auf den 20.15 Film auf Englisch war riesengross. Lustig mal die Originalstimmen von bekannten Schauspielern zu hoeren.


Endlich konnten wir weiterfahren. Nach 3 Stunden im holprigen TukTuk und einigen Stops in denen wieder gegrillte Huehnerbeine ins Tuk Tuk zum Verkauf gereicht wurden, erreichten wir die Bootsanlegestelle. Unterwegs hatten sich ein laotisches Maedchen und ihr Opa, oder vielleicht ihr Vater, denn die Laoten sehen recht schnell sehr alt aus, sowas aehnliches wie weisse Radischen gekauft und gnatschten diese munter waehrend der Fahrt. Schmatzen und Spucken und alles auf den Boden werfen, was man nicht mitessen will gehoert hier dazu. Wie die Schweine, dachten sich Reike und Anne des Oefteren. Die weissen Radischen haben wir uns auch gekauft und sie schmecken herrlich. Ein bisschen wie Zuckererbsen, die noch in der Schote stecken.



Unsere Faehre auf die Insel Don Det war ein kleines schmales Holzboot mit reichlich Wasser ueberm Kiel und reichlich wenig Wasser darunter. Nach einigem Schoepfen stiegen wir zu viert, mit einem weiteren Backpackerpaar aus Kanada ein und die wilde Fahrt begann. Der Mekong fuehrte aufgrund der langen Trockenzeit und der starken Sonneneinstrahlung nur sehr wenig Wasser und ueberall ragten spitze Felsen aus dem Wasser, an denen man sich sehr wendig und geschickt vorbeischlaengeln musste. Der Taxifahrer sah so aus, als wenn er schon leicht einem im Tee hatte, aber zum Glueck winkte sein 4-jaehriger Sohn von der Bootsspitze uns immer um die Steine herum. Rechtzeitig, damit ein Aufprall nicht mehr verhindert werden koennte ;) Aber die Wahnsinns-Kulisse und das kuehlende Wasser machten alles gut und auch die Option zu kentern liess eigentlich nur den Gedanken an Erfrischung aufkommen.


Wir legten an einem Sandstrand am noerdlichen Zipfel von Don Det an und stiefelten dann wiedermal in der Mittagssonne los, um eine Unterkunft zu finden. Die ersten Meter zeigten sich als Tourimeile mit dicht an dicht stehenden Restaurants und schaebigen, zur Vermietung ausgeschriebenen Huetten. Zum Glueck entschieden wir uns einige Kilometer suedlich zu laufen, um dem Gewusel aus Party und Souveniershops zu entrinnen.

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11 März 2007

Vang Vieng im zentralen Norden von Laos

In der brutzelnden Mittagssonne folgten wir unserem weisen Loneley Planet, um das schoenste Nachtquartier fuer uns zu finden. Die Stadt wird vom Nam Song in zwei Welten geteilt. Auf der einen Flussseite das bunte Urlaubertreiben und am anderen Ufer unsere einsame Bambushuette. Wir ueberquerten den Fluss an der zollpflichtigen Bruecke, die eine findige einheimische Familie als ihre Einkommensquelle errichtet hatte. Als wir den handgemalten Schildern zum Molina Guesthouse folgten, wussten wir zeitweise nicht, ob das wirklich der richtige Weg oder die Ueberbleibsel einer vergangenen Schnipseljagt durch Kraut und Rueben waren.

Ueber Stock und Stein, klapprige Bambusbruecken und Zaeune hinweg stiefelten wir direkt in die Idylle von Vang Vieng. Wichtig war, das auch Reike mit seinen grossen Fuessen nur innerhalb der ausgetretenen Pfade blieb. Laos ist das Land mit der vermutlich groessten Anzahl an ungeborgenen Blindgaengern, welche im Vietnamkrieg von US-amerikanischen Bombern abgeworfen wurden. Interessant ist, das die Einheimischen in Vang Vieng diese Tatsache voellig verdraengen. In Gespraechen hiess es immer nur, ja, aber nicht bei uns in der Gegend. Sehr vorsichtig, mit dem noetigen Respekt erreichten wir unser Domizil fuer die naechsten 3 Naechte. Anne testete zu allererst den Komfort der Haengematte. Ein zufrieden knurrendes Mhhhh signalisierte Reike: "Ja! Hier bleiben wir!".

Die Bambushuette kostete uns 6 Dollar die Nacht und besass sogar ein Bad mit Warmwasser. Vom Papayabaum im Garten neben der Huette pflueckten wir unsere erste Papaye - die man hier ueberall gruen isst - und machten uns einen leckeren Papayaraspelsalat. Allerdings knabberten wir nur zoegerlich drauf los. Es war naemlich niemand zu finden, der die Papaya fuer uns verstaendlich nochmals wirklich als solche identifizieren konnte. Der Nam Song lag direkt vor unserer Fensterluke. Der Fluss war gleichzeitig Dusche, Autowaschanlage, Taxistrecke und Nahrungsquelle fuer die Laoten.Neben den langhoelzernen Fischerbooten, badeten die Frauen ihre Kinder und wuschen den Salat fuers Abendessen. Zugegeben erinnerte unsere erste Nacht in der Huette uns ans Zelten im abgelegenen tiefen Wald. Ueberall unbekanntes Fiepsen und Surren und Rascheln im Schilfdach.Bitte Alles, bloss keine Schlange!!! Das Moskitonetz bietet wunderbaren Schutz gegen die laestigen Muecken, aber gibt zum Glueck auch ein besseres Gefuehl gegenueber groesseren Rumtreibern. Einige Stunden blickten 4 Kulleraugen gespannt im Duckeln hoch zum raschelnden Dach und runter zu den grossen Ritzen im Bretterboden der Huette. Und schliesslich schliefen wir ein. Es war die bisher erholsamste Nacht in der Ferne.

Am naechsten Morgen machten wir uns auf zum Tagestrip. Zuerst mal wieder eine holprige Fahrt im Tuk Tuk zum Fischerdorf im umliegenden Bergdorf. Alle bestaunten den am Baum angeketteten Dorfaffen. Ein hochgewachsener Chinese mit drei weiblichen Begleitungen, der wohl etwas viel "The Wild Life" geschaut hatte, naeherte sich unerschrocken dem wilden Tier, der sogleich neugierig auf ihn kletterte. Irgendetwas jedoch passte dem kleinen Racker nicht. Und so biss er einmal kraeftig zu.Unser chinescher Freund, der Reike etwas an Spock erinnerte, verzog jedoch keine Miene. Meine Chance, dachte der Affe, und holte sich Nachschlag. Wumms folgte ein zweiter Biss ins Bein. Nicht die letzte obskure Szene auf dieser Tour, die der Chinese zum besten bot. Alle anderen Gaeste waren erst einmal schockkreidebleich.

Leicht verstoert trottelte die Gruppe weiter, bis der Guide anderenorts stoppte. Es erwartete uns eine Hoehlentour auf Traktorreifen. In Bikini und Badehose und mit Stirnlampe und wasserdichter Mopedbatterie bewaffnet zogen wir uns am Sicherheitsseil in den Eingang der stockfinsteren Hoehle - ein 90 %unter Wasser liegender schmaler Felsspalt. Alles war spannend, besonders das tiefschwarze Wasser unter dem Hintern, der fast ebenso tief im Traktorreifen steckte. Jedenfalls solange, bis der Tourguide in gebrochenem Englisch etwas schrie, das gefaehrlich nach Wasserschlange klang. Na gut, an den Humor der Laoten mussten wir uns noch gewoehnen. Stellenweise war der innerfelsige Flusslauf unterbrochen. "Alle raus!" hiess es. Und so krochen wir verunsichtert und dennoch fasziniert gebueckten Ganges durch die Enge des Felslabyrinths. Es ging vorbei an gruseligen Hoehleninsekten, bevor uns die Reifen endlich wieder auf den Rueckweg trugen. Ein Glueck es gab ein Sicherheitsseil. Dachte sich so manch einer aus der Gruppe. Bis es laut ZAPP schnalzte. Und ein dutzend Langnasen etwas verloren in der Hoehle umhertrieb. Wer ein Paar Flip Flops an sich vorbeischwimmen sah hatte Glueck und paddelte damit in Richtung Ausgang. Der Laotische Fuehrer schien wieder hochamusiert. Gequaelt lachte die Gruppe vereinzelt mit. Backpacking heisst eben auch, sich dem Land ein wenig anzupassen.

Gestaerkt durch ein reichhaltiges Mittag ging es endlich zum zweiten Teil der Tour: Ab ins Kanu und rauf auf den malerischen Nam Song. Anne teilte sich mit Reike einen Zweier. Aufregende Stromschnellen und schneckenlahme Stroemungen wechselten einander ab. In den Stromschnellen wurden unsere Koerper mit ausreichend Adrenalin versorgt, um dem spitz aus den wilden Fluten ragenden Gestein auszuweichen. Die langsameren Strecken gaben uns widerum viel Gelegenheit, diese unglaubliche Kulisse aus Felsraendern, Dschungelufern aus Bananen und Mangroven sowie Wasserbueffelherden zu beobachten. Es gab soviel spannendes zu beobachten, dass es manchmal dauerte, bis wir zwei merkten, dass wir seit unbestimmter Zeit auf Grund lagen. Hintern hoch, abgestossen und weiter gings. Das Hinterteil aller Kanus wurde durch einen niedlichen kleinen Blumenstrauss verziert. Unserer nicht. Kein Grund zur Traurigkeit, dachten wir. Bis wir endlich checkten, dass die Blumen weniger Zierde und viel mehr Stoepsel fuer die Lufttanks waren. Mit den Armen paddeln, mit den Beinen strampeln um ueber Wasser und auf Kurs zu bleiben. Zum Glueck halfen unsere Guides uns aus der Patsche und die Gruppe pflueckte gemeinsam noch einen Strauss Stoepselblumen.
Schon nach der naechsten Kurve der naechste Schock. Wer das Rostocker Shanty mochte, durfte sich hier zu Hause fuehlen. Das laotische Mallorca war ein aus Bretterschlaegen an die Felswaende getackertes Partydorf, inklusive Lautsprechertuerme und Bierbars. Die Briten machten ihrem Ruf alle Ehre und groelten uns laut entgegen. OH GOTT! Aus unserer Idylle gerissen trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. "Eine Stunde Pause. Viel Spass!" rief unser Guide. Wir beide guckten uns an, wieder zum Guide und schliesslich hilfesuchend zu den anderen Gaesten, die sich aber offenbar angetan ins Getuemmel stuerzten. Nagut, das beste draus machen, sagten wir uns. Keine zehn Minuten spaeter hatten wir einen riesen Spass. Endlich wieder mal Musik. Wer nimmt es da schon so genau was da gespielt wird. Wir arrangierten uns ganz gut mit 3000 Watt feinstem Schrammeltechno. Auf dem Bild koennt Ihr Reike sehen, wie er sich vom Flying Fox mit 70 Sachen ueber den Fluss reissen laesst. Und offenbar ganz gut Spass hat. :D
Die letzten Kilometer zurueck zum Dorf verliefen im Grossen und ganzen dann wieder idyllisch. Und in weiten Teilen auch trocken. Wenn da nicht der bloede Pfeiler der letzten Bambusbruecke gewesen waere. "Warte, ich bring uns da durch" rief Reike Anne zu. Aber das ist eine andere Geschichte, die sich Reike nun uebrigens in regelmaessigen Abstaenden in immer neuer Bluete von Anne anhoeren kann. Ein gutes hatte das ganze jedoch. Wo wir schon mal klitschenass waren, konnten wir auch gleich zu Fuss den Fluss zur Huette durchwaten. 1 Dollar Brueckenzoll gespart.
Auch die folgenden Tage in Vang Vieng waren sehr idyllisch. Wir genossen die traumhafte Lage, die erholsame Idylle und das muntere Treiben am Fluss, der zu allen Tageszeiten Dreh- und Angelpunkt des Lebens in Vang Vieng zu sein schien. Eins der vielen schoenen Erlebnisse, dass wir nicht unerwaehnt lassen wollen, begann mit einem Aushang im Internet-Cafe. Wir luden gerade Bilder hoch und lasen dort: "Please help teaching English!". Ein unheimlich engagierter Einheimischer verbesserte seit Jahren Stueck fuer Stueck die Situation des Ortes. Ein Gemeindehaus, eine Biofarm, eine Ausbildungsstaette fuer junge Leute und zuletzt eine Grund- und eine weiterfuehrende Schule sowie ein College erweiterten die Perspektiven von Vang Vieng enorm. Wissbegierige Schueler aller Altersstufen wollten ihre Kenntnisse der englischen Sprache verbessern. Doch es stand ihnen kein Lehrer zur Verfuegung. Und so warb der Aushang um die Zeit der Durchreisenden. Ein toller Weg um wenigstens ein kleines Stueck dem Land zurueck zu geben, das man bereist. Sofort wussten wir, das wollten wir tun. Es war ein unheimlich tolles und auch erfuellendes Erlebnis, auch wenn es nur fuer einen Abend war. Lauter kleine Laoten waren dankbar fuer jedes ausgetauschte Wort. Der Wissenstand war niedrig, und so unterhielten wir uns mit den Kindern ueber sehr banale und alltaegliche Dinge. Anne bekam einen Heiratsantrag von einem buddhistischen Moenchsschueler. Reike zwinkerte der geschmeichelten Anne gelassen zu. Keine Bedrohung. Vielleicht ein Tipp an alle, die durch solcherlei Laender reisen wollen: Ein paar Euro in Stifte, Radiergummis oder Schulhefte investiert machen Kinderaugen sehr leicht sehr gluecklich und bedeuten ein kleines Stueck echter Hilfe, die am richtigen Ort ankommt.
Nach vier Uebernachtungen machten wir uns dann jedoch auf den Weg in den laotischen Sueden und liessen unsere Bambushuette zurueck.

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05 März 2007

Unterwegs in Laos

Hallo an Alle,


endlich haben wir es geschafft, uns von unserem Traumdomizil Mut Mee in Nord-Ost-Thailand loszueisen und nach Laos aufzubrechen. Jetzt gings also los ins Ungewisse. Ein Tuk-Tuk brachte uns zum Grenzuebergang Thailand-Laos. Unsere erste richtige Tuk-Tuk-Fahrt tagsueber. Der Verkehr hier in Thailand ist irre. Regeln nimmt man hier nicht so sehr wichtig. Vor allem Tuk-Tuks interessieren sich nur gelegentlich fuer Ampeln, Sperrstreifen, Verkehrsschilder und aehnlich Laestiges. Das fuenfgliedrige Gurtsystem funktioniert hingegen prima. Solange man nicht loslaesst :)

Die Grenzueberschreitung ueber die Thail-Lao-Freundschaftsbruecke, welche die Thailaendische Seite des Mekong mit der Laotischen verbindet, war leichter als gedacht. Nachdem wir unsere vielen Taler (30 Dollar each) durch das kleine Fenster gereicht hatten, durften wir auch fuer 30 Tage nach Laos einreisen. Dort wurden wir wieder von unendlich vielen TukTuk Fahrern belagert und konnten uns dann gluecklicherweise eines mit anderen Falangs (Fremde) teilen. Der nette Aussteiger aus Wales hat uns viele gute Tipps fuer die Reise gegeben und auch spannende Geschichten von seinen eigenen Erlebnissen waehrend der halbstuendigen Fahrt nach Vientianne erzaehlt. Zu Hause hatten wir praktisch nie etwas von oder ueber Laos gehoert. Hier hiess es allerorts nur, Laos sei unheimlich arm und einfach. Dennoch - viele der Backpacker, die wir bisher trafen, schwaermten von Laos als eines ihrer schoensten Etappen. Hier sagt man uebrigens Lao. Das s hintendran haben die Franzosen mitgebracht. Genauso das Baguette, welches man hier ueberall kaufen kann. Fuer uns war das eine leckere und willkommene Abwechslung zum asiatischen Essen, welches "normales" Brot scheinbar nicht kennt.

In Vientianne angekommen konnten wir uns ein Bild von einem typisch laotischen Markt machen und mussten schnell feststellen, dass wir aus Thailand ziemlich verwoehnt waren. Alles hier ist staubig, Muell und Abfaelle liegen ueberall herum. Aber wir wollten ja gleich weiterreisen, um im schoenen Vang Vieng unser Nachtlager aufzuschlagen. Leider mussten wir mit langen Gesichtern feststellen, dass der letzte Bus bereits eine Stunde zuvor abgefahren war und wir wohl oder uebel hier bleiben mussten. Unser 10 Dollar Hotelzimmer (viel fuer Laos und bisher das teuerste) war schaebig und ohne Klimaanlage...aber wir bauten zum ersten Mal unser Mosquitonetz auf und freuten uns darueber, wie kleine Pfadfinder. Ausserdem macht der Flair des Moskitonetzes aus jedem Loch ein Schloesschen (Anne fuehlt sich regelmaessig wie eine Prinzessin im Himmelbett :D )

Abends wollten wir uns etwas zu essen kaufen und sind in einem richtig schoenen Freiluft-Restaurant am Mekong gelandet. Auf Kissen sitzen, Kokusnussmilch schluerfen und die Suppe selber im Tontopf ueber dem heissen Holzkohleeimer koecheln...ja so laesst es sich leben.

Am naechsten Morgen sind wir "schnell", soweit das mit den riesen Rucksaecken in der Hitze moeglich ist, zum Bus nach Vang Vieng aufgebrochen. Die Busfahrt war unglaublich... Wir brauchten allein eine halbe Ewigkeit, uns zum richtigen Bus durchzuschlagen. Dutzende Tuk-Tuk-Fahrer hatten uns - vermutlich an unseren riesigen Boots - als Touries erkannt und versuchten uns mal mehr mal weniger glaubwuerdig zu versichern, dass hier kein Bus in die gewuenschte Richtung fuehre. Natuerlich bot man uns hilfsbereiter Weise den Transport via Tuk-Tuk an. Fuer den 10fachen Preis versteht sich :D Die Tuk-Tuk-Fahrer sind hier das fieseste, was wir bisher in Asien erlebt haben. An jedem denkbaren Ort versucht man uns hier aufzulauern und uebers Ohr zu hauen. Anne meinte letztens griesgraemig: "Bestimmt ist die Hoelle voller Tuk-Tuk-Fahrer". Reike muss noch immer darueber schmunzeln.

Tuk-Tuk-Fahrer-erfahren, wie wir aber sind, liessen wir uns nicht beirren und fanden schliesslich den richtigen Bus. Er machte einen richtig guten Eindruck. Als wir ankamen, tauschte man gerade einen geplatzten Reifen gegen das Reserverad. Hier und dort kann man jedoch auch durchaus westlichen Standard beobachten. So wurde die Motorhaube bspw. von gutem altem Panzertape gehalten. Teufelszeug!

Wie das hier so ueblich ist, verstaute man unsere Rucksaecke nebst allerlei Waren auf dem Dach des Busses, der so um fast die Haelfte seiner Hoehe anwuchs. Reike kletterte mit rauf, um die Busse mittels Drahtschloss zu sichern. Die Vorstellung, saemtliches Hab und Gut zu verlieren, macht misstrauisch. Ausserdem hatten wir auch schon die eine oder andere Geschichte in diese Richtung gehoert...

Im Bus selbst ergatterten wir einen schoenen Platz zwischen den vielen Einheimischen, wenigen anderen Backpackern und schweren Reissaecken. Schon bald stellten wir fest, mit dem Ordinary-Bus-Ticket die richtige Wahl getroffen zu haben. Ob das die spaeter zugestiegenen allerdings auch so sahen, haben wir nicht erfragt. Diese mussten es sich in dem mittlerweile gut gefuellten Bus auf Plastehockern im Gang bequem machen.

Busse fahren hier generell in mehreren "Klassen". Ordinary ist super spartanisch. Keine Klimaanlage etc. Einheimische fahren meist mit dieser Version. Daneben gibt es weitere, teurere Varianten wie die VIP- oder Mini-Busse fuer die wohlhabenden Falangs mit den vollen Geldbeuteln. Einerseits sind wir da nicht ganz ohne Neid. Anderseits wollen wir bewusst so nahe an den hier lebenden Menschen sein, wie irgendmoeglich. Und glaubt uns, in den Ordinary-Busses kommt man sich mitunter SEHR nahe :) Dazu kommt, das VIP-Ticket-Inhaber den Sagen nach des Oefteren umsteigen muessen. So beginnt auch deren Reise zunaechst im Prachtbus, endet dann aber schliesslich im Tuk-Tuk.

Jedenfalls dauerte die Fahrt rund sechs Stunden. Der Zustand der Strassen war besser, als man uns berichtete - immerhin traegt Lao den Beinahmen "Land ohne Strassen". Unsere vorsorglich erworbenen Staubmasken, die hier auch von vielen Einheimischen getragen werden, mussten vorerst ihren Dienst nicht antreten. Die Frage, wie so eine Busfahrt tatsaechlich war, beantworten Augen und Hintern mitunter sehr unterschiedlich. Sehr sehr unterschiedlich! Allerdings entschaedigt die absolut atemberaubende Aussicht vielfach fuer das blauende Hinterteil. Beeindruckend ist auch die Fahrweise der Busfahrer. Reike hat schon tolle Serpentine in Italien erlebt. Auch Anne sind die strengen S-Kurven auf Gran Canaria noch gut in Erinnerung. Alles Schmarrn! Scheinen sich die Strassenbauer einen Sport daraus zu machen, die Pisten moeglichst sportlich zu gestalten. Und die Busfahrer nehmen die Herausforderung dankend an. Ob hinter der naechsten Kurve Gegenverkehr heranbraust wird schonmal aus dem Bauch heraus entschieden. Und auch Bremskloetzer scheinen in Laos zu den schwer zu bekommenen Guetern zu zaehlen, so sorgsam selten werden sie benutzt. Es ist schon ein tolles Erlebnis, ein so grandioses Panorama mit achzig Sachen an einem vorbei ziehen zu sehen. Zurueck lehnen, entspannen!

Vielleicht geben die wenigen Bilder von dieser Landschaft in den Gallerien (die meisten sind verwackelt) etwas von der Schoenheit dieses bezaubernden Landes wider. Bizarre Felsformationen ueberwuchert mit Bananenstauden und Urwaldgestruepp, mittendrin Holzhuetten mit ihrer Stelzbauweise, in denen die Laoten neben den saftigen Reisterassen leben. Rinder und Huehner, die hin und wieder die Strasse blockieren und dem Adrenalienspiegel Gelegenheit zum Absinken geben. Bei jedem noch so kleinen Stopp Dorffrauen, die aus dem scheinbaren Nichts auftauchen um gebratene Voegel, Reiswuerste, gruene Eier (alles am Spiess ... Reike schaute lechzend und neugierig interessiert auf das gruenfaserige Ei, dass der Laote vor ihm genuesslich verspeiste, bevor er den Ausdruck in Annes Augen bemerkte, deren Gesicht nicht weniger gruenfaserig wirkte) oder Wasser zum Kauf durch die geoeffneten Busfenster zu reichen. Das alles ist schwer zu beschreiben, wenn mans nicht selbst erlebt hat.

Unsere Fahrt endete am Rande Vang Viengs auf einer ausgedienten Schotter-Flugzeuglandepiste aus franzoesischen Kolonialzeiten. Mehr ueber unsere Zeit in Vang Vieng gibts bald im naechsten Blog :D also bleibt dran.

Anne und Reike

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Gerade Ohne Zugang zum Gaestebuch :(

He Leute.

Leider ist es uns von Nordostthailand aus bisher nicht moeglich gewesen, auf das gaestebuch zuzugreifen. wir werden allerdings mit euren eintraegen versorgt und freuen uns riesig. sobald wir koennen, antworten wir auch wieder fleissig :)

gruesse

AplusR

02 März 2007

Bangkok - Nong Khai

Hallo Leute,

endlich kommen wir mal wieder dazu, etwas von uns hoeren zu lassen. Mittlerweile sind wir bereits den sechsten Tag in Thailand. Die ersten Tage sind wir noch in Bangkok geblieben. Khao San - das ist dort die Strasse, um die sich Bangkoks Backpackerhochburg aufbaut. Einige Bilder mit gebackenen Skorpionen etc. habt Ihr ja vielleicht schon gesehen. Ein unglaubliches Gewusel von Thais und aller anderen Nationen auf den Strassen. Ueberall Thai-Essen verbunden mit dem Geruch von Gefluegel, Fisch und Unbekanntem auf Holzkohle gegrillt. Anne und ich sind im Paradies angekommen. Essen wird hier auf kleinen Wagen verkauft, die davon flitzen, sobald das Wort Polizei gerufen bzw. aufgeregt in die Haende geklatscht wird. Fuer ca. 20 Baht wird man hier gut satt (1 Euro = 46 Baht). Von offenen Getraenken und Eis (-wuerfeln) lassen wir die Finger - die hygienischen Bedingungen sind hier nicht immer einwandfrei bestimmbar.





Man wird hier staendig und von allen Seiten von Haendlern, Tuk-Tuk-Fahrern und zwielichtigen Gestalten vollgesuelzt. Tuk-Tuks - das sind motorisierte Dreiraeder - funky Dinger. Die Lichter scheinen auch Nachts grell in die kleinen Hostels - die Sawardees. Wer Laerm abkann oder Oropaks besitzt, ist klar im Vorteil :) Auf einer kleinen Tour durch das umliegende Bangkok wurden wir von einem Moench gesegnet, mehrmals zum Essen eingeladen, haben idylische Tempelanlagen entdeckt und uns kraeftig von Obsthaendler uebers Ohr hauen lassen. Lecker wars trotz des etwa dreifachen Preises.

Vorgestern hatten wir dann doch genug vom Bangkok, das manchmal wie fuer Touristen erschaffen auf uns wirkte und sind in Richtung Nordthailand aufgebrochen. Damit wir auch richtig abenteuerlich unterwegs sind haben wir uns fuer eine 3rd class Fahrt mit dem Zug entschieden (Annes Idee, Reike protestierte. erfolglos). Schon die Busfahrt zum Bahnhof war aufregend. Man darf nicht zu lange warten, um in den Bus zu steigen, denn das Zu- und Aussteigen findet hier in einer "unter-30Km/h-Gleitzone" statt. Man muss sich schon beeilen, wenn der Hintermann es noch hinein schaffen soll. Anne weiss das nun besser als Reike :) Ein Glueck kauften wir unsere Zugticket schon mittags. Das thailaendische Platzreservierungssystem ist sehr ausgekluegelt aber scheinbar doch schnell alles voll. Unser Zug war es jedenfalls.

Nach 10einhalb-stuendiger Fahrt kamen wir dann ueber Nacht ins 615km entfernte Nong Khai. Die gesamte Fahrt ueber waren saemtliche Fenster geoeffnet unterstuetzt von vier Hochleistungsventilatoren. Jetzt wissen wir, wie sich Autostudien im Windkanal fuehlen. Voellig verrusst erreichten wir gegen fuenfe morgens Nong Khai - unser Waggon war gleichzeitig Triebwagen und der Auspuff scheinbar neben unserem Fenster. Nach zaehen Verhandlungen mit der Tuk-Tuk-Mafia am Bahnhof von Nong Khai, brachte man uns ins nahe Stadtzentrum, wo wir durch das enorme Hundegebell erst einmal den ganzen Strassenzug weckten. Toll, endlich wieder Touris da, dachte sich sicher der eine oder andere geweckte Thai. Die Strasse wirkte - bis auf unseren kleinen Zwischenfall - unheimlich friedlich und verschlafen. Wir bekamen eine erste Ahnung, nun auf uns gestellt in einem kleinen Staedchen am Mekong im Hinterland von Thailand angekommen zu sein. Zwei nette Omis freuten sich uns Farangs (Fremde) helfen zu koennen. Naja, hat auch erst beim vierten Anlauf geklappt. Aber der Wille war da :)

Wir haben uns erst spontan im Zug entschieden, nicht direkt nach Laos weiterzufahren, sondern nach einem Guesthouse hier in Nong Khai zu schauen. Unser Lonely Planet war mal wieder ein toller Ratgeber. Das Mut Mee ist ein idyllischer Haufen von Gaestezimmern und -huetten direkt am Mekong. Alles schlief noch, und so suchten wir zwei uns ein paar Stuehle aus alten Autoreifen und beobachteten den Mekong dabei, von der aufgehenden Sonne erfasst zu werden. Das war das erste Mal, dass wir zwei uns wie im Urlaub weit weg von zu Hause und recht nahe am Paradies fuehlten. Die Mosquitos liessen uns Gott sei Dank weitgehend in Ruhe - unsere Chemiekeule aus Deutschland tut einen guten Job.

Erst im Licht der Daemmerung erkannten wir unsere tropische Umgebung. Wir sassen unter einem Dach aus Bananenpalmen, Bambus, Sternfruchtbaeumen und anderem Zeugs, welches wir von zu Hause her nicht kennen. Der Mekong ist riesig. Kein Vergleich mit der Warnow.

Gegen sieben dann begruesste uns die Hausherrin mit frischen Kaffee und Kakao, gegen acht dann zeigte uns ihr Mann - ein haengengebliebener britischer Hippie mit Rock, lila Fussnaegeln und starker Rumfahne und unheimlich nettem Gemuet - diverse Zimmer. Wir entschieden uns fuer die obere Etage eines kleinen 2-stoeckigen Holzhauses mit Blick direkt auf den Mekong. Das Zimmer hat vier Fenster, Mosquitonetz, Ventilator, shared bathroom und ist sehr geraeumig. Eigentlich hat man die ganze Zeit das Gefuehl, man liegt in einem ueberdimensionalen Baumhaus und das Bett wirkt durch das geraeumige Mosquitonetz wie ein koenigliches Himmelbett. Grossartig! Die Nacht kostet uns 330 Baht.

Nong Khai war als Ausruhstation vor Laos gedacht. Nun sind wir schon die zweite Nacht hier und denken ueber eine dritte nach. Die Leute sind so nett, Touris so rar und die Fruechte so vielfaeltig. Klar wissen wir, dass es ueberall auf unserer Tour so exotisch sein wird. Das macht es allerdings kein Stueck einfacher, sich von einem gerade gewonnen Stueck Himmel auf Erden wieder loszueisen. Und - uns treibt ja auch keiner :)

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