Tagebuch

06 April 2007

Elephants&Friends Teil I - Zu den Fanties


Fahrt zur Elefantenfarm
Nachdem wir um 11 in unserem Hotel, nahe der Khao San ausgecheckt hatten, schlugen wir uns mit samt allen Taschen und den schwer bepackten Rucksaecken quer durch die Strassen Bangkoks. Das Ziel war der grosse Busbahnhof, von dem stuendlich die Busse nach Kanchanaburi abfahren. Wir wollten noch heute auf der Elefantenfarm ankommen - schliesslich hatten wir das auch so im vorhinein dank Skype telefonisch vereinbart - und unsere Chancen standen nicht schlecht. Die vierstuendige Busfahrt war sehr bequem im gepflegten Reisebus mit Klimaanlage, nicht zu vergleichen mit den Strapazen aus Kambodscha. Wir waren mal wieder, wie schon zuvor so oft, die einzigen Europaeer im Bus und hatten uns mittlerweile daran gewoehnt, alle Blicke auf uns zu ziehen. Unser mageres Reiseproviant bestand aus einer Packung Kruemelkeksen und einem kleinen Wasser, das wir voellig ueberteuert noch am Busbahnhofskiosk erstanden hatten.

Das Glueck war uns hold und so konnten wir in Kanchanaburi noch den letzten Anschlussbus des Tages um 17:25 Uhr direkt zur Elefantenfarm erwischen. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns auf dem Frischmarkt, der wieder unzaehlige, fuer uns exotische Obst- und Gemuesesorten auf hoelzernen Tischchen und in Kartons praesentierte. Reike hatte bereits riesigen Hunger und so erkundeten wir den Marktplatz nach dem leckersten und guenstigsten Mittagsgericht fuer den kleinen Vielfrass. Anne kaufte sich ein Pfund der stacheligen Litschis, wie sie auch in den Asialaeden in Deutschland manchmal zu finden sind. Aber an der Tuete Schokoladenkekse fuer umgerechnet 50 Cent sind wir auch diesmal nicht vorbeigekommen. Wir stiegen guter Dinge in den Bus und los ging die einstuendige Fahrt zu Elephants&Friends mit weit geoeffneten Fenstern und die frisch duftenden Litschis lagen auf unsrem Schoss.

Es war ungefaehr halb sechs, kurz vor dem Dunkelwerden, als wir endlich die lange Einfahrt zur Elefantenfarm entlang stiefelten. Riesige Huehnergoetter - 2x2x2 Meter aufwaerts - saeumten den Sandweg. Durch die gewaltigen Loecher konnte man locker hindurch krabbeln. Wir buckelten vorbei an Wasserloechern, klapprigen Holzverschlaegen und gerodeten Flaechen, immer Ausschau nach Elefanten haltend. Schliesslich erreichten wir die kleine Gemeinschaft aus Farmarbeitern, Elephantenhuetern und arbeitswilligen Touris. Sie sassen zusammen in dem ueberdachten aber teils offenwandigen Gemeinschaftsbereich, gleichzeitig Besprechungsraum, Kueche und Essbereich. Nur von Elefanten weit und breit noch keine Spur.


Spaete Ankunft

Alle waren sichtlich ueberrascht, uns auf der Zufahrt zu entdecken, denn so spaet fuhr normalerweise kein oeffentlicher Bus mehr. Aber wir hatten maechtig Schwein und der Fahrplan wurde nur wenige Wochen zuvor umgestellt. Wir wurden in die letzte der drei Bambushuetten gefuehrt, die fuer Arbeitsbesucher vorgesehen waren und stellten unsere Rucksaecke in die schoene Huette mit ihren zwei grossen Betten, die bereits von Mosquitonetzen ueberhangen waren und somit dem durch und durch hoelzernen Raum den Charme eines kleinen Schlosszimmers mit Himmelbett verliehen.

Doch es zog uns gleich wieder zuruck ins Gemeinschaftshaeuschen. Nicht zuletzt, weil uns bei Ankunft ein verfuehrerischer Duft aus der Kueche die unmittelbar bevorstehende Abendbrotszeit signalisierte. Aber auch, um die dort bereits Versammelten kennen zu lernen beziehungsweise uns selbst vorzustellen.

Da waren ein deutsches und ein oestereichisches Paerchen, der Besitzer und seine kleine Tochter, die Koechin, mehrere Farmhelfer und Elefantenpfleger sowie zwei weitere Westliche - ein Australier und eine Niederlaenderin - die es als Langzeithelfer bereits seit Jahren an die Elefanten fesselte.

Erster gemeinsamer Abend

Der Duft aus der Kueche versprach nicht zuviel. Der Reis und die verschiedenen Curries, mit Huehnchen, vegetarisch und allerlei Zauberhaftes aus der thailaendischen Kueche waren reichhaltig und sehr sehr lecker und trieben uns durch ihre Schaerfe wieder die ein oder andere Glueckstraene in die Augen.

Der Abend verging sehr schnell mit einem Singha-Bier und es zeichnete sich bereits ab, dass wir uns mit Hannes undKathrin ganz toll verstehen wuerden. Das deutsche Paerchen - Mitte 20 - war auch sehr amuesant. Sie war Anhaengerin der alternativen Heilmedizin und bot ihrem Koerper physische Ausgeglichenheit, indem sie sich an allen zur Verfuegung stehenden Pfosten und Baenken dehnte und streckte. Beide Beine um 180 Grad Winkel zueinander, unterhielt sie sich in nicht so recht natuerlich klingender spritueller Art und fiel nicht nur ihrem Freund immer wieder dann und wann belehrend ins Wort. Einfach zum Knuddeln, dachten wir uns.

Er wiederum war eigentlich ein Netter. Interessant war auch seine Art zu Reisen. Mit LapTop und Universalstromadapter ausgestattet, verband er das Angenehme mit dem Nuetzlichen. Als Freischaffender Webdesigner war der Ort seines Schaffens unabhaengig von allen Kunden. Man - dachten wir - muss das hart sein. Sich selbst so sehr zu disziplinieren, dass man im Zweifelsfall eben am Computer hockt, um den aktuellen Auftrag zu Ende zu fuehren, anstatt den Rufen von Sonne, Meer und Urwald oder seiner Freundin nachzugehen. Und so arbeitete der Deutsche beschaulich jeder Ebbe in seinem Reisebudget entgegen.


Elephants&Friends - Die Geschichte

Es war schon witzig! Soweit weg von aller Zivilisation in einer so grossen Gruppe (sechs), mal wieder deutsch zu sprechen, tat irgendwie gut! Elephants&Friends war eine Art Seniorenstaette fuer Elefanten. Ausgebrannte Arbeitselephanten koennen hier einen wuerdevollen Lebensabend verbringen. Als gemeinnuetzige Organisation verwenden die Betreiber das Tagegeld der helfenden Besucher zum Kauf von Lebensmitteln und weiterem Weideland fuer die Fanties. Soviel wussten wir - dies und der faszinierende Gedanke, einmal mit Elefanten zu arbeiten, waren auch Grundlage unserer Entscheidung, selbst hier her zu kommen und mit anzupacken. Wenn auch nur einen einzigen Tag, denn das Tagegeld betrug rund 25 US$ pPN und schlug daher kometenmaessig in unser Budget ein.

Am Esstisch und zusammen mit den anderen erfuhren wir weitere Deteils, unter anderem die tragische Geschichte der Farmgruender. Eine Niederlaenderin und ein Thai liebten nicht nur einander, sondern auch die Elies. Und zwar so sehr, dass sie Elephants&Friends aufbauten, hier im thailaendischen Busch. Vor rund einem Jahr dann fing sie sich eine banale Infektion ein. Fieber kam und die Abgeschiedenheit, welche sich beide fuer die Elefanten wuenschten, wurde ihr zum Verhaengnis. Sie starb nach nur zwei Tgen. Ein umrahmtes Bild an der Wand und die 3-jaehrige Tochter, die nun friedlich in der Haengematte schlief, erinnerten an sie.

Naturschauspiel

Trotz der Tragik machten die Elefantenfreunde jeden Tag weiter. Niemand jedoch konnte uns genau sagen, was uns am morgigen Tage erwarten wuerde. Wir spekulierten zu sechst, als ein Schwarm hunderter Insekten aus dem Dunkeln kommend an uns vorbei in Richtung Leuchtstoffroehre rauschte. In Suedostasien gilt die Regel "Eine Lampe, ein Gecko". Und als der Gecko der Leuchtstoffroehre sich schmatzend an sein gefluegeltes Abendbrot machte (wer kennt noch das Maerchen Tischlein Deckdich?), lockte dies wiederum rund ein dutzend weiterer dieser kleinen hellgruenden Zwerge mit Saugnapffuessen an. Zusammen schnappten sie sich ein Insekt nach dem anderen. Termiten, wie wir spaeter erfuhren. Spuckten nur die durchsichtigen Fluegelpaare wieder aus und machten keine Gefangenen. Anstatt die Gefahr zu wittern, schwirrten die Termiten wie gebannt um das Licht. Dieses fantastische kleine Naturspektakel war nach nur fuenf Minuten vorbei. Uebrig blieben die vollgefressenen Echsen, die Baeuche nun aufs Doppelte angeschwollen, und ein Haufen farbloser Fluegel. Unser letzter Eindruck, bevor wir uns alle Gute Nacht sagend voneinaner verabschiedeten.

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01 April 2007

Und zurueck nach Bangkok (2. mal)


Letzter Morgen in Kambodscha

Von Siem Reap aus buchten wir unsere Weiterreise mit dem Bus bis zurueck nach Bangkok. Ein sehr ehrlicher Mitarbeiter des klitzekleinen Reisebueros gleich neben dem Markt erzaehlte uns, dass die Klimaanlage im Bus leider ausgefallen sei. Sie wuerden alles daran setzen, um sie bis zur morgigen Abreise wieder fit zu bekommen. Wir (wir alle drei) hatten schon die boese Vorahnung, dass dies wohl nicht klappen wuerde.

Unser Wecker klingelte puenktlich um 6:30 Uhr. Und 6:45 Uhr klopfte unser Buszubringer-Fahrer an die Bambustuer im Hotel, dass es die Termiten raustrieb, wo wir denn bleiben. Wie unverschaemt die Leute hier sind dachten wir uns. Um sieben war abgemacht. Und nun kommt er schon 'ne halbe Stunde frueher. In aller Eile schnappten wir unsere Sachen und stopften alles in den Rucksack. Natuerlich entschuldigten wir uns bei den anderen Fahrgaesten fuers Warten. Aber wir konnten ja nunmal nichts dafuer. Wir sollten doch erst um sieben abgeholt werden. "Aber es ist schon zehn vor acht", erwiderte einer der Backpacker. Schmunzeln in den Gesichtern der anderen. Oh man! - unsere Uhr ging noch immer nach vietnamesischer Zeit, genau eine Stunde hinterher. Oje, hoffentlich wuerden wir den Bus ueberhaupt noch erwischen.

Aber zum Glueck laufen die Uhren auch in Kambodscha etwas langsamer und der Bus war noch dabei, das Gepaeck aller Reisenden auf den hinteren Busplaetzen zu verstauen. Alle man draengelten sich in den heissen Bus. Nur wir warteten hoeflich, geleitet vom schlechten Gewissen unserer morgentlichen Verspaetungspanne, und stiegen zu letzt ein. Kein Platz war mehr frei. Schande! Nur ein kleiner Spalt lichtete sich auf der der schmalen Rueckbank, die bis zur Decke mit Rucksaecken und Koffern beladen war. Schoener Mist, dachten wir, und wuehlten uns anderthalb Plaetze frei.


Die Abfahrt

Ein Wunder, die Klimaanlage ging. Wer haette das gedacht. Wir nicht. Hurra!! alles halb so schlimm, denn der Tag versprach sehr, sehr heiss zu werden. Wir holperten los, denn die Strassen in Kambodscha sind eine Menge, aber nicht gut ausgebaut. Riesige Schlagloecher pflasterten die Reste der asphaltierten Strassenabschnitte. Dazwischen ewige staubige Kilometer, die an Feldwege zwischen Mutzwitzen und Hinteroberammerdorf erinnerten. Die Klimaanlage lief ganze zehn Minuten.
Zum Glueck wurden wir ja - im Gegensatz zu den woanders buchenden Fahrgaesten - schon vorbereitet und hatten von vorn herein keine grossen Erwartungen. Anfaenglich hielten wir die Busfenster noch geschlossen. Bloss den ganzen aufgewirbelten Staub nicht reinlassen! Aber die Hitze wurde unertraeglich. Wir waegten Uebel gegen Uebel ab. Und so war der Staub nur das Kleinere.


Gut praepariert setzten wir unsere Staubmasken (ein Mitbringsel aus Thailand und Vietnam) auf, waehrend alle anderen versuchten, mit Aermeln und Taschentuechern vor dem Mund die Atemluft wenigstens grob zu filtern. Der Busfahrer machte sich keine grosse Muehe, den Schlagloechern auszuweichen. Haette vielleicht auch keinen grossen Zweck gehabt. Und so ging ein Hieb nach dem anderen auf der Rueckbank direkt durch Mark und Bein. Und durch unsere Maegen. Wir befuerchteten teilweise schon den drohenden Achsbruch und der Motor direkt unter unseren Hintern wurde immer heisser. (D-Flame: Heissa!) Durchgeschuettelt und weichgekocht wurde uns immer uebler und sternenklar, dass wir die mit Abstand schlechtesten Plaetze im Bus erwischt hatten. Sauber!


Grenzuebergang Poipet

Jede Pause war ein Segen und endlich erreichten wir die Grenze nach Thailand. In Kambodscha werden reichlich Fluege von Siem Reap nach Bangkok angeboten. Die Airlines haben grosses Interesse, ihre Fluege ausgebucht zu sehen und kurropieren die Erneuerung der einzigen Verbindungsstrasse zur thailaendischen Grenzstadt Poipet. Das ist der Grund, warum diese in einem so schlechten Zustand ist. Die wenigen hartgesottenen Busunternehmer sind aber auch nicht bloede genug, ihre guten Busse dort hindurch zuschicken. Und so bucht man dann freiwillig das viel teurere Flugticket bucht.

Wir verliessen den Bus und ueberquerten zu Fuss das Niemandsland bis zur thailaendischen Grenzkontrolle. Klimaanlage, Gepaeckkontrolle, freundliche Beamte und keine Einreisegebuehr. Was fuer eine freundliche Begruessung! Der Raum war wieder so schoen angenehm kuehl, dass wir uns mit dem Ausfuellen unserer Einreisepapiere viel Zeit liessen, bevor wir zum Anschlussbus nach Bangkok gefuehrt wurden. Wow, zweistoeckig, (funktionierende) Klimaanlage, gepolsterte Sitze - ein Unterschied wie Tag und Nacht zum ersten Teil unserer Reise. An dieser Grenze stiessen zwei Welten auf einander. Kambodscha und Thailand. So enge Nachbarn und doch so verschieden.Nach 10 Minuten voelliger Entspannung im Upper-Class Reisebus hielten wir und wurden vom Reisebegleiter uebers Mikro begruesst. Er entschuldigte sich fuer die kurze Pause und erklaerte: "Liebe Fahrgaeste. Ich hoffe, Sie nehmen uns diese Pause nicht uebel. Der Busfahrer ist seit 24 Stunden am Lenkrad und braucht eine kurze Dusche und etwas zu essen. In 15 Minuten geht es weiter. Danke." OH GOTT - alle haben das gleiche gedacht. "Lasst den Mann doch erstmal schlafen! Wir warten gerne, wenn wir dafuer heile ankommen."

Nach 15 Minuten ging es tatsaechlich weiter und es waren noch gute fuenf Stunden nach Bangkok. Die Angst, der Busfahrer koennte am Steuer einschlafen, legte sich mit der Erkenntnis, dass man eh nichts daran aendern koennte. Wir genossen die Landschaft, die an unseren Fenstern vorbeizog und so kraeftig und saftig gruen wirkte im Vergleich zu den staubigen Strassen Kambodschas. Bangkok erreichten wir im Dunkeln. Und die Lichter der Stadt lagen zu unseren Fuessen (bzw. Raedern), als wir die Stadtautobahn entlang fuhren, die hoch ueber den Daechern der Stadt errichtet ist. Ein unglaublich schoener Anblick, der in uns das vertraute Gefuehl erzeugte, wieder zurueck zu sein. Auf der Kaoh San. Mit all dem bunten Treiben. Und die Vorfreude auf all die Koestlichkeiten an den Strassenstaenden liess uns jegliche Strapazen der Anreise vergessen.



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28 März 2007

Fahrt von Vietnam nach Kambodscha

Reiseplanungen

Wir hatten lange ueberlegt, wieviele Tage uns eigentlich fuer Kambodscha blieben. 2 Monate plus 14 Tage Bali hatten wir insgesamt fuer Suedostasien eingeplant, wobei Bangkok unser Startpunkt war und nach einem Monat Bangkok auch wieder unsere Suedostasienhalbzeit markieren sollte.

Zwar sind wir grundlegend flexibel bei unseren Wann?s, Wohin?s und Wie?s des Reisens, aber unser Flug war schliesslich gebucht und gab uns damit einen gewissen Zeitrahmen vor. Schaut man auf eine Karte Asiens, ahnt man, dass die Reise durch Thailands suedlich Bangkoks und durch Malaysia bis nach Singapur (unserem Anschlussflughafen) eine Entfernung mit sich bringt, die in den verbleibenden fuenf Wochen gerade noch ohne Stress und Hektik zu bewaeltigen waere. Allerdings waren wir noch immer in Vietnam

Bei unseren weiteren Ueberlegungen spielten daher folgende 3 Punkte eine tragende Rolle:

  1. lag Kambodscha noch komplett vor uns.
  2. wuerden wir wenigstens zwei Tage in Bangkok verweilen muessen. Und
  3. hatten wir uns in den vergangenen zwei Wochen bereits intensive mit der Chance angefreundet fuer ein paar Tage nach Kanchanaburi westlich von Bangkok auf einer Elefantenfarm mitzufahren.

Bei diesen Gedankengaengen zeichnete sich ebenfalls ab, dass ein Besuch Myanmars nun an Prioritaet zurueckstecken muesste und nur dann noch "drin" waere, wenn es sich wirklich aufzwingt. Hinzu kam, dass sich Anne nach dem staubigen Laos, dem voraussichtlich noch staubigeren Kambodscha und den spaeter folgenden, kuehlen Neuseeland noch einmal nach ausgiebigem Strandurlaub auf einem beliebigen weissen Streifen, irgendwo zwischen Smaragd- und Palmblaettergruen sehnte.

Alles in allem beschlossen wir daher, unseren Kambodschabesuch auf die Hauptstadt Pnom Penh und vor allem Angkor Wat zu beschraenken, von dem viele sagten, man brauche nichts in Suedostasien gesehen haben, aber Angkor Wat ist ein Muss.

Bei der Planung der Fahrtroute selbst achteten wir noch darauf, keine der beiden Tak und Trat zu streifen, da diese laut Warnung der WHO als hochriskante Malariagebiete gelten. Von einer Durchquerung ohne Malariaprophylaxe wird ganz abgeraten.**


Die Busreise

Fuer die Strecke von HCMC (Saigon) nach Pnom Penh entschieden wir uns fuer eine Busfahrt, moeglichst 3. Klasse - in Suedostasien ein Garant fuer Abenteuer. Und am naechsten Morgen ging es dann los. Kaum raus aus HCMC kamen wir wieder einmal in engen Kontakt mit Einheimischen. Das Fahren mit den Bussen ist regelmaessig eine tolle Gelegenheiten zu beobachten. Sprache, typische Verhaltensweisen und Essgewohnheiten.

Ein paar Chinesen waren ebenfalls an Bord. Ziehmlich bald plauderten wir mit einem Moench, eine Sitzreihe vor uns. In Zug und Bus ist in gesamt Suedostasien die hintere Sitzreihe unbesetzt zu lassen. Diese ist den buddhistischen Moenchen reserviert. Aehnlich wie in Deutschland den aelteren Menschen, bietet man in vollen Bussen auch seinen Sitzplatz unverzueglich und selbstverstaendlich zusteigenden Moenchen an. Nur, dass hier im Zweifelsfall auch alte, gebrechliche Muetterchen aufspringen, umd den orange oder braun gewandten den eigenen Sitzplatz zu offerieren. Ausserdem ist es Frauen nicht gestatten neben Moenchen oder deren Besitztuemern zu sitzen. Praktisch werden diese Regeln aber eher laessig gehandhabt. Zumal, wie wir herausfanden, Maenner in orangem Gewandt plus rasiertem Kopf nicht automatisch Moenche sein muessen. Auf sogenannte Novizen, Moenchsschueler, tragen orange Gewaender, geniessen aber nicht annaehernd Status und Ansehen eines Moenches. Dafuer muessen sich diese aber auch nicht den Kopf glatt rasieren.


Moenche und Reisen

Tatsaechlich ist es ueberaus populaer fuer heranwachsende Maenner oder Teens, fuer einen Zeitraum von haeufig drei Monaten Novize zu werden. Dies bringt Ansehen und durch Gaben haeufig auch Geld und Sachmittel, nicht nur fuer den Moenchsschueler, sondern fuer dessen gesamte Familie. Damit auch die Haeufigkeit, mit der man einzelne oder Gruppen von saphran Leuchtenden sieht.

Zwar laesst sich den Aussagen von wandernden Moenchen und Einheimischen zu Folge noch viel mehr Aussage an den Abstufungen der einzelnen Orange-, Gelb- und Brauntoene der Wickelgewaender ablesen. Das ist fuer uns als "Besucher" jedoch, v.a. auf Grund der vielen religioesen Abspaltungen, Klosterbraeuchen und regionalen Verschiebungen bei den Kleiderordnungen und den Textilverwaschungen kaum moeglich.

Der Moench vor uns war auf Heimaturlaub und gerade auf dem Weg zurueck in sein Kloster. Auch Moenche sind nur Menschen. Und so hatte dieser einen Leinenbeutel voll selbstgepflueckter Mangos von Mama dabei. Sofort bot er auch uns je eine Mango an. Die Asiaten teilen ihr Essen ohnehin unheimlich gerne. Wir nahmen dankend an, denn Mangos waren gerade dabei, sich nach ganz oben in unsere Top-Fruechte-Liste zu katapultieren. Zumindest so, wie man Mangos hier ist: gruen, hart und gerade in dem Stadium, in dem der saure Geschmack des festen Fruchtfleisches in ein aromatisches Suess umkippt.


Kulinarisches

Wir ueberquerten gerade mit einer kleinen, klapprigen Autofaehre den Mekong, links und rechts verdeckten graue LKW-Planen die Busfenster in einem Abstand von knapp 50 cm, als auf der gegenueberliegenden Sitzreihe eine Chinesin mittleren Alters mit schiefverzogener Miene etwas ausspuckte. Es war der Bissen, den sie gerade aus einer kegelfoermigen, uns unbekannten Frucht nahm.

Was mag das nun wieder sein? Der kegelfoermige, kopftstehende Fruchtkoerper stellte sich als der einer Lotuspflanze heraus. Eine hilfsbereite Nachbarin erklaerte der Chinesin, dass sie nicht die Frucht als Ganzes essen koenne. Vielmehr pult man die haselnussgrossen und -foermigen Samen heraus, pellt die gruene, einen halben Milimeter duenne Schale ab und isst die zum Vorschein tretenden schneeweissen Samen selbst. Diese schienen der Chinesin wiederum gut zu schmecken, und sie entschloss sich spontan, auch die sie umgebenden Fahrgaeste an ihrer neuen Entdeckung teilhaben zu lassen.

Wieder dankend nahmen wir an. Die Lotussamen schmecken im Grunde aehnlich den geschaelten Samen vollreifer Aepfel, dabei knackig und leicht suess mit einer kleinen Prise Zaehnestumpfmacher. Lecker. Irgendwie.


Grenzprobleme

Die Grenze nach Kambodscha hatten wir bald erreicht. Am Rande erzaehlte man uns, dass der Bus die Grenze nicht ueberqueren koenne. Dass aber eine Anschlussbus die Gruppe auf der anderen Seite aufsammeln wuerde. Und wie der Bus dann wohl aussehen wuerde? So wie dieser hier? - fragte jemand aus der Gruppe. "Yeah Yeah, Same same. But different.". Aha!

Ein kleiner Schocker erwartete uns, als wir nach Passieren des vietnamesischen Grenzpostens von der Einreisegebuehr in Hoehe von 25 US$ erfuhren. Schockschwerenot! Dieses Geld hatten wir nicht. Jedenfalls nicht Cash. Und was nun? - schoss es uns durch den Kopf. Einen Geldautomaten gab es in dem kambodianschen Grenzort Bavet nicht. Sollte man uns nun tatsaechlich hier zuruecklassen? Waehrend der Rest der Reisegruppe weiterfuhr? Und was dann? Ein Bus zurueck in die naechste vienamesische Stadt fuhr heute nicht mehr. Ein Hotel gab es hier auch nicht. Nur die leicht beaengstigenden Wellblechhuetten der Aermsten der Armen, die hier in Lumpen hausten, um ein paar Cent von den Durchreisenden zu erbetteln.

Aber irgendwie geht es immer weiter. Und wir waren tierisch froh, als uns ein junger alleinreisender Amerikaner verstaendnisvoll anbot, uns die Penunzen zu leihen. Zumindestens bis zum naechsten Geldautomaten. Puh, nochmal jut jejangen!

Doch auf der anderen Seite der Grenze gabs dann prompt die naechste Ueberraschung: kein Bus da, weit und breit. 50 Unglaeubige in der prallen Mittagshitze. Aber eben kein Bus. Ratlos standen wir in der Gruppe herum. Bis einzelne die Initiative ergriffen, sich zerstreuten auf der Suche nach einen Bus, einen Fahrer, eine Kontaktperson oder ein Telefon. Nueschsts!

Der einzige Zufluchtsort - ein kleines schaebiges Restaurant. Und siehe da - in der Naehe auch ein Bus. Nach beinahe anderthalb Stunden kam der Busfahrer endlich herein spaziert, als waere nichts gewesen. Und weiter gings.

Spinne a la Grill

Die Pause nach weiteren 4 Stunden Fahrtzeit nutzten viele (Mutige) fuer einen kleinen Snack. Einer der Fahrgaeste brachte gegrillte Spinne mit zurueck in den Bus. Eine ganze Schachtel voll, schwarz und haarig. Genuesslich riss er seinem Gericht erst die Beine aus, und ass diese schmatzend, bevor er sich ueber die fleischigen Koerper der Spinnen hermachte. Lecker. Ein Sportkamerad von Reike aus alten Wasserspringerzeiten fing gelegentlich Fliegen und ass diese. Aber dass war Kleinkram, verglichen mit dem hier.

Der dichte, von den Reifen und dem Unterboden des Busses aufgewirbelte Strassenstaub, verkuerzte die Sichtweite innerhalb des Busses auf knapp zehn Meter. Aber der Gedanke, in einem sterilen Flieger in nur einer statt neun Stunden Pnom Penh erreichen zu koennen, kam uns selbst jetzt und hier nicht annaehernd so prickelnd und leerreich vor. Was fuer eine Erfahrung.


Links zur Fotogalerie

** Nach einer ausfuehrlichen Abwaegung aller Vor- und Nachteile, hatten wir uns bereits fuer eine Stand-By-Versorgung und hierbei fuer das Medikament Malarone entschieden. Malarone, weil es einerseits das Medikament mit der hoechsten Abdeckung der hier auftretenden Malariaerregertypen ist; weil es andererseits laut uns zugaenglichen Erfahrungsberichten verglichen mit der Alternativpraeparat Lariam absolute ueberwaeltigend geringere Haeufigkeiten von unangenehmen Nebenerscheinungen verursachte; und weil es schliesslich verglichen mit Lariam auch deutlich weniger Resistenzen von Malariaerregern gegenueber Malarone gab. Stand-By heisst ausserdem, dass man das Medikament nicht prophylaktisch, also vor einer Infektion, sondern erst im Falle eines Verdachtsmoments einnimmt. Die gaengigen Malariapraeparate sind - prophylaktisch und Stand-By - eine Art Chemotherapie, anstrengend fuer den Koerper und bieten niemals sicheren Schutz.

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