Tagebuch

01 April 2007

Angkor Wat - Overtaken by the Jungle


Sieben Uhr, wie verabredet und mit schlafverquollenen Augen, trafen wir unseren Fahrer mit seinem TukTuk am Eingang des Hotelgelaendes. Er wartete noch geduldig ab, bis wir unser Fruehstuecksomelett und die Pfannkuchen mit Honig und Limette verputzt hatten. Das grosse Preisverhandeln fuer ihn als Ganztagschauffeur durch die Tempelanlagen von Ankor nahe der Stadt Siem Riep konnte beginnen. Wir einigten uns auf 14 US$ fuer unsere Tour, die etwas groesser als die Standardtour war, und los gings.

Aus Buechern und dem Internet wussten wir bereits, dass sich Angkor einst auf einer Flaeche von der heutigen Groesse New Yorks erstreckte und um 1000 a.d. mit gut einer Million Einwohner die groesste Stadt der Welt war. Natuerlich waren die uralten Tempelanlagen laengst nicht mehr bewohnt und nur wenige Gebaeude der einstigen Hauptstadt des Khmer-Koenigreichs ueberstanden den Kampf gegen die Zeit und die maechtige Umgebung des kambodianischen Dschungels, der sich sein Land erbarmungslos zurueckeroberte (Um eine Vorstellung von der Groesse zu geben: die wenigen noch erhaltenen Tempel beziffern sich auf mehr als 1000). Die wichtigsten und gewaltigsten Gebaeude jedoch stehen noch. Mehr oder weniger. Franzoesische Archaeologen entdeckten Angkor im 19. Jhrh. wieder, nachhdem es fuer Jahrhunderte aus den Erinnerungen der Europaeer verschwunden war. Die vergessene Stadt wird sie darum seither betitelt, auch wenn die Einheimischen sich gegen diese eurozentrische Sicht wehren, zumal diese immer um die Existenz der Tempel wussten und sich Mythen und Legenden ueber die Tempelstadt tief in die Kultur der Khmer verwurzeln.

Wie auch immer, die Franzosen machten sich daran, alle erhaltenen Teile des Komplexes von den sie umwuchernden Urwaldriesen zu befreien. Diese Rettungsaktion - lediglich vom Vietnamkrieg unterbrochen - dauert bis heute an. Wir waren gespannt wie Flitzebogen, was uns erwarten wuerde.


Tempelstadt Angkor

Als allererstes erreichten wir den gigantischen Haupttempel Angkor Wat (der groesste Tempelkomplex der Welt). 20 US$ Eintritt mussten wir pro Person berappen. Hier in Suedostasien eine riesige Summe. Die Sonne stand noch nicht einmal im Zenit und die gluehende Hitze war bereits kaum ertraeglich. Anne hatte den Schreck ihres letzten Sonnenbrandes aus Vietnam noch gut im Gedaechtnis und versuchte sich von Schattenplaetzchen zu Schattenplaetzchen zu retten. Der etwa 800m lange brueckenartige Eingang kannte keine Gnade. Schatten gab es kaum und die Massen an Touristen erreichte prustend und gut durchgegart das erloesende kuehle Innere des maechtigen Tempelgebauedes. Artischockenartig tuermten sich die uralten Steinbrocken zu gewaltigen Boegen, Gaengen und Saeulenformationen auf. Das Herz der Anlage erhob sich ueber das Ringsherum der kleineren Tempel. Annes gefuehlter Temperaturwert hatte bereits die 40-Grad-Marke passiert. Sie beschloss, im Untertempel zu warten, waehrend Reike die steile fast zur Rutschbahn verwitterte Steintreppe in der brennenden Sonne bis hoch hinauf erklomm. Sie war es bereits gewohnt, hin und wieder lange auf Reike warten zu muessen, z.B. wenn es interessante Kriechtiere oder Flora und Faune aller Art am Wegesrand zu beobachten gab. Doch diesmal war Reike nach 40 Minuten immer noch nicht zurueck und so kletterte sie hinterher. Oben angekommen war klar, wieso man hier die Zeit vergisst.

Angkor Wat und ganz Angkor lag uns zu Fuessen. Was fuer eine geile Aussicht! 360 Grad und soweit das Auge reichte sporadische Flecken loser Baumgruppen, die Reike an Bilddokumentationen der afrikanischen Savanne erinnerten. Dazwischen immer wieder steingrau Tuermchen und sandige Flaechen. Erst hier konnte man begreifen, wie gigantisch Angkor einst aufgebaut war. Zu ihren besten Zeiten waren die Freiflaechen zwischen den Tempeln der Stadt mit hoelzernen Wohnhaeusern gefuellt. Holz fuer die Menschen, Stein fuer die Goetter.

Mehrere Male umrundeten Anne und Reike die Spitze des Haupttempels, deren verwinkeltes Auf und Ab jeder Kletterburg Konkurrenz gemacht haette. Im Innern der obersten Etagen waren zwei gigantische steinerne Schwimmbecken angelegt, jedes rund 4 Meter tief und mit einem raffinierten Abflusssystem ausgestattet, um die vielen hundert Kubikmeter Wasser ablassen zu koennen. Ein Becken war fuer Maenner vorgesehen, eines fuer Frauen (theoretisch fuer Goetter, praktisch fuer PriesterInnen). In der Mitte waren die Becken durch einen gewaltigen Steingang auf einer noch gewaltigeren Mauer von einander getrennt. Saemtliche Steinwaende und Saeulen waren mit filigran eingemeisselten Figuren sowohl hinduistischen als auch buddhistischen Ursprungs verziert. Tausende Quadratmeter mit abertausenden Figuren, Szenen und Geschichten - Wer hatte soviel Zeit?

Wir haetten noch viel laenger in diesem gewaltigen Wat (in den suedostasiatischen Sprachen bedeutet Wat=Tempel) bleiben koennen. Es gab noch soviel zu entdecken. Aber wir hatten noch viel vor, und wenn die Besichtigung der anderen Tempel auch nur annaehernd aehnlich anstrengend wuerde, dann sollten wir wohl besser die Fuesse in die Hand nehmen.




Es ging zurueck in die senkende Hitze. Obwohl noch vormittags, warfen selbst meterhohe Laternen schon jetzt nur noch wenige Zentimeter lange Schatten auf den heissen Steinboden. Am Fuss des Tempels kam uns ein kambodianisches Brautpaar entgegen, welches samt Gefolgschaft in aufwaendig gewebten, farbenpraechtigen Gewaendern nach traditioneller Art der Khmer gekleidet war. Ein unerwarteter Farbtupfer im steinernen Grau in Grau der Tempel, welches ansonsten nur selten vom weichen Safran buddhistischer Moenchsgewaender durchbrochen war.

Auf den Freiflaechen vor dem Tempel wartete wie verabredet unser Fahrer auf uns. Gegen die drohende Dehydration wollten wir mit einer grossen Pulle Wasser angehen und schwaermten nochmals einzelnd aus zu den zahlreichen Touristaenden. 4US$ die Flasche - gleichlautete ueberall das hartnaeckige Angebot. Nach ca. 5 Minuten trafen sich Anne und Reike am TukTuk wieder. Jeder mit einer Flasche. Reike hatte mit 70 Cent mit nur knapp Vorsprung gegen Anne gewonnen, die ihre Flasche Wasser ebenfalls auf 80 Cent herunter handeln konnte. Wir guckten uns schmunzelnd an, jeder mit einer Spur Stolz und Respekt fuer die Feilschfaehigkeiten des jeweils anderen.


Es ging im TukTuk weiter in Richtung der Elephantenterassen. Unterwegs trafen wir ein Paerchen wieder, dem wir bereits in Pnom Penh begegneten. Ein paar Saetze Small-Talk, in denen wir schnell darin uebereinstimmten, wie abgehoben die Preise in Kambodscha sind. "Wieviel habt ihr denn eigentlich bezahlt fuer Euren Tempelausflug?", fragten wir die zwei. "Ziemlich teuer..", kam die Antwort der beiden im Chor, ".. 300 US$ fuer drei Tage.". Da blieb selbst uns die Spucke weg. Sie, die sich nun im Zwang fuehlte zu erklaeren, verteidigte die 300 $ mit "Naja, dafuer geht das auch von morgens bis abends. Und unser Fahrer kuemmert sich um alles, er bezahlt sogar das Mittag fuer uns." Mittag, das maximal 1,50 $ pP kostete. Wir fuehlten uns bereits wegen den 14$, die wir unserem Fahrer zahlten, schlecht. Ein bisschen teuer, dachten wir. Aber hier begegnete uns gerade ein Musterbeispiel der Sorte Touri, wegen denen die Preise hier so versaut sind. Dieses Paar zahlte 300 US$ fuer 3 Tage an ihren Fahrer. Bei vielleicht 8 $ Kosten pro Tag fuer den Fahrer (inklusive Sprit und Essen) und einem durchschnittlichen Lohn in Kambodscha von 10 US$ die Woche mussten die TukTukfahrer zu den reichsten Maennern des Landes gehoeren. Und es fanden sich offenbar immem wieder Touristen, die bereitwillig die unglaublichsten Preise zahlten. Es gab Leute, die eine 80-Cent-Mahlzeit Essen mit 2 US$ Trinkgeld tippten. Uns wurde klar, warum einige der Einheimischen bald alle Weissen als Geldautomaten betrachteten. Ein Umstand, der uns Kambodscha schon frueh als wenig gastfreundlich und natuerlich schoen, sondern eher als sehr verwoehnt sehen liess.

Angkor mit seinen ausgedehnten Tempelanlagen umschlungen von Urwald jedoch, beeindruckte uns gigantisch und entfachte unser Staunen Minute fuer Minute aufs Neue. Zu recht - so dachten wir - stand Angkor Wat kuerzlich zur Wahl als Nominee der Neuen 7 Weltwunder (Ergebnisse). Das harte Licht der im Zenit stehenden Sonne liess die massiven, uralten Steinformationen fast irreal erscheinen. Die Tempelstadt Angkor Wat, von der einst das historisch groesste Koenigreich dieses Teils der Erde, der Khmer, ausging, hatte vielleicht etwas von ihrem Glanz verloren. Nichts aber von ihrem monumentalen Anschein. Dafuer sorgten u.a. 15m hohe Buddhakoepfe aus massivem Felsstein, dutzende Kilometer saeulengesaeumte Gaenge, fantastische Statuen hinduistischer Gottheiten oder allein die flaechenmaessige Ausdehnung des gesamten Stadtkomplexes.

Es ging also im TukTuk vorbei an Elephantenkarawanen und Touristaenden, immer gut mit Sonnenschutz eingecremt, Staubmasken auf und je einer frischen Kokusnuss samt Strohhalm in der Hand, weiter. Wir lernten an diesem Tag noch viel ueber die roten Khmer, die Bauweise ihrer Tempel und lokale Urgewaechse und fanden auch bald einen guten Rhythmus aus Tempelgucken und Pause machen, Tuerme klettern und wieder Pause machen.

Viele Kinder in schoenen Kleidern bettelten uns unter dem Vorwand ihrer Armut um Geld an, waehrend uns das Gold ihres Schmuckes in der erhabenen Sonne entgegen glitzerte. Anne erstand nach zaehen Verhandlungen mit einer 10-jaehrigen von dieser ein farbenpraechtiges, wunderschoenes Krama - einen Baumwollschal oder Tuch, den Einheimische traditionell als Kopfbedeckung zum Schutz gegen Staub und Sonne, als Guertel oder als Tragetuch fuer Waren und sogar Kleinkinder nutzen. Ein Multifunktionstool und wirklich schoenes Andenken.

Insgesamt war Angkor ein ganz ausserordentliche Staette fuer die durch Religioesitaet angetriebene Schaffenskraft menschlicher Baukunst Was diese aber wirklich in Szene setzte und uns so nachhaltig beeindruckte, war die Symbiose der Steinbauten und des Urwaldes. Denn letzterer diente ja nicht nur als malerische Kulisse. Vielmehr wickelten sich zig Meter hohe Baumriesen mit ihrem monstroesen Wurzelwerk um Treppen, Mauern und ganze Gebaeude, hoben diese an, brachen sie entzwei und wuchsen auf deren Truemmern weiter. Viele dieser Truemmerfelder waren fuer den Besucher noch gesperrt. Und dort, wo man sich einige Schritte weit nicht an die Verbotsschilder hielt, zischten und fleuchten allerhand Schlangen und Echsen unter den vom Zufall planlos arrangierten Steinbloecken. Der Klang der Amphibien erinnerte einen daran, dass man sich im Dschungel befand und dass zum Dschungel eben auch mehr als Baeume und Voegel gehoerten. Verglichen mit den schoenen Buchen- und Kiefernwaeldern zwischen Rostock und Berlin ist das schon .. irgendwie .. anders.

Erschoepft aber total gluecklich und mit vollen Kameraspeicherchips stellten wir unserem Fahrer mit unserer Heimfahrt gegen 17 Uhr seinen eigenen Feierabend in Aussicht. Natuerlich gabs fuer Anne und Reike noch dick Abendbrot im Hotel und wir schnatterten dabei stundenlang erfuellt von diesem genialen Tag ueber unsere taufrischen Eindruecke und Erlebnisse, bis uns die Abendmuedigkeit erfasste und wir vertraeumt zu unserem Bungaloff zurueck schlenderten.



Bildergalerie: Angkor (Kambodscha), Weltkulturerbe


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30 März 2007

Reise nach Angkor Wat (Kambodscha)

Heute sollte es also losgehen. Reise nach Angkor Wat. DER Sehenswuerdigkeit Suedostasiens, von der uns so viele andere Backpacker bereits vorschwaermten und es nach ganz oben auf ihre persoenliche Topliste waehlten. Eine ganze Stadt aus Tempeln, verschlungen vom Dschungel. Angkor Wat - Die Vergessene Stadt.

11 Uhr mittags sollte der Bus nach Siem Riep starten. Genug Zeit fuer letzte Vorbereitungen. Nachdem Reike also Mails gecheckt und mit viel Freude die neuen Eintraege im Gaestebuch beantwortet hatte und gedanklich bereits die Fruehstueckskarte rauf und runter fruehstueckte, ging er zur Hotelrezeption, um die Busplaetze zu reservieren. Noch anderthalb Stunden. Zum Fruehstueck gabs Rindergemuesepfanne auf Reis. Ein letzter Uhrenvergleich Hoteluhr/Armbanduhr. Oh Schreck. Die Armbanduhr war noch nicht auf Kambodscha geeicht. Der Bus wuerde in 30 Minuten vor dem Hotel warten. Die entscheidende Frage: wuerde das noch zum Essen reichen? Der Koch meint "ja".

Nagut. Reike also schnell nach oben aufs Zimmer, Anne die juengsten Neuigkeiten von der mehr als baldigen Abreise uebermittelt und wieder im Laufschritt zurueck an den Tisch. Anne, die nicht hungrig war, packte die Rucksaecke. Der Koch kam aus der Kueche, was Reike und seinen Bauch entzueckte, doch leider mit der Nachricht, dass aus dem Essen doch nichts wuerde und der Bus statt dessen schon vor der Hoteltuer wartete. Aha! Einer dieser Tage. Anne kam Gott sei Dank bereits die Treppe hinunter. Und los gings.


TukTukfahrer im Jagdfieber

Die Busfahrt nach Siem Riep war kurz und schmerzlos. Ganz im Gegensatz zu unserer Begruessung vor Ort. Das Empfangskommittee bildete eine Schar von rund 50 Tuk-Tuk-Fahrer, deren bunte Tuk Tuks ringsum eine Arena formend aufstellten. Passagiere waren die Beute, Einzelnd aus dem Bus entlassen. Die Menge auftragshungriger Fahrer ueberstieg bei Weitem die zur Ausgeglichenheit noetige Anzahl zahlungskraeftiger Kunden. Und dummerweise waren wir die letzten, die aus dem Bus stiegen. Arschkarte!

Rund 30 asiatische Maenner sahen nun in uns die letzte Chance am heutigen Tage auf ein lukratives Geschaeft und ein Gewitter sich ueberschlagender einander uebertoenender Angebote Marktschreiermanier stuerzte ueber uns ein. "Where you go, where you go?"-s gegen "My friend, where you stay?"-s. Hochgehaltene Pappschilder mit Hotelnamen gegen "My friend, I talked to you first!", jeder gegen jeden und alle um uns. Scheinbar gegen uns. 30 Paar Haende schoben, drueckten, zerrten uns in alle Himmelsrichtungen und erschwerten es immens, die Rucksaecke im Ladebereich des Busses zu erreichen. Schon machte einer der TukTukfahrer Anstalten, mit Annes Rucksack zu seinem TukTuk zu verschwinden, als waere unser Zuschlag bereits erfolgt. Ein zweiter Fahrer - inspiriert durch den ersten - folgte dessen Beispiel und schnappte sich Reikes Rucksack.

Reike schien zu solchen Scherzen nicht in der Stimmung, hetzte hinterher und entriss beiden die Rucksaecke entgegen deren Proteste. Die Luft war bereits zum Zerschneiden und wurde dick wie Griessbrei, als die nach wie vor ununterbrochen schreiende Meute von TukTukfahrern uns beide daran hindern wollte, die Rucksaecke aufzusetzen. Von der ersten Sekunde an wurde nicht ein Zentimeter Hoeflichkeitsabstand zu uns gelassen. Und wenn auch Sprueche wie "Hey Sir, I saw you first, ok? You come with ME, ok?" unter anderen Umstaenden witzig erschienen waeren. Das permanente Geschrei, das Gedraenge und das Zerren an unseren Armen und Schultern, an unserer Kleidung und an unseren Rucksaecken war erdrueckend. Und bedrohlich zugleich. Und Reikes Stimmung war kurz vor Maehdreschermodus. Unsere hoeflichen aber bestimmten Aufforderungen abzulassen und zurueckzutreten wurden vehement ignoriert. Auch erste Warnungen ueberhoert. Der Lautstaerkepegel der immer aggressiver werdenden Fahrdienstofferten machte es uns beiden unmoeglich, irgendwelche Absprachen zu treffen, um dem Tumuld ein Ende setzen zu koennen. Und als Anne - mittlerweile am Arm blutend - in Traenen ausbrach und laut aufschrie, und auch dies keinen der Fahrer zum Einhalten bewegte, schaufelte uns Reike einen Kreis frei.


Quartiersuche

Die Situation drohte auszuarten. Und das spuerten nun auch die im Schnitt einmetersechzig grossen Kambodschaner. Das Geschrei wollte nicht nachlassen. Aber zumindest wurde nun ein gewisser Abstand zu uns eingehalten. Um die laehmende Wirkung des Augenblicks zu nutzen, schnappte Reike sich Anne und verfrachtete alles ins naechstbeste TukTuk, dessen Fahrer eine For-Free-Fahrt zustimmte (Den Fahrern bleibt noch immer die Hotelprovision).

Den Busbahnhof hinter uns lassend, sank unser Adrenalinspiegel nur langsam. Und die bescheuerte Frage des sich staendig umdrehenden und dabei die Spur verlierenden Fahrers "Are you ok?" trug nicht wirklich zur Enspannung bei. Nach gut 15 minuetiger Fahrt dann ahnte dieser die Tiefe unseres Grummels (Anne heute immernoch) hielt auf dem Seitenstreifen und begann, sich fuer das Verhalten seiner Kollegen zu entschuldigen. Dabei sprach er so, als haette ER als einziger die ganze Zeit abseits gestanden. Fuer diese Frechheit rueckte Anne ihn dann fachmaennisch zurueck, worauf der kopfgewaschene nun erstmals einsichtig einlenkte und sich auch fuer sein persoenliches Fehlverhalten zu entschuldigen versuchte. Er erklaerte uns dabei auch, dass die TukTukfahrer Siem Rieps die Fahrt ihrer Gaeste zum Hotel generell nutzten, sich fuer die mehrtaegigen Ausfluege nach Angkor Wat, die standardmaessig tags darauf folgten, als Fahrer zu empfehlen. Und dass diese, fuer lokale Verhaeltnisse aeusserst gut bezahlten Fahrauftraege dermassen beliebt waren, dass der Kampf um jeden Gast zu Ausmassen wie gerade erlebt fuehrten.

Auf Grund der mageren Begruendung nahmen wir die Entschuldigung nicht an, liessen uns aber zum Hotel unserer Wahl bringen und gestanden dem TukTukfahrer sogar ein Treffen am naechsten Morgen zu, um dann das Angebot seiner Fahrerdienste zu besprechen.


Ankunft im Hotel. Aufatmen

Das Hotel unserer Wahl war ein grosszuegig angelegter Komplex aus mehrzimmrigen, nett anmutenden Haeusern, einem grossen Restaurant, mit angeinem Tuempel mit angrenzender Bungalowreihe und den Mannschaftsquartieren. Wir entschieden uns fuer einen der kleinen Bungalows mit Bad und AirCon fuer 9 US$ die Nacht.

Das Bad war gemessen an der baulichen Ausstattung und selbst fuer asiatische Verhaeltnisse mistig. Die Schichtmanagerin stimmte sofort einer erneuten Reinigung zu. Es fiel uns nicht leicht, dass dieses Bad jemals einen Besen gesehen hatte, da es aussah, als wenn gerade ganz Hansa Rostock nach einem Laenderspiel darin geduscht haette. Die Erklaerung lieferte die emsig herbei eilende Putzkraft (wie sich spaeter herausstellte aus Hilfskoch und Hausmeister), die mit einem total zerfletterten Reisigbesen barfuess den nassen Steinboden aufkehrte. Dankeschoen.

Auch die AirCon (Klimaanlage; ohne waren es immerhin 2US$ weniger) vermochte nicht zu halten, was man sich von ihr versprach. Bei genauerer Betrachtung sah man, dass Waende und Dachmatten tatsaechlich nichts als duenne Bambusmatten waren. Das ist, wie Klimaanlage im Auto mit Fenster auf - ein mieses Duo. Natuerlich waren diese Details aber Lapalien im Vergleich zu dem, was der Tag sonst bisher zu bieten hatte. Und so entschlossen wir uns, enspannt zu abendbroten und uns mit Hilfe des Lonely Planet einen Ueberblick der schoensten und wichtigsten Teile der Tempelanlage von Angkor zu verschaffen.

Die oberste Restaurantetage wickelte sich L-foermig um das Spitzdach des Haupthauses. Es gewaehrte an seiner Stirnseite durch eine flache Luke Einblick in den Dachstuhl. Dies war das erste Dormitory (oder kurz Dorm=Mehrbettzimmer), dass wir beide auf unserer Reise sahen und welches mit seinen knapp 1m60 unter dem Dachfuerst und den rund ein Dutzend Matratzen zu beiden Seiten des schmalen Ganges nur 1 US$ pro Nacht und Nase kostete. Dafuer gabs dann ein Shared Bathroom, keine Tuer, kein Bettgestell und keinen Schrank. Aber immerhin einen Ventilator pro Matratze und reichlich Stauwaerme, um diesen zu rechtfertigen.

Wir fanden das super interessant und fragten uns, ob auch wir auf unserer Reise mal in einem Dorm uebernachten wuerden, wie man den Mangel an Privatssphaere verkraften wuerde, Vor- und Nachteile des Alleinereisens und wie es im Dorm wohl um die Sicherheit um Wertsachen und Reisepapieren stuende. Diese Gedanken im Hinterkopf und bereits voller Freude auf Angkor Wat fielen wir in unser Bungalowbett und hatten unter dem Mosquitonetz einen zufriedenen , wenn auch durch gelegentliche Sauerstoffmaengel unterbrochenen Schlaf.

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