Tagebuch

18 März 2007

Good Morning, Vietnam


Auf zum naechsten Land! Nachdem wir Thailand folgend nun auch Laos besucht haben und dabei leider den hohen Norden um Luang Prabang auslassen mussten, wollten wir nun schliesslich nach Vietnam aufbrechen. Der Weg sollte uns zurueck ans andere Ufer des Mekong, von dort ueber Pakxe nach Savannakhet und schliesslich am Grenzuebergang Lao-Bao hinein nach Vietnam. Die Bus-, Zug- und Tuk-Tuk haben sich mehrfach schon als extreme spannender Teil unserer Reise herausgestellt. Nirgends sonst rauscht das jeweilige Land in so vielen Facetten wie ein Stummfilm jedoch in praechtigen Farben an einem Vorbei, wie bei einem Blick aus dem fahrenden Fenster. Und selten sonst wird der Kontakt zu Einheimischen so eng, vorausgesetzt man verzichtet auf den Luxus der zweiten Klasse und aufwaerts.

Auch hier fuer uns schon bekannte Erfahrungen: Das faszinierte Starren der Leute auf Annes blondes Haar, das gelegentliche ungenierte uns Beruehren wollen, wie einen Geist oder einen Schornsteinfeger. Huehnerkeulen, Klebreis in Bambushuelsen und weit weniger leicht identifizierbare Nahrung, die bei jedem nochsokleinen Stopp durchs Fenster gereicht werden. Die Bedeutungslosigkeit von Zeitangaben. Der Einfallsreichtum der Fahrer beim Zusammenflicken Ihres Arbeitsgefaehrts. Die Hupen-und-dann-wirds-schon-passen-Fahrmentalitaet. Und immer wieder kommen auch neue, tolle und bunte Eindruecke hinzu, die unsere Kiefer regelmaessig vor Staunen ungehemmt der Schwerkraft ausliefern. Da warden Pickups bis auf das dreifache ihrer Hoehe bestapelt als Lastentaxi genutzt. Familien machen zu viert oder fuenft Ausfluege auf Mopeds, manche mit und manche ohne Haustiere. Alles moegliche wird auf Daechern von PKW und Kleintransportern oder Bussen transportiert. So hielt das Dach eines ohnehin schon vollgepfropften Minivans einmal eine schwere Kawasaki auf seinem Dach. Und weil es an Strippen zur Befestigung fehlte, sass die ganze Fahrt ueber jemand auf der Maschine und hielt sie mit den Fuessen im Gleichgewicht.

Und so erstaunte es uns nicht weiter, als man unseren Anschlussbus von Savannakhet nach Hue mit Tonnen an wild zusammengewuerfelter Ladung bis zur Oberkante Unterlippe hin volludt. Irgendwo dazwischen fanden auch wir ein mauschiges Plaetzchen. Das ganze fuer 12 Euro pro Person. Den Anstrengungen der abenteuerlichen Fahrweise unseres Busfahrers durch den als gefaehrlich geltenden Gebirgspass nach Lao-Bao entgingen wir, indem wir uns in den Schlaf pressten. Nach zwei Stunden Fahrt war dann gegen Mitternacht kurz vor der Grenze allerdings ersteinmal Schluss. Die Haelfte der Passagiere samt Crew verliessen den Bus fluchtartig ins Nirgendwo, die andere Haelfte einschliesslich uns blickte voellig verdutzt drein. Es dauerte um die sechs Stunden, bis sich die Mannschaft wieder im Bus einfand, um die Fahrt fortzusetzen. Spaeter fiel uns ein, dass die Grenzposten wohl erst morgens wieder ihren Dienst aufnehmen wuerden. Nur hatte uns irgendwie eben niemand informiert. Nun sind wir schlauer. Seitdem vermeiden wir wo es geht Nachtbusse ueber die Grenze.


Die ersten Bilder, die unsere mueden, von der aufgehenden Sonne geweckten Blicke empfingen, waren die von saftigem, weiten Gruen. So gruen, das man reinbeissen wollte. Ueppige Vegetation ueberzog die Berge im Hintergrund. Kraeftiger Reis fuellte die Feldterassen bis an die Haenge. Mit der Laender- hatten wir auch eine Klimagrenze ueberschritten.

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17 März 2007

Schoenes Lao

schoenes Lao Im Fazit laesst sich sagen, dass Lao(s) ein sehr armes, aber auch unheimlich schoenes Land ist. Die hiesige Armut ist nicht die gleiche, die man in den Augen bettelnder Kinder auf den Strassen irgendwelcher Metropolen sehen kann. Laos ist verglichen mit der westlichen Welt einfach sehr weit in seiner Entwicklung zurueck. Die Menschen arbeiten hier sehr hart, grundlegende Infrastruktur wie ein einfaches Netz von Strassen – nur wenige davon asphaltiert - entstanden erst Anfang diesen Jahrhunderts mit Laos’ allmaehlicher Oeffnung hin zum Tourismus. Auch gibt es bspw. keine irgendwie geordnete Muellentsorgung, sodass die laotische Ueberforderung mit den steigenden Mengen von Einwegmuell sich in Wehen voller leerer Plastikflaschen und anderen Umverpackungen an allen Strassenraendern sichtbar wird. Vor 1993 noch war es Auslaendern nur unter hoechsten diplomatischen Anstrengungen moeglich, das Land ueberhaupt zu bereisen. Und die Regierung tut seither einiges (v.a. im Rahmen des Programms LET=Lao Ecotourismus), um die Einwohner moeglichst sanft auf die Veraenderungen einzustellen, welche westliche Besucher unweigerlich mitbraechten. Eine sehr besonnene, wenig naive Handlungsweise.
Reist man durch das von mehr als 25% primaeren Regenwald bedeckte Land aus Huegeln und Fluessen, sieht man allerorts Menschen, die mit einfachsten Mitteln ihren Arbeitsalltag – meist Feldbau – bestreiten. In mancherlei Hinsicht erinnern Reike diese Bilder an das Nachkriegsdeutschland der spaeten Vierziger, wie er es aus Erzaehlungen seiner Grosseltern kennt. Obwohl der Vietnamkrieg, aus dem Laos als am schwersten bebombtes Land der Geschichte hervorging, erst relative kurze Zeit zurueck liegt, koennen Anne und Reike ausschliesslich von einem sehr herzlichen, gastfreundlichen wenn auch schuechternem und vor allem mit landschaftlicher Schoenheit gesegnetem Lao berichten (das s an Laos haben die Franzosen mitgebracht).

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Champasak

Bevor wir unsere Busreise ueber die Grenze von Laos nach Vietnam machen wollten, legten wir am 16. Maerz einen Zwischenstopp in Champasak ein. Eine kleine franzoesische Familie auf Don Det hatte uns von diesem Staedtchen gut zwei Stunden noerdlich und seiner wunderschoenen Tempelanlage vorgeschwaermt. "Nach Ankor, das Beeindruckendeste in ganz Suedostasien", hiess es. Da Champasak an der anderen Uferseite des Mekong gelegen ist, sollten wir mit einer kleinen Faehre uebersetzen. Nach 20 Minuten Schacherei und einem nur noch doppelt-wie-ueblich hohem Preis konnten wir es uns auf den mit Brettern ueberspannten einfachen Holzbooten gemuetlich machen. Wieder mal marschierten wir mit den Rucksaecken in der Mittagssonne im Zinit auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Mehr als hundert uniformierter Schueler ueberholten uns auf einfachen Fahrraedern. Meist sassen sie mindestens zu zweit auf ihren Drahteseln, wobei der hintere oft einen Schirm als Sonnenschutz fuer sich und Fahrer hielt.


Muede von der Hitze nahmen wir das erstbeste Quartier dankend an und planten eilig den Rest des Tages. Am folgenden Tag wollten wir die Reise bereits nach Vietnam fortsetzen und das Risiko, wiedermal auf dem Bett zu versacken, schwebte wie eine Dunstwolke ueber unsere strapazierten Boots. Also Zack, Flip Flops herausgeholt und mit ihnen die Leichtigkeit des Urlaubs angeschnallt. Motiviert von den Fahrradfahrenden Schuelern und in Anbetracht der 8-Km-Naehe jener Tempelanlage, von der wir uns so viel versprachen, entschieden wir uns fuer einen Easy-Going-Fahrradausflug. Es gab zwei Preise. Den einfachen und den doppelten. Letzteren fuer deutlich neuere Raeder. Einen Luxus, auf den wir zwinkernd verzichten wollten.

Viereinhalb Stunden spaeter standen wir da, schmorten in unserem eigenen Saft. Easy Going. Ha! Schweiss und Traenen der Verzweiflung vermischten sich auf ihrem gemeinsamen Weg koerperabwaerts. Wir keiften uns bei jedem Schlagloch gegenseitig an und die Strecke nahm einfach kein Ende. Mehrmals tauschten wir unser Gefaehrt, ueberzeugt, der jeweils andere haette das bessere Fahrrad erwischt. Irgendwann verlor auch dies seinen Reiz.

Wiedermal puenktlich kurz vor Ladenschluss erreichten wir als hoechstens zwei Haufchen Elend den Einlass, wo man uns irgendwie skeptisch beaeugte. Und dann der Schock: Die Tempelanlage war ein im Grunde umgebauter Berg.. Auf gut 100 Meter Hoehenunterschied wanden sich mehrere Ebenen heiliger Staetten steil bergauf gen Gipfel. Ernsthaft dachten wir an Umkehr. Wir kehrten nicht um.

Die Empfehlungen von der zweitschoensten Staette Suedostasiens klangen uns noch in den Ohren, und ein oesterreichischer Trekker, gerade fertig mit seinem Abstieg, bestaetigte uns, dass man die wahre Schoenheit nur von oben begreifen koenne. Na dann.

Reike hatte die doppelte Arbeit auf dem Weg nach oben, weil die meckernde Anne sich standhaft an seiner Bauchtasche festhielt und hochzog. Oben angelangt herschte zwischen uns beiden ein Moment von Sprachlosigkeit. Wir konnten es einfach nicht fassen, dafuer all die Strapazen auf uns genommen zu haben. Mehr als die paar wild zusammengewuerfelten Steinchen von unten waren auch (von) hier oben nicht zu erblicken und so brachen wir in schallerndes Gelaechter aus. Wir amuesierten uns koestlich ueber unsere eigene Launen, versuchten uns in Zynismus ueber die Situation gegenseitig zu uebertreffen und konnten sogar ueber zwei Maedchen schmunzeln, die wir von der Faehre her widererkannten und die nun bequem vom Taxi aufgelesen wurden. "Was, seid ihr echt mit dem Fahrrad hier? In der Hitze?" Wir nahmens mit Humor.

Der Fairness halber muss man auch die nette Aussicht ueber leeres Land und allen voran die malerische Allee-artige Anordnung uralter Baeume erwaehnen, und wie sie sich tief in und unter die riesigen Felsbloecke der Tempelanlage und Treppen den ganzen Weg bis hinauf bizarr an die steile Bergwand klammerten. Unsere beiden Fahrraeder mussten wir schliesslich ueber die hohen Aussenzaeune des Gelaendes hiefen. Die Spaetschicht hatte uns vergessen und eingeschlossen.

Die untergegangene Sonne machte uns den Rueckweg um ein vielfaches ertraeglicher. Diesmal gab Anne das Tempo an, und Reike hatte Muehe mitzuhalten. Seine letzten Reserven fuer den Tag hatte er wohl auf dem Berg gelassen. Fette Brummer knallten uns im zwei-Sekunden-Takt gegen die blanke Stirn und so erreichten wir vierzig Minuten spaeter mit reichlich Proteinen versorgt unser Nachlager. Alles in allem ein sehr anstrengender aber ebenso unterhaltsamer Ausflug.

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16 März 2007

Don Det - Insel im Mekong


don detFast waeren wir an unserem spaeteren Domizil vorbei gegangen. Denn am Eingang stand eine alte Frau, die uns mit ihren fuenf wild in der Luft stehenden Zaehnen, aus denen blutrote Fluessigkeit life, verschmitzt anlaechelte. Mit etwas Unbehagen liessen wir uns dennoch die Huette zeigen. Schwer bepackt und die Sonne im Zinit wirkten die einfachen Holzbungalows mit Haengematte auf jeder Veranda fast wie eine Vielsterneunterkunft. Ein hochgewachsener Ungare, dem die Entspannung ins Gesicht geschrieben stand, sprach der kleinen Anlage seine Empfehlung aus und damit waren auch wir mit im Boot.

Die schoenen Bungalows waren sehr einfach ausgestattet. Ohne Toilette, Strom, Schraenken oder Aehnlichem, dafuer mit der besagten Veranda, einem Moskitonetz, zwei Haengematten und das ganze in traumhaften Lage. Umringt von Palmen und Mangobaeumen keine zehn Schritte vom Ufer des Mekong entfernt sollte diese beschauliche Minisiedlung also unser Zuhause fuer die kommenden Tage werden. Und das fuer gerade mal zwei Dollar am Tag.

Wir waren erschoepft von den Reiseanstrengungen des Tages und so beschlossen wir, bei unserer Gastgeberin zu essen, die sich als Tochter der alten Dame herausstellte und in einem separaten Stelzenhaus eine umfangreiche Auswahl an Gerichten zu sehr vernuenftigen Preisen anbot. Wir bestellten uns eine Kokusmilch-Curry-Suppe – und sofort war klar, dass wir uns nach keinem anderen Restaurant umschauen muessen.

Das rote Zeug, welches der Mutter dieses gruselige Aussehen verpasste, stellte sich als eine Mischung aus Lianenblaettern, Baumrinde und besonderen Palmenfruechten heraus. Vermischt mit Kalk, welches sowohl Farbstoffe als auch andere Wirkstoffe aus dieser Mixtur loest, stellt dies ein unter Einheimischen beliebtes, leichtes Rauschmittel dar. Dank dem Ungarn und unserer netten, gleichaltrigen Gastgeberin – beide sprachen ueberdurchschnittliches Englisch – erfuhren wir Etliches ueber die Gegend, das Leben am Mekong und die Leute. Abends schnatterten wir bei einem Beerlao mit unseren Bungalow- und Haengemattennachbarn aus Wien und tauschten Weltreiseerfahrungen aus. Wie viele andere auch machten die beiden Ihre Reise entgegengesetzt unserer Route (kamen also aus Kambodscha), wodurch solche Gespraeche jeweils fuer beide Seiten voller spannender Infos ueber spannende Gegenden, Unterkuenfte und regionale Gepflogenheiten gespickt sind. Eine kleine Kerze in einer halben Kokusnuss als einzige Lichtquelle flackerte fleissig auf der Veranda.

Si Phan Don (4000 Inseln) ist eine ungeheuer schoene Gegend. Die einzige von den Franzosen je in Laos verlegte Eisenbahnstrecke verband Don Det mit ihrer Nachbarinsel Don Khon und hinterliess eine noch heute genutzte Bruecke. Wir schnappten uns Fahrraeder und machten uns auf den Weg, Don Khon zu erobern. Es ist nicht zu fassen, wie sehr man bei gut 40 Grad im Schatten ueber Mittag schwitzen kann. Mit Wasser waren wir gut versorgt und kauften auch staendig welches nach. Aber es war wie Wasser in ein Sieb schuetten. Nach rund 30 Minuten war es hoechste Zeit fuer eine ausgedehnte Mittagspause in einem schattigen Lokal. Kein Wortwechsel. Keine Bewegung. Nichts. Nur das Schwitzen wollte einfach keine Pause machen. Selbst die ganze Packung Servietten hatte schon dran glauben muessen, um die Ueberschwemmung nun auch auf der Tischdecke zu mindest in Grenzen zu halten. Nach weiteren dreissig Minuten fingen Reikes Arme langsam an zu trocknen. In Freude ueber dies positive Entwicklung warf er Anne glueckliche Gesten zu. Und fing sofort erneut an zu schwitzen. Schliesslich gaben wir die Hoffnung auf, und machten uns auf den Weg um die Insel.

Unsere Anstrengungen wurden belohnt. Nach einigen Kilometern kamen wir an einen Wasserfall, in dem sich der Mekong so gewaltig in die Tiefe brach, dass es uns beiden maechtig imponierte. Noch mehr imponierte uns aber, dass dieser gigantische Wasserfall sich beinahe ueber fuenfhundert Meter Laenge und Wolkenkratzerhoehe erstreckte. (Anne stoesst Reike gerade in die kurzen Rippen, er solle nicht immer so uebertreiben). Jedenfalls - am Fusse dieses betraechtlichen Wasserfalles in einer langsamstroemenden Tasche des Flusslaufs bildeten einige Quadratmeter feiner Quarzsand einen kleinen Strand aus. Die Fuesse ins kuehle Nass baumelnd verschnauften wir, als uns ploetzlich fiese, kleine Fische selbstbewusst in die selbigen bissen. Tut natuerlich nicht weh. Aber lustig fuehlt es sich allemale an.

Den naechsten Tag verbrachten wir mit Chillen. Endlich mal nix tun. Anne legte sich in die Haengematte und las einen Reiseroman aus den Achtzigern, der sich witziger Weise natuerlich in Sued-Ost-Asien abspielte. Fast alle Gasthaeuser hier sind mit Buchbestaenden ausgestattet, aus denen man frei waehlen kann. Eigene, gelesene Buecher tauscht man dann einfach gegen einen spannenden neuen Schmoeker. Reike bastelte waehrend dessen an einem Senkkescher. Die Streben aus herumliegenden Bambus geschnitzt (Der Vater der Gastgeberin half mit seiner Machete und offenbar reichlich Erfahrung im Umgang mit Bambus) und das Netz aus Restbestaenden eines der vielen Fischers, dauerte die Fertigstellung fast den gesamten Tag.

Waerend unseres Aufenthalts auf Don Det schlemmten wir zwei uns mindestens einmal die gesamte Speisekarte rauf und runter. Die Kueche hier war einfach hammer. Zum Abendbrot sassen Gastgeberin, der Ungare, unsere Huettennachbarn und wir dann meistens zusammen, assen und redeten, tranken Beerlao und liessen unser Plaudern vom Surren des Dieselgenerators begleiten, der in den fruehen Stunden der abendlichen Dunkelheit die Haupthuette mit etwas Licht versorgte.

Es ergaben sich so viele schoene Motive, die alle gerne fotografiert werden wollten. Doch die Kameraakkus waren auf Null und es gab wie gesagt keinen Strom zum Aufladen. Lediglich ein Internetcafe auf der anderen Seite der Insel wurde auch tagsueber von einem Dieselgenerator mit Strom versorgt. Sobald allerdings kein Gast im Haus war, wurde der Generator aus Kostengruenden abgestellt. Nagut, dann halt mal ein paar Tage keine Bilder.

Am 16. Maerz dann wollten wir aufbrechen, um uns in Richtung Vietnam weiterzubewegen. Das Laos-Visa war kein Problem, wir hatten gerade mal die Haelfte der erlaubten Zeit aufgebraucht. Aber Mitte April geht unser Flug von Singapur nach Bali und wir wollen die kommenden Reiseabschnitte ja auch ungehetzt absolvieren. Am Vorabend waren wir dann auch fast wehmuetig. Don Det ist einfach unglaublich schoen. Der Mekong, wie er sich auf einen halben Kilometer Breite auffaechert. Die rund 4000 Inseln und Inselchen, an denen sich die Stroemung des sonst braunen, hier aber fast klaren Mekongs bricht. Die Abgeschiedenheit, welche eine Insel ohne Bruecke zum Festland naturgemaess mit sich bringt. Die Gastfreundschaft und das sympathisch aufgedrehte Wesen der Hausherrin. Und natuerlich unsere katalogreifen Bungalows. All das wuerden wir sicherlich in den naechsten Tagen vermissen. Und so gaben wir uns noch einmal die volle Packung. Anne stiefelte einer kleiner Herde Wasserbueffeln hinterher, die sich in der Daemmerung vor unserer Huette im flacheren Wasser des Mekongs ihr Abendquartier aussuchten. Reike kletterte endlich auf eine der hohen Palmen, um dieser eine ihrer Kokusnuesse zu entringen (vorgenommen hatte er sich das schon laenger). Und zusammen liessen wir den Abend zu zweit in unseren Haengematten begleitet vom Plaetschern des Mekongs ausklingen.

Am naechsten Morgen dann in der Fruehe brachten uns unsere Gastgeberin und der Ungare in ihrem langen Boot stromaufwaerts nach Nhakasang, dem naechstgelegenen Dorf. Von dort aus wuerde uns ein Bus ins noerdlicher gelegene Champasak bringen, unserer letzten Station vor der Grenzueberquerung nach Vietnam. Schnell noch ein paar Baguettes gekauft und ab in den Tuk-Tuk bus, den wir uns mit vielen Einheimischen und wenigen anderen Backpackern teilten. Sage und schreibe 36 Man, davon vier Moenche in der Fahrerkabine neben dem Fahrer, fuenf Reisende auf dem Dach und drei hinten dran auf der kleinen Trittleiter baumelnd. Der Rest auf der eineinhalb mal drei Meter messenden Fahrgastladeflaeche zusammegefercht. Und los gehts..

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12 März 2007

Zu den 4000 Inseln - Suedlaos


don det25 Stunden herrlich bequeme Busfahrt lagen vor uns, nachdem wir aus Vang Vieng in den Sueden aufgebrochen waren. Gleich im ersten Minibus Richtung Vientiane lernten wir eine sehr nette Backpackerin aus Holland kennen. Wir machten alle ganz schnell die Augen zu, denn schlafend lassen sich die 100 km|h schnellen Fahrten durch die steilsen Haenge und die Ueberholmanoever vorbei an Huehnerlastern direkt vor der Kurve viel besser ertragen. Waehrend unseres Zwischenstops in der laotischen Hauptstadt Vientiane deckten wir uns erneut reichlich mit Proviant fuer die naechste Etappe der Busfahrt ein. Nach etwas Betteln bekam Anne auch ihre heissersehnten westlich importierten Shokoladenkekse und wir brachen froehlich auf nach Pakxe. Waehrend unsere ganzen Reise haben wir nur frisch gekochte, frisch geschaelte oder natuerlich verpackte (Banane) Sachen gegessen. Anne musste auf ihr heiss geliebtes Eis verzichten und auch von Eiswuerfeln, Salaten oder vielerlei Leckerein auf den Maerkten, bei denen wir nicht nachvollziehen konnten, wann und wie sie zubereitet wurden liessen wir lieber die Finger.


Auf der Busfahrt wurde uns beiden dann ziemlich deutlich bewusst, wieso wir bisher so diszipliniert waren. Mitten in der Nacht an einer Tankstelle im Nirgendwo wekte uns der Busfahrer hektisch und zeigte ungeduldig auf etwas im Dunkeln, was wir mit unseren Mueden Augen nicht erkennen konnten. Wir dachten, wir, die Falangs werden jetzt hier aus dem Bus geschmissen oder aehnliches. Aber es war die hollaendische Backpackerin, die dort zusammengekauert auf einem Stuhl sass, umringt von 15 Laoten. Sie hatte es mit dem Essen nicht so genau genommen und vergesst alles, was wir von zu Hause ueber Magen-Darm-Geschichten kennen…das war wirklich die Hoelle. Der menschliche Koerper kann sich in 30 Sekunden vollstaendig entlehren, das wissen wir jetzt jedenfalls.
Reike hat ihr den Rucksack mit frischen Klamotten und Handtuechern gebracht und Anne hat verhandelt, das der Bus nicht ohne uns weiterfaehrt und schliesslich konnten wir unsere Reise fortsetzen..


Pakxe war wirklich eine haessliche Stadt.

Da sich Reike nach seinem hifsbereiten naechtlichen Einsatz ebenfalls unwohl fuehlte, blieben wir in Pakxe laenger als geplant. Ueberall Muell und Dreck und auch in unserem Hotel machten wir freundliche Bekanntschaft mit den niedlichen Bettwanzen. Anne scheinen diese Krabbelviecher noch lieber zu moegen als Reike und so wechselten wir nach einer Nacht mit juckenden Flatschen an den Beinen das Hotel. Diesmal hatten wir einen Fernseher und die Vorfreude auf den 20.15 Film auf Englisch war riesengross. Lustig mal die Originalstimmen von bekannten Schauspielern zu hoeren.


Endlich konnten wir weiterfahren. Nach 3 Stunden im holprigen TukTuk und einigen Stops in denen wieder gegrillte Huehnerbeine ins Tuk Tuk zum Verkauf gereicht wurden, erreichten wir die Bootsanlegestelle. Unterwegs hatten sich ein laotisches Maedchen und ihr Opa, oder vielleicht ihr Vater, denn die Laoten sehen recht schnell sehr alt aus, sowas aehnliches wie weisse Radischen gekauft und gnatschten diese munter waehrend der Fahrt. Schmatzen und Spucken und alles auf den Boden werfen, was man nicht mitessen will gehoert hier dazu. Wie die Schweine, dachten sich Reike und Anne des Oefteren. Die weissen Radischen haben wir uns auch gekauft und sie schmecken herrlich. Ein bisschen wie Zuckererbsen, die noch in der Schote stecken.



Unsere Faehre auf die Insel Don Det war ein kleines schmales Holzboot mit reichlich Wasser ueberm Kiel und reichlich wenig Wasser darunter. Nach einigem Schoepfen stiegen wir zu viert, mit einem weiteren Backpackerpaar aus Kanada ein und die wilde Fahrt begann. Der Mekong fuehrte aufgrund der langen Trockenzeit und der starken Sonneneinstrahlung nur sehr wenig Wasser und ueberall ragten spitze Felsen aus dem Wasser, an denen man sich sehr wendig und geschickt vorbeischlaengeln musste. Der Taxifahrer sah so aus, als wenn er schon leicht einem im Tee hatte, aber zum Glueck winkte sein 4-jaehriger Sohn von der Bootsspitze uns immer um die Steine herum. Rechtzeitig, damit ein Aufprall nicht mehr verhindert werden koennte ;) Aber die Wahnsinns-Kulisse und das kuehlende Wasser machten alles gut und auch die Option zu kentern liess eigentlich nur den Gedanken an Erfrischung aufkommen.


Wir legten an einem Sandstrand am noerdlichen Zipfel von Don Det an und stiefelten dann wiedermal in der Mittagssonne los, um eine Unterkunft zu finden. Die ersten Meter zeigten sich als Tourimeile mit dicht an dicht stehenden Restaurants und schaebigen, zur Vermietung ausgeschriebenen Huetten. Zum Glueck entschieden wir uns einige Kilometer suedlich zu laufen, um dem Gewusel aus Party und Souveniershops zu entrinnen.

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11 März 2007

Vang Vieng im zentralen Norden von Laos

In der brutzelnden Mittagssonne folgten wir unserem weisen Loneley Planet, um das schoenste Nachtquartier fuer uns zu finden. Die Stadt wird vom Nam Song in zwei Welten geteilt. Auf der einen Flussseite das bunte Urlaubertreiben und am anderen Ufer unsere einsame Bambushuette. Wir ueberquerten den Fluss an der zollpflichtigen Bruecke, die eine findige einheimische Familie als ihre Einkommensquelle errichtet hatte. Als wir den handgemalten Schildern zum Molina Guesthouse folgten, wussten wir zeitweise nicht, ob das wirklich der richtige Weg oder die Ueberbleibsel einer vergangenen Schnipseljagt durch Kraut und Rueben waren.

Ueber Stock und Stein, klapprige Bambusbruecken und Zaeune hinweg stiefelten wir direkt in die Idylle von Vang Vieng. Wichtig war, das auch Reike mit seinen grossen Fuessen nur innerhalb der ausgetretenen Pfade blieb. Laos ist das Land mit der vermutlich groessten Anzahl an ungeborgenen Blindgaengern, welche im Vietnamkrieg von US-amerikanischen Bombern abgeworfen wurden. Interessant ist, das die Einheimischen in Vang Vieng diese Tatsache voellig verdraengen. In Gespraechen hiess es immer nur, ja, aber nicht bei uns in der Gegend. Sehr vorsichtig, mit dem noetigen Respekt erreichten wir unser Domizil fuer die naechsten 3 Naechte. Anne testete zu allererst den Komfort der Haengematte. Ein zufrieden knurrendes Mhhhh signalisierte Reike: "Ja! Hier bleiben wir!".

Die Bambushuette kostete uns 6 Dollar die Nacht und besass sogar ein Bad mit Warmwasser. Vom Papayabaum im Garten neben der Huette pflueckten wir unsere erste Papaye - die man hier ueberall gruen isst - und machten uns einen leckeren Papayaraspelsalat. Allerdings knabberten wir nur zoegerlich drauf los. Es war naemlich niemand zu finden, der die Papaya fuer uns verstaendlich nochmals wirklich als solche identifizieren konnte. Der Nam Song lag direkt vor unserer Fensterluke. Der Fluss war gleichzeitig Dusche, Autowaschanlage, Taxistrecke und Nahrungsquelle fuer die Laoten.Neben den langhoelzernen Fischerbooten, badeten die Frauen ihre Kinder und wuschen den Salat fuers Abendessen. Zugegeben erinnerte unsere erste Nacht in der Huette uns ans Zelten im abgelegenen tiefen Wald. Ueberall unbekanntes Fiepsen und Surren und Rascheln im Schilfdach.Bitte Alles, bloss keine Schlange!!! Das Moskitonetz bietet wunderbaren Schutz gegen die laestigen Muecken, aber gibt zum Glueck auch ein besseres Gefuehl gegenueber groesseren Rumtreibern. Einige Stunden blickten 4 Kulleraugen gespannt im Duckeln hoch zum raschelnden Dach und runter zu den grossen Ritzen im Bretterboden der Huette. Und schliesslich schliefen wir ein. Es war die bisher erholsamste Nacht in der Ferne.

Am naechsten Morgen machten wir uns auf zum Tagestrip. Zuerst mal wieder eine holprige Fahrt im Tuk Tuk zum Fischerdorf im umliegenden Bergdorf. Alle bestaunten den am Baum angeketteten Dorfaffen. Ein hochgewachsener Chinese mit drei weiblichen Begleitungen, der wohl etwas viel "The Wild Life" geschaut hatte, naeherte sich unerschrocken dem wilden Tier, der sogleich neugierig auf ihn kletterte. Irgendetwas jedoch passte dem kleinen Racker nicht. Und so biss er einmal kraeftig zu.Unser chinescher Freund, der Reike etwas an Spock erinnerte, verzog jedoch keine Miene. Meine Chance, dachte der Affe, und holte sich Nachschlag. Wumms folgte ein zweiter Biss ins Bein. Nicht die letzte obskure Szene auf dieser Tour, die der Chinese zum besten bot. Alle anderen Gaeste waren erst einmal schockkreidebleich.

Leicht verstoert trottelte die Gruppe weiter, bis der Guide anderenorts stoppte. Es erwartete uns eine Hoehlentour auf Traktorreifen. In Bikini und Badehose und mit Stirnlampe und wasserdichter Mopedbatterie bewaffnet zogen wir uns am Sicherheitsseil in den Eingang der stockfinsteren Hoehle - ein 90 %unter Wasser liegender schmaler Felsspalt. Alles war spannend, besonders das tiefschwarze Wasser unter dem Hintern, der fast ebenso tief im Traktorreifen steckte. Jedenfalls solange, bis der Tourguide in gebrochenem Englisch etwas schrie, das gefaehrlich nach Wasserschlange klang. Na gut, an den Humor der Laoten mussten wir uns noch gewoehnen. Stellenweise war der innerfelsige Flusslauf unterbrochen. "Alle raus!" hiess es. Und so krochen wir verunsichtert und dennoch fasziniert gebueckten Ganges durch die Enge des Felslabyrinths. Es ging vorbei an gruseligen Hoehleninsekten, bevor uns die Reifen endlich wieder auf den Rueckweg trugen. Ein Glueck es gab ein Sicherheitsseil. Dachte sich so manch einer aus der Gruppe. Bis es laut ZAPP schnalzte. Und ein dutzend Langnasen etwas verloren in der Hoehle umhertrieb. Wer ein Paar Flip Flops an sich vorbeischwimmen sah hatte Glueck und paddelte damit in Richtung Ausgang. Der Laotische Fuehrer schien wieder hochamusiert. Gequaelt lachte die Gruppe vereinzelt mit. Backpacking heisst eben auch, sich dem Land ein wenig anzupassen.

Gestaerkt durch ein reichhaltiges Mittag ging es endlich zum zweiten Teil der Tour: Ab ins Kanu und rauf auf den malerischen Nam Song. Anne teilte sich mit Reike einen Zweier. Aufregende Stromschnellen und schneckenlahme Stroemungen wechselten einander ab. In den Stromschnellen wurden unsere Koerper mit ausreichend Adrenalin versorgt, um dem spitz aus den wilden Fluten ragenden Gestein auszuweichen. Die langsameren Strecken gaben uns widerum viel Gelegenheit, diese unglaubliche Kulisse aus Felsraendern, Dschungelufern aus Bananen und Mangroven sowie Wasserbueffelherden zu beobachten. Es gab soviel spannendes zu beobachten, dass es manchmal dauerte, bis wir zwei merkten, dass wir seit unbestimmter Zeit auf Grund lagen. Hintern hoch, abgestossen und weiter gings. Das Hinterteil aller Kanus wurde durch einen niedlichen kleinen Blumenstrauss verziert. Unserer nicht. Kein Grund zur Traurigkeit, dachten wir. Bis wir endlich checkten, dass die Blumen weniger Zierde und viel mehr Stoepsel fuer die Lufttanks waren. Mit den Armen paddeln, mit den Beinen strampeln um ueber Wasser und auf Kurs zu bleiben. Zum Glueck halfen unsere Guides uns aus der Patsche und die Gruppe pflueckte gemeinsam noch einen Strauss Stoepselblumen.
Schon nach der naechsten Kurve der naechste Schock. Wer das Rostocker Shanty mochte, durfte sich hier zu Hause fuehlen. Das laotische Mallorca war ein aus Bretterschlaegen an die Felswaende getackertes Partydorf, inklusive Lautsprechertuerme und Bierbars. Die Briten machten ihrem Ruf alle Ehre und groelten uns laut entgegen. OH GOTT! Aus unserer Idylle gerissen trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. "Eine Stunde Pause. Viel Spass!" rief unser Guide. Wir beide guckten uns an, wieder zum Guide und schliesslich hilfesuchend zu den anderen Gaesten, die sich aber offenbar angetan ins Getuemmel stuerzten. Nagut, das beste draus machen, sagten wir uns. Keine zehn Minuten spaeter hatten wir einen riesen Spass. Endlich wieder mal Musik. Wer nimmt es da schon so genau was da gespielt wird. Wir arrangierten uns ganz gut mit 3000 Watt feinstem Schrammeltechno. Auf dem Bild koennt Ihr Reike sehen, wie er sich vom Flying Fox mit 70 Sachen ueber den Fluss reissen laesst. Und offenbar ganz gut Spass hat. :D
Die letzten Kilometer zurueck zum Dorf verliefen im Grossen und ganzen dann wieder idyllisch. Und in weiten Teilen auch trocken. Wenn da nicht der bloede Pfeiler der letzten Bambusbruecke gewesen waere. "Warte, ich bring uns da durch" rief Reike Anne zu. Aber das ist eine andere Geschichte, die sich Reike nun uebrigens in regelmaessigen Abstaenden in immer neuer Bluete von Anne anhoeren kann. Ein gutes hatte das ganze jedoch. Wo wir schon mal klitschenass waren, konnten wir auch gleich zu Fuss den Fluss zur Huette durchwaten. 1 Dollar Brueckenzoll gespart.
Auch die folgenden Tage in Vang Vieng waren sehr idyllisch. Wir genossen die traumhafte Lage, die erholsame Idylle und das muntere Treiben am Fluss, der zu allen Tageszeiten Dreh- und Angelpunkt des Lebens in Vang Vieng zu sein schien. Eins der vielen schoenen Erlebnisse, dass wir nicht unerwaehnt lassen wollen, begann mit einem Aushang im Internet-Cafe. Wir luden gerade Bilder hoch und lasen dort: "Please help teaching English!". Ein unheimlich engagierter Einheimischer verbesserte seit Jahren Stueck fuer Stueck die Situation des Ortes. Ein Gemeindehaus, eine Biofarm, eine Ausbildungsstaette fuer junge Leute und zuletzt eine Grund- und eine weiterfuehrende Schule sowie ein College erweiterten die Perspektiven von Vang Vieng enorm. Wissbegierige Schueler aller Altersstufen wollten ihre Kenntnisse der englischen Sprache verbessern. Doch es stand ihnen kein Lehrer zur Verfuegung. Und so warb der Aushang um die Zeit der Durchreisenden. Ein toller Weg um wenigstens ein kleines Stueck dem Land zurueck zu geben, das man bereist. Sofort wussten wir, das wollten wir tun. Es war ein unheimlich tolles und auch erfuellendes Erlebnis, auch wenn es nur fuer einen Abend war. Lauter kleine Laoten waren dankbar fuer jedes ausgetauschte Wort. Der Wissenstand war niedrig, und so unterhielten wir uns mit den Kindern ueber sehr banale und alltaegliche Dinge. Anne bekam einen Heiratsantrag von einem buddhistischen Moenchsschueler. Reike zwinkerte der geschmeichelten Anne gelassen zu. Keine Bedrohung. Vielleicht ein Tipp an alle, die durch solcherlei Laender reisen wollen: Ein paar Euro in Stifte, Radiergummis oder Schulhefte investiert machen Kinderaugen sehr leicht sehr gluecklich und bedeuten ein kleines Stueck echter Hilfe, die am richtigen Ort ankommt.
Nach vier Uebernachtungen machten wir uns dann jedoch auf den Weg in den laotischen Sueden und liessen unsere Bambushuette zurueck.

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05 März 2007

Unterwegs in Laos

Hallo an Alle,


endlich haben wir es geschafft, uns von unserem Traumdomizil Mut Mee in Nord-Ost-Thailand loszueisen und nach Laos aufzubrechen. Jetzt gings also los ins Ungewisse. Ein Tuk-Tuk brachte uns zum Grenzuebergang Thailand-Laos. Unsere erste richtige Tuk-Tuk-Fahrt tagsueber. Der Verkehr hier in Thailand ist irre. Regeln nimmt man hier nicht so sehr wichtig. Vor allem Tuk-Tuks interessieren sich nur gelegentlich fuer Ampeln, Sperrstreifen, Verkehrsschilder und aehnlich Laestiges. Das fuenfgliedrige Gurtsystem funktioniert hingegen prima. Solange man nicht loslaesst :)

Die Grenzueberschreitung ueber die Thail-Lao-Freundschaftsbruecke, welche die Thailaendische Seite des Mekong mit der Laotischen verbindet, war leichter als gedacht. Nachdem wir unsere vielen Taler (30 Dollar each) durch das kleine Fenster gereicht hatten, durften wir auch fuer 30 Tage nach Laos einreisen. Dort wurden wir wieder von unendlich vielen TukTuk Fahrern belagert und konnten uns dann gluecklicherweise eines mit anderen Falangs (Fremde) teilen. Der nette Aussteiger aus Wales hat uns viele gute Tipps fuer die Reise gegeben und auch spannende Geschichten von seinen eigenen Erlebnissen waehrend der halbstuendigen Fahrt nach Vientianne erzaehlt. Zu Hause hatten wir praktisch nie etwas von oder ueber Laos gehoert. Hier hiess es allerorts nur, Laos sei unheimlich arm und einfach. Dennoch - viele der Backpacker, die wir bisher trafen, schwaermten von Laos als eines ihrer schoensten Etappen. Hier sagt man uebrigens Lao. Das s hintendran haben die Franzosen mitgebracht. Genauso das Baguette, welches man hier ueberall kaufen kann. Fuer uns war das eine leckere und willkommene Abwechslung zum asiatischen Essen, welches "normales" Brot scheinbar nicht kennt.

In Vientianne angekommen konnten wir uns ein Bild von einem typisch laotischen Markt machen und mussten schnell feststellen, dass wir aus Thailand ziemlich verwoehnt waren. Alles hier ist staubig, Muell und Abfaelle liegen ueberall herum. Aber wir wollten ja gleich weiterreisen, um im schoenen Vang Vieng unser Nachtlager aufzuschlagen. Leider mussten wir mit langen Gesichtern feststellen, dass der letzte Bus bereits eine Stunde zuvor abgefahren war und wir wohl oder uebel hier bleiben mussten. Unser 10 Dollar Hotelzimmer (viel fuer Laos und bisher das teuerste) war schaebig und ohne Klimaanlage...aber wir bauten zum ersten Mal unser Mosquitonetz auf und freuten uns darueber, wie kleine Pfadfinder. Ausserdem macht der Flair des Moskitonetzes aus jedem Loch ein Schloesschen (Anne fuehlt sich regelmaessig wie eine Prinzessin im Himmelbett :D )

Abends wollten wir uns etwas zu essen kaufen und sind in einem richtig schoenen Freiluft-Restaurant am Mekong gelandet. Auf Kissen sitzen, Kokusnussmilch schluerfen und die Suppe selber im Tontopf ueber dem heissen Holzkohleeimer koecheln...ja so laesst es sich leben.

Am naechsten Morgen sind wir "schnell", soweit das mit den riesen Rucksaecken in der Hitze moeglich ist, zum Bus nach Vang Vieng aufgebrochen. Die Busfahrt war unglaublich... Wir brauchten allein eine halbe Ewigkeit, uns zum richtigen Bus durchzuschlagen. Dutzende Tuk-Tuk-Fahrer hatten uns - vermutlich an unseren riesigen Boots - als Touries erkannt und versuchten uns mal mehr mal weniger glaubwuerdig zu versichern, dass hier kein Bus in die gewuenschte Richtung fuehre. Natuerlich bot man uns hilfsbereiter Weise den Transport via Tuk-Tuk an. Fuer den 10fachen Preis versteht sich :D Die Tuk-Tuk-Fahrer sind hier das fieseste, was wir bisher in Asien erlebt haben. An jedem denkbaren Ort versucht man uns hier aufzulauern und uebers Ohr zu hauen. Anne meinte letztens griesgraemig: "Bestimmt ist die Hoelle voller Tuk-Tuk-Fahrer". Reike muss noch immer darueber schmunzeln.

Tuk-Tuk-Fahrer-erfahren, wie wir aber sind, liessen wir uns nicht beirren und fanden schliesslich den richtigen Bus. Er machte einen richtig guten Eindruck. Als wir ankamen, tauschte man gerade einen geplatzten Reifen gegen das Reserverad. Hier und dort kann man jedoch auch durchaus westlichen Standard beobachten. So wurde die Motorhaube bspw. von gutem altem Panzertape gehalten. Teufelszeug!

Wie das hier so ueblich ist, verstaute man unsere Rucksaecke nebst allerlei Waren auf dem Dach des Busses, der so um fast die Haelfte seiner Hoehe anwuchs. Reike kletterte mit rauf, um die Busse mittels Drahtschloss zu sichern. Die Vorstellung, saemtliches Hab und Gut zu verlieren, macht misstrauisch. Ausserdem hatten wir auch schon die eine oder andere Geschichte in diese Richtung gehoert...

Im Bus selbst ergatterten wir einen schoenen Platz zwischen den vielen Einheimischen, wenigen anderen Backpackern und schweren Reissaecken. Schon bald stellten wir fest, mit dem Ordinary-Bus-Ticket die richtige Wahl getroffen zu haben. Ob das die spaeter zugestiegenen allerdings auch so sahen, haben wir nicht erfragt. Diese mussten es sich in dem mittlerweile gut gefuellten Bus auf Plastehockern im Gang bequem machen.

Busse fahren hier generell in mehreren "Klassen". Ordinary ist super spartanisch. Keine Klimaanlage etc. Einheimische fahren meist mit dieser Version. Daneben gibt es weitere, teurere Varianten wie die VIP- oder Mini-Busse fuer die wohlhabenden Falangs mit den vollen Geldbeuteln. Einerseits sind wir da nicht ganz ohne Neid. Anderseits wollen wir bewusst so nahe an den hier lebenden Menschen sein, wie irgendmoeglich. Und glaubt uns, in den Ordinary-Busses kommt man sich mitunter SEHR nahe :) Dazu kommt, das VIP-Ticket-Inhaber den Sagen nach des Oefteren umsteigen muessen. So beginnt auch deren Reise zunaechst im Prachtbus, endet dann aber schliesslich im Tuk-Tuk.

Jedenfalls dauerte die Fahrt rund sechs Stunden. Der Zustand der Strassen war besser, als man uns berichtete - immerhin traegt Lao den Beinahmen "Land ohne Strassen". Unsere vorsorglich erworbenen Staubmasken, die hier auch von vielen Einheimischen getragen werden, mussten vorerst ihren Dienst nicht antreten. Die Frage, wie so eine Busfahrt tatsaechlich war, beantworten Augen und Hintern mitunter sehr unterschiedlich. Sehr sehr unterschiedlich! Allerdings entschaedigt die absolut atemberaubende Aussicht vielfach fuer das blauende Hinterteil. Beeindruckend ist auch die Fahrweise der Busfahrer. Reike hat schon tolle Serpentine in Italien erlebt. Auch Anne sind die strengen S-Kurven auf Gran Canaria noch gut in Erinnerung. Alles Schmarrn! Scheinen sich die Strassenbauer einen Sport daraus zu machen, die Pisten moeglichst sportlich zu gestalten. Und die Busfahrer nehmen die Herausforderung dankend an. Ob hinter der naechsten Kurve Gegenverkehr heranbraust wird schonmal aus dem Bauch heraus entschieden. Und auch Bremskloetzer scheinen in Laos zu den schwer zu bekommenen Guetern zu zaehlen, so sorgsam selten werden sie benutzt. Es ist schon ein tolles Erlebnis, ein so grandioses Panorama mit achzig Sachen an einem vorbei ziehen zu sehen. Zurueck lehnen, entspannen!

Vielleicht geben die wenigen Bilder von dieser Landschaft in den Gallerien (die meisten sind verwackelt) etwas von der Schoenheit dieses bezaubernden Landes wider. Bizarre Felsformationen ueberwuchert mit Bananenstauden und Urwaldgestruepp, mittendrin Holzhuetten mit ihrer Stelzbauweise, in denen die Laoten neben den saftigen Reisterassen leben. Rinder und Huehner, die hin und wieder die Strasse blockieren und dem Adrenalienspiegel Gelegenheit zum Absinken geben. Bei jedem noch so kleinen Stopp Dorffrauen, die aus dem scheinbaren Nichts auftauchen um gebratene Voegel, Reiswuerste, gruene Eier (alles am Spiess ... Reike schaute lechzend und neugierig interessiert auf das gruenfaserige Ei, dass der Laote vor ihm genuesslich verspeiste, bevor er den Ausdruck in Annes Augen bemerkte, deren Gesicht nicht weniger gruenfaserig wirkte) oder Wasser zum Kauf durch die geoeffneten Busfenster zu reichen. Das alles ist schwer zu beschreiben, wenn mans nicht selbst erlebt hat.

Unsere Fahrt endete am Rande Vang Viengs auf einer ausgedienten Schotter-Flugzeuglandepiste aus franzoesischen Kolonialzeiten. Mehr ueber unsere Zeit in Vang Vieng gibts bald im naechsten Blog :D also bleibt dran.

Anne und Reike

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