Tagebuch

05 März 2007

Unterwegs in Laos

Hallo an Alle,


endlich haben wir es geschafft, uns von unserem Traumdomizil Mut Mee in Nord-Ost-Thailand loszueisen und nach Laos aufzubrechen. Jetzt gings also los ins Ungewisse. Ein Tuk-Tuk brachte uns zum Grenzuebergang Thailand-Laos. Unsere erste richtige Tuk-Tuk-Fahrt tagsueber. Der Verkehr hier in Thailand ist irre. Regeln nimmt man hier nicht so sehr wichtig. Vor allem Tuk-Tuks interessieren sich nur gelegentlich fuer Ampeln, Sperrstreifen, Verkehrsschilder und aehnlich Laestiges. Das fuenfgliedrige Gurtsystem funktioniert hingegen prima. Solange man nicht loslaesst :)

Die Grenzueberschreitung ueber die Thail-Lao-Freundschaftsbruecke, welche die Thailaendische Seite des Mekong mit der Laotischen verbindet, war leichter als gedacht. Nachdem wir unsere vielen Taler (30 Dollar each) durch das kleine Fenster gereicht hatten, durften wir auch fuer 30 Tage nach Laos einreisen. Dort wurden wir wieder von unendlich vielen TukTuk Fahrern belagert und konnten uns dann gluecklicherweise eines mit anderen Falangs (Fremde) teilen. Der nette Aussteiger aus Wales hat uns viele gute Tipps fuer die Reise gegeben und auch spannende Geschichten von seinen eigenen Erlebnissen waehrend der halbstuendigen Fahrt nach Vientianne erzaehlt. Zu Hause hatten wir praktisch nie etwas von oder ueber Laos gehoert. Hier hiess es allerorts nur, Laos sei unheimlich arm und einfach. Dennoch - viele der Backpacker, die wir bisher trafen, schwaermten von Laos als eines ihrer schoensten Etappen. Hier sagt man uebrigens Lao. Das s hintendran haben die Franzosen mitgebracht. Genauso das Baguette, welches man hier ueberall kaufen kann. Fuer uns war das eine leckere und willkommene Abwechslung zum asiatischen Essen, welches "normales" Brot scheinbar nicht kennt.

In Vientianne angekommen konnten wir uns ein Bild von einem typisch laotischen Markt machen und mussten schnell feststellen, dass wir aus Thailand ziemlich verwoehnt waren. Alles hier ist staubig, Muell und Abfaelle liegen ueberall herum. Aber wir wollten ja gleich weiterreisen, um im schoenen Vang Vieng unser Nachtlager aufzuschlagen. Leider mussten wir mit langen Gesichtern feststellen, dass der letzte Bus bereits eine Stunde zuvor abgefahren war und wir wohl oder uebel hier bleiben mussten. Unser 10 Dollar Hotelzimmer (viel fuer Laos und bisher das teuerste) war schaebig und ohne Klimaanlage...aber wir bauten zum ersten Mal unser Mosquitonetz auf und freuten uns darueber, wie kleine Pfadfinder. Ausserdem macht der Flair des Moskitonetzes aus jedem Loch ein Schloesschen (Anne fuehlt sich regelmaessig wie eine Prinzessin im Himmelbett :D )

Abends wollten wir uns etwas zu essen kaufen und sind in einem richtig schoenen Freiluft-Restaurant am Mekong gelandet. Auf Kissen sitzen, Kokusnussmilch schluerfen und die Suppe selber im Tontopf ueber dem heissen Holzkohleeimer koecheln...ja so laesst es sich leben.

Am naechsten Morgen sind wir "schnell", soweit das mit den riesen Rucksaecken in der Hitze moeglich ist, zum Bus nach Vang Vieng aufgebrochen. Die Busfahrt war unglaublich... Wir brauchten allein eine halbe Ewigkeit, uns zum richtigen Bus durchzuschlagen. Dutzende Tuk-Tuk-Fahrer hatten uns - vermutlich an unseren riesigen Boots - als Touries erkannt und versuchten uns mal mehr mal weniger glaubwuerdig zu versichern, dass hier kein Bus in die gewuenschte Richtung fuehre. Natuerlich bot man uns hilfsbereiter Weise den Transport via Tuk-Tuk an. Fuer den 10fachen Preis versteht sich :D Die Tuk-Tuk-Fahrer sind hier das fieseste, was wir bisher in Asien erlebt haben. An jedem denkbaren Ort versucht man uns hier aufzulauern und uebers Ohr zu hauen. Anne meinte letztens griesgraemig: "Bestimmt ist die Hoelle voller Tuk-Tuk-Fahrer". Reike muss noch immer darueber schmunzeln.

Tuk-Tuk-Fahrer-erfahren, wie wir aber sind, liessen wir uns nicht beirren und fanden schliesslich den richtigen Bus. Er machte einen richtig guten Eindruck. Als wir ankamen, tauschte man gerade einen geplatzten Reifen gegen das Reserverad. Hier und dort kann man jedoch auch durchaus westlichen Standard beobachten. So wurde die Motorhaube bspw. von gutem altem Panzertape gehalten. Teufelszeug!

Wie das hier so ueblich ist, verstaute man unsere Rucksaecke nebst allerlei Waren auf dem Dach des Busses, der so um fast die Haelfte seiner Hoehe anwuchs. Reike kletterte mit rauf, um die Busse mittels Drahtschloss zu sichern. Die Vorstellung, saemtliches Hab und Gut zu verlieren, macht misstrauisch. Ausserdem hatten wir auch schon die eine oder andere Geschichte in diese Richtung gehoert...

Im Bus selbst ergatterten wir einen schoenen Platz zwischen den vielen Einheimischen, wenigen anderen Backpackern und schweren Reissaecken. Schon bald stellten wir fest, mit dem Ordinary-Bus-Ticket die richtige Wahl getroffen zu haben. Ob das die spaeter zugestiegenen allerdings auch so sahen, haben wir nicht erfragt. Diese mussten es sich in dem mittlerweile gut gefuellten Bus auf Plastehockern im Gang bequem machen.

Busse fahren hier generell in mehreren "Klassen". Ordinary ist super spartanisch. Keine Klimaanlage etc. Einheimische fahren meist mit dieser Version. Daneben gibt es weitere, teurere Varianten wie die VIP- oder Mini-Busse fuer die wohlhabenden Falangs mit den vollen Geldbeuteln. Einerseits sind wir da nicht ganz ohne Neid. Anderseits wollen wir bewusst so nahe an den hier lebenden Menschen sein, wie irgendmoeglich. Und glaubt uns, in den Ordinary-Busses kommt man sich mitunter SEHR nahe :) Dazu kommt, das VIP-Ticket-Inhaber den Sagen nach des Oefteren umsteigen muessen. So beginnt auch deren Reise zunaechst im Prachtbus, endet dann aber schliesslich im Tuk-Tuk.

Jedenfalls dauerte die Fahrt rund sechs Stunden. Der Zustand der Strassen war besser, als man uns berichtete - immerhin traegt Lao den Beinahmen "Land ohne Strassen". Unsere vorsorglich erworbenen Staubmasken, die hier auch von vielen Einheimischen getragen werden, mussten vorerst ihren Dienst nicht antreten. Die Frage, wie so eine Busfahrt tatsaechlich war, beantworten Augen und Hintern mitunter sehr unterschiedlich. Sehr sehr unterschiedlich! Allerdings entschaedigt die absolut atemberaubende Aussicht vielfach fuer das blauende Hinterteil. Beeindruckend ist auch die Fahrweise der Busfahrer. Reike hat schon tolle Serpentine in Italien erlebt. Auch Anne sind die strengen S-Kurven auf Gran Canaria noch gut in Erinnerung. Alles Schmarrn! Scheinen sich die Strassenbauer einen Sport daraus zu machen, die Pisten moeglichst sportlich zu gestalten. Und die Busfahrer nehmen die Herausforderung dankend an. Ob hinter der naechsten Kurve Gegenverkehr heranbraust wird schonmal aus dem Bauch heraus entschieden. Und auch Bremskloetzer scheinen in Laos zu den schwer zu bekommenen Guetern zu zaehlen, so sorgsam selten werden sie benutzt. Es ist schon ein tolles Erlebnis, ein so grandioses Panorama mit achzig Sachen an einem vorbei ziehen zu sehen. Zurueck lehnen, entspannen!

Vielleicht geben die wenigen Bilder von dieser Landschaft in den Gallerien (die meisten sind verwackelt) etwas von der Schoenheit dieses bezaubernden Landes wider. Bizarre Felsformationen ueberwuchert mit Bananenstauden und Urwaldgestruepp, mittendrin Holzhuetten mit ihrer Stelzbauweise, in denen die Laoten neben den saftigen Reisterassen leben. Rinder und Huehner, die hin und wieder die Strasse blockieren und dem Adrenalienspiegel Gelegenheit zum Absinken geben. Bei jedem noch so kleinen Stopp Dorffrauen, die aus dem scheinbaren Nichts auftauchen um gebratene Voegel, Reiswuerste, gruene Eier (alles am Spiess ... Reike schaute lechzend und neugierig interessiert auf das gruenfaserige Ei, dass der Laote vor ihm genuesslich verspeiste, bevor er den Ausdruck in Annes Augen bemerkte, deren Gesicht nicht weniger gruenfaserig wirkte) oder Wasser zum Kauf durch die geoeffneten Busfenster zu reichen. Das alles ist schwer zu beschreiben, wenn mans nicht selbst erlebt hat.

Unsere Fahrt endete am Rande Vang Viengs auf einer ausgedienten Schotter-Flugzeuglandepiste aus franzoesischen Kolonialzeiten. Mehr ueber unsere Zeit in Vang Vieng gibts bald im naechsten Blog :D also bleibt dran.

Anne und Reike

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