Tagebuch

07 April 2007

Elephants&Friends Teil II - Ein Tag unter Fanties


Schon beim Aufwachen hatten wir beide das Gefuehl von Schulkindern am ersten Tag des neuen Schuljahres. Voller Vorfreude und Spannung hasteten wir in Richtung Gemeinschaftshaus, wo nach und nach alle eintrafen, um zu fruehstuecken. Das Essen war so koestlich, dass nun selbst die Geschmacksnerven zu frueher Stunde bereits auf Hochtouren liefen. Leider wollte uns trotz massiver Bestechungsversuche niemand so recht die Zutatenliste des Ruehreis verraten, welches durch einen Cocktail aus Kraeutern und Gewuerzen so lecker schmeckte, dass selbst die riesige Schuessel Nachschlag bald alle war. Manche Dinge setzen sich gerade dann im Kopf fest, wenn sie ein Geheimnis bleiben.


Tagesplanung

Heute erfuhren wir eine der Lieblingsspeisen von Elefanten: Bananen. Witzig, dachten wir, eine nette Gemeinsamkeit mit Affen. Doch gemeint waren nicht die Fruechte, wie Farmmitgruender Phot uns zu erzaehlen wusste. Vielmehr fressen die Elies die ganze Pflanze, und davon reichlich.

Deshalb hiess unsere erste Aufgabe fuer den Tag auch Bananen holen. Als wir vor dem Fruehstueck was von Bananen holen aufschnappten, dachten wir an einen Marktausflug und standen bereit mit Taeschchen und FlipFlops bereit. Nun hiess es schnell nochmal zurueck in die Huette, Gelaendetaugliches anziehen.

Minuten spaeter schwangen wir unsere schweren Boots ueber die Ladekante des Pickups, auf denen zwei Bretter von links nach rechts Sitzbaenke improvisierten. An Board waren jetzt zwei Mann in der Fahrerkabine plus Katrin und Hannes und wir sowie die Deutsche, auf der Ladeflaeche. Die Bretter waren splittrig und voller Naegel, und Annes und Reikes Hosen bekamen spontan neue Luftloecher. Mit unglaublichen 80 Sachen bretterten wir hinten auf dem Pickup (uebrigens die meist verbreitetste Transportmethode der Einheimischen) ueber die asphaltierte Piste, wobei wir alle uns vielsagende Blicke zu warfen, bevor der Fahrer nochmals auf 120 beschleunigte und der Gegenwind nun nicht nur jedes Wort schluckte, sondern wir auch reichlich Proteine, wenn wir unsere Gesichter nicht tief hielten. Der Luftdruck presste das Blut raus aus den kleinen Kapillaren unserer Gesichtshaut. Und wenn uns nicht gerade irgendein Insekt traf, fuehlte es sich eigentlich ganz angenehm an, wie eine Massage oder eine Peeling.


Das Bananenfeld


Das Bananenfeld war Teil einer riesigen Plantage. Weil in diesem Klima - ganzjaehrig feucht und heiss - Bananen rund ums Jahr praechtig gedeihen, ist die Plantage unterteilt in Sproesslinge, junge und tragende Stauden sowie den Abgeernteten. Eine Bananenstaude - gut gepflegt - treibt so lange neu aus, bis der sie ernaehrende Boden erschoepft ist. Bananen tragen jedoch nur im ersten Jahr sicher und voll. Daher werden die Pflanzen nach dem ersten Jahr geschlagen, um Platz zu machen fuer frische Triebe der Staude und damit neuen Fruechten. Elephants und Friends sind mit verschiedenen Plantagenbesitzern uebereingekommen, die abgeernteten Pflanzen zu schlagen und gegen ein geringes Entgelt zur Eliefuetterung zu verwenden. Wir folgten den beiden von der Farm, die aus dem am Bananenfeld geparkten Pickup sprangen und mit ihren Macheten bereits in die Dichte der riesigen Bananenblaetter verschwanden.

Aus Deutschland kennt man Bananenstauden meist nicht und so waren wir noch immer von diesen kraeftigen Pflanzen fasziniert. Bananen wachsen sehr schnell. Innerhalb rund eines Jahres erreichen sie eine Hoehe von drei bis fuenf Metern, die Staemme bis zu 30 cm Dicke. Keine Zeit also, um zu verholzen. Daher genuegen auch schon wenige, gezielte Machetenhiebe, um die wie uebergrosse Porreestangen aussehenden Staemme zu Fall zu bringen. Die gefaellten Stauden trugen wir als ganzes, nur besonders grosse Exemplare wurden in handlichere Stuecken zerlegt. Braune, faulige oder trockene Stammstellen wurden gleich dort gelassen, weil sie die dickhaeutigen Feinschmecker spaeter eh verschmaehen wuerden. Zum Glueck liessen sich die Stellen leicht per Hand abschaelen.


Nach rund 30 Minuten war der Pickup voll. Ach ja, wo sollen wir jetzt eigentlich sitzen? Ein zweites Auto hatte uns nicht begleitet. "On top" - war die beilaeufige Antwort. Ach so! Ja, eh, ok! Also oben rauf auf die sorgfaeltig gestapelten Staudenstaemme und ab dafuer. Diesmal ohne die Fahrkabine als Windschutz, die Staemme waren ja auf Kante gestapelt, fuhren wir jedoch auch nur halb so schnell, wie noch auf der Hinfahrt. Als wir nach ein paar ausgewachsenen Schlagloechern beruhigt feststellten, dass wir nicht gleich bei der ersten Unebenheit runter plumpsen wuerden, konnten wir unsere verrueckte Situation fast so richtig geniessen.

Der erste Kontakt

Zurueck vom "Bananenholen" gings gleich direkt zu dem Teil des Gelaendes, wo die Elies wohnten. Unser erster Kontakt. Behutsam und respektvoll naeherten wir uns. Die riesigen Dickhaeuter reagierten zunaechst scheu. Wir zogen uns wieder zur Gruppe zurueck.

Das Eliegelaende liegt sehr idyllisch entlang dem Flussufer des Kwae, wo dichter Busch jedes Stroepern massiv erschwert. Jedem Elefanten, so erfuhren wir hier, ist genau ein Elefantenhueter oder -pfleger bzw. Mahout zugeteilt. Dieser ist fuer ihn verantwortlich, insbesondere beim Fuettern, Baden, Spielen und den Routinegesundheitschecks. Die saftigen Bananenstauden wurden in mundgerechte Hapse zerteilt und wir durften diese nun nach Einweisung an die Fanties verfuettern. Unsere Verstaendigung mit den Pflegern klappte super, auch wenn diese kein Englisch sprachen.

Das Fuettern war der Hammer! Mit einer erstaunlichen Feinmechanik schnappten die Elefanten sich die kurzen Bananenstummel und bissen seitwaerts und vergnuegt von ihnen ab, wie Reike von einem Snickers Cruncher. Der Anblick war zum Schiessen. Wir realisierten, dass die Pickup-Ladung lediglich den Morgensnack fuer diese gewaltigen Tiere darstellte.

Einige aus der Crew begannen derweil die Lichtung am Flussufer und deren glatten Boden von dornigem Geaest zu saeubern, die der in der Platzmitte stehende, riesige schattenspendende Tamarintenbaum beim letzten Sturm abgeworfen hatte. Andere suchten Feuerholz zusammen und wiederum zwei andere hatten Harpunen mitgebracht. Die Harpunen waren aus Bambus, selbstgefertigt und fuers Unterwasserfischen gedacht. Damit hatten sie schon mal Reikes Aufmerksamkeit sicher. "Muesste man doch eigentlich nachbauen koennen..", dachte er sich, als die beiden mit ihnen auch schon im Blau des Flusses verschwanden.

Der Kwae ist ein tiefer, sehr schnell fliessender Fluss, der an dieser Stelle eine groessere Bucht ausbildete, in der das Wasser quasi stand. Nach rund fuenf Minuten tauchte einer der Jungs wieder auf. In der einen Hand seine Harpune, in der anderen einen stattlichen Wels. Waehrend Reike gespannt das Treiben im Wasser verfolgte, hin und wieder einen Dornenast wegschob, stand Anne etwas weiter mit Kathrin und Stretchy interessiert bei einem der Pfleger, der seine Umhaengetasche vorsichtig oeffnete und somit den Blick auf ein Chamaeleon frei gab, das irgendwie nicht so recht gluecklich wirkte. "Och Mensch!", dachte sich Anne noch bei sich, "Der sollte dieses huebsche Haustier wirklich besser behandeln! Hier in dieser schaebigen Tasche geht der doch noch ein.", als der Pfleger das Chamaeleon ploetzlich und ohne Vorwarnung am Schwanz packte und es mit Kraft gegen einen Zaunpfahl schlug, bis nichts mehr zappelte. Die drei Maedchen liess er geschockt zurueck.

Wels und Chamaeleon landeten in der Glut des Lagerfeuers und waren gerade rechtzeitig gar, als der Pickup mit Reis, Curries und weiteren Koestlichkeiten von der Kueche eintraf. Man, war das lecker! So richtig frischer Fisch ist einfach eine Klasse fuer sich und junger Flusswels - dieser hier war gruen und rot gescheckt - mit Salz, Pfeffer und Zitrone am selbst entfachten Lagerfeuer gegart, laesst einen eine ganz eigene, tiefe Zufriedenheit empfinden.

Natuerlich waren wir auch etwas aufgeregt. Schliessliche hatten wir bisher noch nie Chamaeleon gegessen. Dieser machte gerade die Runde und war auf dem Weg zu uns. In Asien werden Tiere, solange sie in den Topf, Ofen oder eben ins Feuer passen, meist als ganzes zubereitet. Von Huehnern mit Kopf und Fuesse waren wir das ja bereits gewohnt. Dieser kleine Freund hier jedoch sah auch gegrillt noch ganz niedlich aus. Neugierde schubste uns ueber unsere innere Hemmschwelle und knapp einen Bissen spaeter stellten wir fest, dass Eidechse wirklich unheimlich lecker schmeckt. Ein bisschen wie Huehnerfluechte vielleicht. Crazy Shit.


Ab in die Wanne

Gut gestaerkt und noch besser gelaunt raeumten wir den Feldtisch (Tuch auf Boden) ab. Sidoh und sein Pfleger ritten an uns vorbei. Bei dem was jetzt kam, wurde uns klar, dass der freigeraeumte Platz am Flussufer der Badestrand fuer die Elies war. Routiniert tapste Sidoh, seinen Pfleger auf dem Ruecken, ins erfrischende Nass. Und kaum war er bis zum Bauch im Wasser verschwunden, begann das grosse Plantschen. Der selbe Elefant, der eben noch so schwerfaellig und traege wirkte, schuettelte sich nun im Wasser derart agil, dass man gar nicht mehr so recht mit verfolgen konnte, was nun Schwanz, was Ohr und was Ruessel war. Und bei allem versuchte sich der Elefantenpfleger angestrengt aber geschickt, oben zu halten. Das war Rodeo in doll, eine Mordsshow, sozusagen.

"Wenn ihr mitbaden wollt, muesst ihr Euch jetzt fertig machen!". Anne guckt Reike an. Reike guckt Anne an. Zwei paar grosse Augen. Dann, zeitgleiches Aufspringen, Umziehen um die Wette und ab zum Wasser.
Sidoh war ein Bulle und der einzige junge Elephant unter all den Senioren. Genau genommen war Sidoh ein ungezogener Luemmel. Seine Benimmschwierigkeiten hatten ihm schon massiv Aerger eingebrockt. Als Arbeitselefant im Holzbau wurde er von einem Mahout zum naechsten gereicht. Allerdings war Sidoh ziehmlich aggro und es kam immer wieder zu kleineren Zwischenfaellen, so dass sich niemand so richtig mit ihm beschaeftigen wollte.

Hier war Sidoh nun und hatte in seinem noch jungen Pfleger seinen Meister gefunden. Der war zwar duenn wie eine Speiche, hatte Sidoh jedoch einwandfrei im Griff. Nun tobten die zwei also im Fluss und als sich von den anderen niemand ins Wasser traute, ging Reike als erster. Sidoh senkte sich auf Speiches Kommando, Reike stieg hoch, Sidoh stand wieder auf. Gerade in aufrechter Haltung, warf sich das tonnenschwere Tier in ruckartigen Bewegungen von links nach rechts, schuettelte sich behaende wie Hunde, die ihr Fell trocknen wollen, kam zur Ruhe, waegte somit in Sicherheit und belehrte uns Sekunden spaeter eines besseren. Reike hielt sich ganz anstaendig, die Messingkette fest umklammert, doch den Pfleger hinter ihm warf es immer wieder in meterhohen Boegen ab in den Fluss. Sidoh war jedoch nicht irre, wie man haette meinen moegen, sondern schlau und sensibel und wollte spielen. Sobald sein Pfleger den Halt verlor und ins Wasser klatschte, hielt der Bulle in Sekundenbruchteilen inne, besorgt, seinen Freud und Mahout nicht zu verletzen, und wartete, bis dieser wieder aufgesessen und Halt gefunden hatte, bevor das Erdbeben aufs neue losbrach. Auch Reike warf es nun mehrfach ins Wasser, wobei weggeschleudert es besser trifft als runtergefallen. Es war ein Heidenspass. Schon beim Zusehen.

Als naechstes ging mit Kaewta eine Elefantenkuh Jahrgang '51 in die Wanne. Ihr deutlich gesetzteres Gemuet lockte nach Stretchy jetzt auch Anne und Kathrin ins Wasser. Sie schaufelten sich einen Weg durch die heufladigen Elefantenhaufen, die die Elies wohl beim Kaelteschreck haben fallen lassen und mit denen bereits die halbe Bucht vermient war. Auch Kaewta setzte sich auf die Knie, um Kathrin und Anne einen besseren Aufstieg zu ermoeglichen.

Nicht so recht in Badelaune, musste Kaewtas Pfleger die Omi ein wenig manoevrieren. Dies geschieht mit einem Eisenhaken, der den Elies ins Ohr gepiekt wird. Aber nur ganz vorsichtig, wie man uns versicherte, nicht wie bei den Arbeitselefanten, denn Elefanten sind an ihren Ohren sehr empfindlich. Mit den Kommandos wohl vertraut, senkte Kaewta immer wieder abwechselnd Haupt und Hintern ins Wasser, legte sich auf die Seite bis zwei dicke Fuesse rausguckten und drehte sich auf die andere Seite. Immer dann mussten wir natuerlich schnell auf die Seite der Dickhaeuter krabbeln, um unseren eigenen Kopf im Trockenen zu halten. Das war richtiger Sport. Manchmal tauchten die Elefanten sogar komplett unter und man holte besser rechtzeitig Luft, bevor die Wassermassen ueber den Elieruecken und einem selber zusammen klatschten wie Brandungswellen. An Land Zuschauende sahen dann nur noch den Ruessel aus dem Wasser luschern, der sich Okularmaessig in der Gegend umherdrehte.

Auch Anne und Kathrin hatten einen riesen Spass mit ihrer zahmen Elefantendame, wuschen ihr fein saeuberlich den aufgeweichten Schlamm aus der faltigen Lederhaut und bekammen erst einen gehoerigen Schreck, als das Tier ploetzlich aus dem Wasser tapste, ausgerechnet in dem Moment, wo ihr Pfleger im Wasser umherschwomm. "Oh Gott!", meinten die beiden, "wenn wir hier runter knallen, brechen wir uns saemtliche Knochen!". Denn ploetzlich hingen ihre Fuesse nicht mehr im Wasser sondern rund 2 meter fuftsch ueber dem Erdboden. Aber alles ging gut und der Pfleger kam schnell hinterher, um Kaewta fuer eine zweite Runde zurueck in den Fluss zu holen.

Wir alle hatten mordsmaessigen Spass. Und als wir nach der Badesession noch ein wenig ins saubere Ende der Bucht schwammen, funkelten unsere Augen und wir schnatterten begeistert ueber das gerade erlebte, den Fluss und das urwaldige Ufer, Berge und knallblauer Himmer als passende Kulisse.
Zum Abendbrot noch einmal Bananen

Nach der ausgibigen Badeaktion hiess es erneut, Bananen fuer die Fanties zu holen - Abendbrot. Schnell fuhren wir zu den Huetten, die nassen Klamotten gegen Gelaendefestes getauscht, und wieder rauf auf den Pickup. Diesmal waren es nur Kathrin, Hannes und wir zwei.

Wir hatten schon auf der Hinfahrt einen riesen Spass und unterhielten und verstanden uns prima. Krass war, dass Hannes vor einigen Jahren bei einem schweren Autounfall das Bein etwa mittig des Schienbeins bis auf eine schmale Hautbruecke abgetrennt wurde. Die Aerzte in Oesterreich leisteten hervorragende Arbeit und flickten das so schwer verletzte Bein wieder zusammen. Hannes und Kathrin gingen absolut laessig damit um, was uns schon irgendwie beeindruckte. Unterm Strich, so Hannes, sei er sogar dankbar. Durch den unerwartet guten Ausgang dieses schweren Unfalls, bei dem er mit seinem Pkw am Stauende unter einen Laster geschoben wurde, und waehrend der anschliessenden jahrelangen Physiotherapie bekam sein Leben eine Wendung. Er fing an zu reisen, alles bewusster und dankbarer zu durchleben und zu erkennen, dass Beruf nicht alles ist. Und das, obwohl er gerade auf der Hoehe seines beruflichen Erfolgs steht. Verrueckt, was einem manchmal im Leben wiederfahren muss, um Klarheit zu gewinnen. Und so manch einer koennte sicherlich viel fuer sich aus dieser Geschichte ableiten. Ein tolles Paar.

Diesmal jedenfalls ging es zu einer anderen Plantage, versteckt tief in einem Waldstueck. Das war fuer uns natuerlich 1A, denn so konnten wir noch einmal einen anderen, diesmal sehr bergigen Teil der Landschaft Thailands sehen. Die Bananenstauden auf diesem Feld waren deutlich kraeftiger gewachsen. Mehr zu schleppen. Wir machten uns daran, uns Staemme auszusuchen und Reike war ganz Feuer und Flamme, als er einen besonders gewaltigen Stamm von gut 30 cm Durchmesser selbst faellen durfte. Schon nach dem ersten Hieb mit der Machete, schoss eine Wasserfontaene aus dem geoeffneten Spalt. Wahnsinn wie saftig die Dinger waren!

Wir machten uns einen Spass daraus, die Staemme in Maedchenstaemme und Maennerstaemme aufzuteilen. Auch bei diesem kleinen sportlichen Wettstreit, vor allem zwischen Hannes und Reike, war bei Hannes keinerlei Einschraenkung durch sein Bein zu bemerken, was irgendwie noch doppelt so cool war. Wir schleppten die Bananen durchs Feld richtung Pickup und hieften die Teile rauf, einer der Hueter stapelte alles und wir schwitzten dabei wie bolle, sauten uns von Kopf bis Fuss mit Bananenstaudensaft ein und klebten voller Blaetter und Ungeziefer. Allein, sich mal wieder richtig koerperlich zu betaetigen, tat richtig gut. Und als der Pickup erneut bis Oberkante Unterlippe bepackt war, waren wir mit unserer Arbeit sehr zufrieden.

Eine alte Frau, die zur Bananenfarm gehoerte, brachte uns als kleine Belohnung eine paar Wasseraepfel und .. aehhm .. kleine roetliche Beeren, bedes koestlich. Die Frage nach dem wo wir denn da noch sitzen sollten, klemmten wir uns diesmal, schwangen uns nach ganz oben auf die Ladung und verliessen die Plantage, die Abendsonne im Ruecken. Einige Kilometer spaeter hielt der Farmchef Phot nochmal am Wegesrand, sprang in einen Provinzshop und kam mit zwei handvoll eisgekuehlter Biere wieder heraus. Seine Belohnung fuer unsere gute Arbeit. Sehr gluecklich fuhren wir die weiter Strecke zurueck zu Elephants and Friends.

Dort angekommen entluden wir flux den Pickup und kehrten zurueck zum Haus, wo das Abendbrot bereits wartete. Hier assen wir auch zum ersten mal Jackfrucht - oder Catnun - eine kuerbisgrosse aber eher eirigfoermige, gruengelbe, stachelige Frucht mit Ananasgelbem Fruchtfleisch, die an den Staemmen grosser Laubbaeume waechst und deren Fleisch mit einem angenehmen Fruchtsaeuregehalt hart, kaum saftig aber fruchtig suess schmeckt. Die gelappte Form, Farbe und Konsistenz erinnerten an den Schwefelporling, einen auch in Deutschland zu findenden Riesenbaumbilz.
Wir hatten nur fuer einen Tag bezahlt und so heiss es fuer uns nach dem Essen Rucksaecke packen. Schnell tauschten wir noch Bilder, Videos und Emailadressen aus, bevor uns Phot fuer 250 Baht (rund fuenf Euro) ins nahegelegene Kanchanaburi fuhr. Wir waren etwas wehmuetig, die Eliefarm schon wieder verlassen zu muessen, auch haben wir die Gesellschaft insbesondere von Kathrin und Hannes sehr genossen. Aber die Fuelle an Eindruecken und Erfahrungen, die wir hier in 24 Stunden gesammelt hatten, war gigantisch und wuerde einiges an Verarbeitungszeit in Anspruch nehmen. Elephants and Friends - sicherlich eines der grossen Highlights auf dieser fantastischen Reise.



Bildergalerie und Video: Auf der Elephantenfarm (suedlich von Bangkok)

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06 April 2007

Elephants&Friends Teil I - Zu den Fanties


Fahrt zur Elefantenfarm
Nachdem wir um 11 in unserem Hotel, nahe der Khao San ausgecheckt hatten, schlugen wir uns mit samt allen Taschen und den schwer bepackten Rucksaecken quer durch die Strassen Bangkoks. Das Ziel war der grosse Busbahnhof, von dem stuendlich die Busse nach Kanchanaburi abfahren. Wir wollten noch heute auf der Elefantenfarm ankommen - schliesslich hatten wir das auch so im vorhinein dank Skype telefonisch vereinbart - und unsere Chancen standen nicht schlecht. Die vierstuendige Busfahrt war sehr bequem im gepflegten Reisebus mit Klimaanlage, nicht zu vergleichen mit den Strapazen aus Kambodscha. Wir waren mal wieder, wie schon zuvor so oft, die einzigen Europaeer im Bus und hatten uns mittlerweile daran gewoehnt, alle Blicke auf uns zu ziehen. Unser mageres Reiseproviant bestand aus einer Packung Kruemelkeksen und einem kleinen Wasser, das wir voellig ueberteuert noch am Busbahnhofskiosk erstanden hatten.

Das Glueck war uns hold und so konnten wir in Kanchanaburi noch den letzten Anschlussbus des Tages um 17:25 Uhr direkt zur Elefantenfarm erwischen. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns auf dem Frischmarkt, der wieder unzaehlige, fuer uns exotische Obst- und Gemuesesorten auf hoelzernen Tischchen und in Kartons praesentierte. Reike hatte bereits riesigen Hunger und so erkundeten wir den Marktplatz nach dem leckersten und guenstigsten Mittagsgericht fuer den kleinen Vielfrass. Anne kaufte sich ein Pfund der stacheligen Litschis, wie sie auch in den Asialaeden in Deutschland manchmal zu finden sind. Aber an der Tuete Schokoladenkekse fuer umgerechnet 50 Cent sind wir auch diesmal nicht vorbeigekommen. Wir stiegen guter Dinge in den Bus und los ging die einstuendige Fahrt zu Elephants&Friends mit weit geoeffneten Fenstern und die frisch duftenden Litschis lagen auf unsrem Schoss.

Es war ungefaehr halb sechs, kurz vor dem Dunkelwerden, als wir endlich die lange Einfahrt zur Elefantenfarm entlang stiefelten. Riesige Huehnergoetter - 2x2x2 Meter aufwaerts - saeumten den Sandweg. Durch die gewaltigen Loecher konnte man locker hindurch krabbeln. Wir buckelten vorbei an Wasserloechern, klapprigen Holzverschlaegen und gerodeten Flaechen, immer Ausschau nach Elefanten haltend. Schliesslich erreichten wir die kleine Gemeinschaft aus Farmarbeitern, Elephantenhuetern und arbeitswilligen Touris. Sie sassen zusammen in dem ueberdachten aber teils offenwandigen Gemeinschaftsbereich, gleichzeitig Besprechungsraum, Kueche und Essbereich. Nur von Elefanten weit und breit noch keine Spur.


Spaete Ankunft

Alle waren sichtlich ueberrascht, uns auf der Zufahrt zu entdecken, denn so spaet fuhr normalerweise kein oeffentlicher Bus mehr. Aber wir hatten maechtig Schwein und der Fahrplan wurde nur wenige Wochen zuvor umgestellt. Wir wurden in die letzte der drei Bambushuetten gefuehrt, die fuer Arbeitsbesucher vorgesehen waren und stellten unsere Rucksaecke in die schoene Huette mit ihren zwei grossen Betten, die bereits von Mosquitonetzen ueberhangen waren und somit dem durch und durch hoelzernen Raum den Charme eines kleinen Schlosszimmers mit Himmelbett verliehen.

Doch es zog uns gleich wieder zuruck ins Gemeinschaftshaeuschen. Nicht zuletzt, weil uns bei Ankunft ein verfuehrerischer Duft aus der Kueche die unmittelbar bevorstehende Abendbrotszeit signalisierte. Aber auch, um die dort bereits Versammelten kennen zu lernen beziehungsweise uns selbst vorzustellen.

Da waren ein deutsches und ein oestereichisches Paerchen, der Besitzer und seine kleine Tochter, die Koechin, mehrere Farmhelfer und Elefantenpfleger sowie zwei weitere Westliche - ein Australier und eine Niederlaenderin - die es als Langzeithelfer bereits seit Jahren an die Elefanten fesselte.

Erster gemeinsamer Abend

Der Duft aus der Kueche versprach nicht zuviel. Der Reis und die verschiedenen Curries, mit Huehnchen, vegetarisch und allerlei Zauberhaftes aus der thailaendischen Kueche waren reichhaltig und sehr sehr lecker und trieben uns durch ihre Schaerfe wieder die ein oder andere Glueckstraene in die Augen.

Der Abend verging sehr schnell mit einem Singha-Bier und es zeichnete sich bereits ab, dass wir uns mit Hannes undKathrin ganz toll verstehen wuerden. Das deutsche Paerchen - Mitte 20 - war auch sehr amuesant. Sie war Anhaengerin der alternativen Heilmedizin und bot ihrem Koerper physische Ausgeglichenheit, indem sie sich an allen zur Verfuegung stehenden Pfosten und Baenken dehnte und streckte. Beide Beine um 180 Grad Winkel zueinander, unterhielt sie sich in nicht so recht natuerlich klingender spritueller Art und fiel nicht nur ihrem Freund immer wieder dann und wann belehrend ins Wort. Einfach zum Knuddeln, dachten wir uns.

Er wiederum war eigentlich ein Netter. Interessant war auch seine Art zu Reisen. Mit LapTop und Universalstromadapter ausgestattet, verband er das Angenehme mit dem Nuetzlichen. Als Freischaffender Webdesigner war der Ort seines Schaffens unabhaengig von allen Kunden. Man - dachten wir - muss das hart sein. Sich selbst so sehr zu disziplinieren, dass man im Zweifelsfall eben am Computer hockt, um den aktuellen Auftrag zu Ende zu fuehren, anstatt den Rufen von Sonne, Meer und Urwald oder seiner Freundin nachzugehen. Und so arbeitete der Deutsche beschaulich jeder Ebbe in seinem Reisebudget entgegen.


Elephants&Friends - Die Geschichte

Es war schon witzig! Soweit weg von aller Zivilisation in einer so grossen Gruppe (sechs), mal wieder deutsch zu sprechen, tat irgendwie gut! Elephants&Friends war eine Art Seniorenstaette fuer Elefanten. Ausgebrannte Arbeitselephanten koennen hier einen wuerdevollen Lebensabend verbringen. Als gemeinnuetzige Organisation verwenden die Betreiber das Tagegeld der helfenden Besucher zum Kauf von Lebensmitteln und weiterem Weideland fuer die Fanties. Soviel wussten wir - dies und der faszinierende Gedanke, einmal mit Elefanten zu arbeiten, waren auch Grundlage unserer Entscheidung, selbst hier her zu kommen und mit anzupacken. Wenn auch nur einen einzigen Tag, denn das Tagegeld betrug rund 25 US$ pPN und schlug daher kometenmaessig in unser Budget ein.

Am Esstisch und zusammen mit den anderen erfuhren wir weitere Deteils, unter anderem die tragische Geschichte der Farmgruender. Eine Niederlaenderin und ein Thai liebten nicht nur einander, sondern auch die Elies. Und zwar so sehr, dass sie Elephants&Friends aufbauten, hier im thailaendischen Busch. Vor rund einem Jahr dann fing sie sich eine banale Infektion ein. Fieber kam und die Abgeschiedenheit, welche sich beide fuer die Elefanten wuenschten, wurde ihr zum Verhaengnis. Sie starb nach nur zwei Tgen. Ein umrahmtes Bild an der Wand und die 3-jaehrige Tochter, die nun friedlich in der Haengematte schlief, erinnerten an sie.

Naturschauspiel

Trotz der Tragik machten die Elefantenfreunde jeden Tag weiter. Niemand jedoch konnte uns genau sagen, was uns am morgigen Tage erwarten wuerde. Wir spekulierten zu sechst, als ein Schwarm hunderter Insekten aus dem Dunkeln kommend an uns vorbei in Richtung Leuchtstoffroehre rauschte. In Suedostasien gilt die Regel "Eine Lampe, ein Gecko". Und als der Gecko der Leuchtstoffroehre sich schmatzend an sein gefluegeltes Abendbrot machte (wer kennt noch das Maerchen Tischlein Deckdich?), lockte dies wiederum rund ein dutzend weiterer dieser kleinen hellgruenden Zwerge mit Saugnapffuessen an. Zusammen schnappten sie sich ein Insekt nach dem anderen. Termiten, wie wir spaeter erfuhren. Spuckten nur die durchsichtigen Fluegelpaare wieder aus und machten keine Gefangenen. Anstatt die Gefahr zu wittern, schwirrten die Termiten wie gebannt um das Licht. Dieses fantastische kleine Naturspektakel war nach nur fuenf Minuten vorbei. Uebrig blieben die vollgefressenen Echsen, die Baeuche nun aufs Doppelte angeschwollen, und ein Haufen farbloser Fluegel. Unser letzter Eindruck, bevor wir uns alle Gute Nacht sagend voneinaner verabschiedeten.

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Bangkok zum Zweiten


Wir schnappten unsere Rucksaecke aus dem unteren Gepaeckfach des Busses, der genau an der Khao San haltmachte und schon waren wir wieder inmitten des Nebels aus Lichtern, Stimmengewirr und aus Geruechen nach allen erdenklichen Speisen und Gewuerzen. Wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir zuerst die leckeren Fleischspiesse, frisch gerillt, oder Phad Thai, die heisse Nudelpfanne, Fruehlingsrollen oder alles auf einmal essen sollten. Nach einer vergeblichen Suche nach einem Hotel mit Internetzugang im Zimmer (Reike hatte wichtige Emails von ueberarbeiteten Professoren zu beantworten), beschlossen wir wieder in unserem vertrauten Hotel in der Parallelstrasse zur Khao San einzuchecken. Wir wollten unseren Aufenthalt in Bangkok auch nutzen, um das aufgestaute Emailpostfach zu beantworten und natuerlich, um die zahlreichen Kamerabilder der letzten Wochen hochzuladen.

Gleich am naechsten Morgen erkundeten wir Bangkok mit dem Skytrain, ein Zug der auf einer Schiene weit ueber den Daechern der Stadt entlanggleitet und somit die Moeglichkeit einer szenenreichen Stadtrundfahrt bietet. Als erstes machten wir an einem grossen Einkaufparadies – dem MBK-Center - halt, das mit seiner Klimaanlage lockte. Zu unserer grossen Freude gab es dort einen riesigen Kinokomplex in der 4. Etage. Das wars, ins Kino gehen. Endlich, nach so langer Zeit. Wir suchten uns einen gutklingenden Film aus, The Fountain. Der Film war erste Sahne und hat nicht nur Anne die Traenen in die Augen getrieben. Obwohl Reike das bis heute energisch bestreitet. Die Geschichte war angenehm unnormal und tiefgreifend, die Bilder wie von Kunststudenten arrangiert. Echt empfehlenswert!

Nach unserem Exkurs in die Zelluloidwelt tapsten wir zufrieden hinaus aus dem so schoen erfrischend kuehlen Center.Die Sonne brannte sehr heiss und Annes Haut reagierte prompt mit einer Sonnenallergie in Gesicht und Dekoltee. Wieder einmal stand Zimmerruhe auf der Tagesordnung. Die Zeit bis zur Genesung, vertrieben wir uns mit mehreren guten Buechern und einer Menge Schlaf in unserem gemuetlichen Doppelzimmer. Einigermassen erholt wollte Anne ein richtig leckerers Mittagessen besorgen. Der Hunger war gross und so wurde von jedem ein bisschen gekauft. Von Maiskolben ueber Reis und Curry und besonders die kleinen Kokusnusstoertchen zum Nachtisch hatten es ihr angetan. Schon beim Essen kam es uns ein wenig spanisch vor, dass die Kuechlein nicht mehr heiss waren und Reike fragte aus gutem Grund, ob ich gesehen haette, wie diese frisch zubereitet wurden. Nein, aber die muessen kurz vorher gebacken worden sein. Aha.


“Bist du fertig?” fragte Reike mit gebueckter Haltung eine Stunde spaeter durch die Klotuer hindurch. Die Antwort von Anne klang wie ein “nein”. Oder “Bein” oder “wein” .. keine Ahnung. Jedenfalls nicht “ja”. Uns beiden ging es an diesem Nachmittag so elendig, dass wir keinen Fuss mehr vor die Tuer und zu weit weg von der sicheren Toilette wagten. “Sind das Schmetterlinge im Bauch?”, fragte Anne schmunzelnd bei anderer Gelegenheit, als wir beide kreidebleich auf dem Bett nebeneinander lagen. Das angenehme Magenkribbeln sollte noch bis zum uebernaechsten Tag andauern. Das Empfangspersonal guckte uns schon schief an, als wir die neunte oder zehnte Rolle Klopapier bestellten. “Na und!”, sagte sich Reike selbstbewusst. “Kann doch fuer alles moegliche sein.” Und schleppte sich wieder hoch zur schon wartenden Anne.

Aber eins muss man trotzdem sagen, die Toertchen waren garnicht mal schlecht. Nach einigen tausend Buchseiten (Die Schwaeche des Teufels, Verschollen im Himalaya, Die Verbuendeten), einem total verschobenen Hotelzimmertagesrhythmus und mit einer eingebrannten Aversion gegen Kokusgeschmack, planten wir unsere Weiterreise durch Thailand. Gemeinsam gingen wir noch zur zweiten Anprobe bei Jasons, einem Massschneider, der fuer wenig Geld Armani, Gucci und Bossanzuege fertigt. Garantiert Lizenzfrei. Aber dafuer schoen billig. Reike goennte sich eine komplette Garnitur aus Hose, Sacko, Weste, zwei Hemden und Krawatte fuer unter 150 Tacken. Schnaepchen.

Der Anzug fand seinen Weg zusammen mit anderen Mitbringseln fuer Freunde und Familie, Klamotten, die wir uns dort kauften und Altlasten aus dem Rucksack in ein 10-Kg-Paket. Bei der Bangkoker Post bestellten wir einmal nach Hause, per Schiff bitte. Zwei bis drei Monate dauert das wohl im Schnitt und kostet rund 25 Euro (im Vergleich zu 300 Euro per UPS-Air). (Anm. Vom 5. August: Leider warten wir noch heute auf die Nachricht von der Ankunft des Pakets.) Unsere letzten Stunden in Bangkok verbrachten wir damit,, nach Sonnenuntergang den Flair der abendlichen Gassen und wieder und wieder die gute Strassenkueche zugeniessen. Die Plaene fuer die Elephantenfarm waren beschlossene Sache.






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01 April 2007

Und zurueck nach Bangkok (2. mal)


Letzter Morgen in Kambodscha

Von Siem Reap aus buchten wir unsere Weiterreise mit dem Bus bis zurueck nach Bangkok. Ein sehr ehrlicher Mitarbeiter des klitzekleinen Reisebueros gleich neben dem Markt erzaehlte uns, dass die Klimaanlage im Bus leider ausgefallen sei. Sie wuerden alles daran setzen, um sie bis zur morgigen Abreise wieder fit zu bekommen. Wir (wir alle drei) hatten schon die boese Vorahnung, dass dies wohl nicht klappen wuerde.

Unser Wecker klingelte puenktlich um 6:30 Uhr. Und 6:45 Uhr klopfte unser Buszubringer-Fahrer an die Bambustuer im Hotel, dass es die Termiten raustrieb, wo wir denn bleiben. Wie unverschaemt die Leute hier sind dachten wir uns. Um sieben war abgemacht. Und nun kommt er schon 'ne halbe Stunde frueher. In aller Eile schnappten wir unsere Sachen und stopften alles in den Rucksack. Natuerlich entschuldigten wir uns bei den anderen Fahrgaesten fuers Warten. Aber wir konnten ja nunmal nichts dafuer. Wir sollten doch erst um sieben abgeholt werden. "Aber es ist schon zehn vor acht", erwiderte einer der Backpacker. Schmunzeln in den Gesichtern der anderen. Oh man! - unsere Uhr ging noch immer nach vietnamesischer Zeit, genau eine Stunde hinterher. Oje, hoffentlich wuerden wir den Bus ueberhaupt noch erwischen.

Aber zum Glueck laufen die Uhren auch in Kambodscha etwas langsamer und der Bus war noch dabei, das Gepaeck aller Reisenden auf den hinteren Busplaetzen zu verstauen. Alle man draengelten sich in den heissen Bus. Nur wir warteten hoeflich, geleitet vom schlechten Gewissen unserer morgentlichen Verspaetungspanne, und stiegen zu letzt ein. Kein Platz war mehr frei. Schande! Nur ein kleiner Spalt lichtete sich auf der der schmalen Rueckbank, die bis zur Decke mit Rucksaecken und Koffern beladen war. Schoener Mist, dachten wir, und wuehlten uns anderthalb Plaetze frei.


Die Abfahrt

Ein Wunder, die Klimaanlage ging. Wer haette das gedacht. Wir nicht. Hurra!! alles halb so schlimm, denn der Tag versprach sehr, sehr heiss zu werden. Wir holperten los, denn die Strassen in Kambodscha sind eine Menge, aber nicht gut ausgebaut. Riesige Schlagloecher pflasterten die Reste der asphaltierten Strassenabschnitte. Dazwischen ewige staubige Kilometer, die an Feldwege zwischen Mutzwitzen und Hinteroberammerdorf erinnerten. Die Klimaanlage lief ganze zehn Minuten.
Zum Glueck wurden wir ja - im Gegensatz zu den woanders buchenden Fahrgaesten - schon vorbereitet und hatten von vorn herein keine grossen Erwartungen. Anfaenglich hielten wir die Busfenster noch geschlossen. Bloss den ganzen aufgewirbelten Staub nicht reinlassen! Aber die Hitze wurde unertraeglich. Wir waegten Uebel gegen Uebel ab. Und so war der Staub nur das Kleinere.


Gut praepariert setzten wir unsere Staubmasken (ein Mitbringsel aus Thailand und Vietnam) auf, waehrend alle anderen versuchten, mit Aermeln und Taschentuechern vor dem Mund die Atemluft wenigstens grob zu filtern. Der Busfahrer machte sich keine grosse Muehe, den Schlagloechern auszuweichen. Haette vielleicht auch keinen grossen Zweck gehabt. Und so ging ein Hieb nach dem anderen auf der Rueckbank direkt durch Mark und Bein. Und durch unsere Maegen. Wir befuerchteten teilweise schon den drohenden Achsbruch und der Motor direkt unter unseren Hintern wurde immer heisser. (D-Flame: Heissa!) Durchgeschuettelt und weichgekocht wurde uns immer uebler und sternenklar, dass wir die mit Abstand schlechtesten Plaetze im Bus erwischt hatten. Sauber!


Grenzuebergang Poipet

Jede Pause war ein Segen und endlich erreichten wir die Grenze nach Thailand. In Kambodscha werden reichlich Fluege von Siem Reap nach Bangkok angeboten. Die Airlines haben grosses Interesse, ihre Fluege ausgebucht zu sehen und kurropieren die Erneuerung der einzigen Verbindungsstrasse zur thailaendischen Grenzstadt Poipet. Das ist der Grund, warum diese in einem so schlechten Zustand ist. Die wenigen hartgesottenen Busunternehmer sind aber auch nicht bloede genug, ihre guten Busse dort hindurch zuschicken. Und so bucht man dann freiwillig das viel teurere Flugticket bucht.

Wir verliessen den Bus und ueberquerten zu Fuss das Niemandsland bis zur thailaendischen Grenzkontrolle. Klimaanlage, Gepaeckkontrolle, freundliche Beamte und keine Einreisegebuehr. Was fuer eine freundliche Begruessung! Der Raum war wieder so schoen angenehm kuehl, dass wir uns mit dem Ausfuellen unserer Einreisepapiere viel Zeit liessen, bevor wir zum Anschlussbus nach Bangkok gefuehrt wurden. Wow, zweistoeckig, (funktionierende) Klimaanlage, gepolsterte Sitze - ein Unterschied wie Tag und Nacht zum ersten Teil unserer Reise. An dieser Grenze stiessen zwei Welten auf einander. Kambodscha und Thailand. So enge Nachbarn und doch so verschieden.Nach 10 Minuten voelliger Entspannung im Upper-Class Reisebus hielten wir und wurden vom Reisebegleiter uebers Mikro begruesst. Er entschuldigte sich fuer die kurze Pause und erklaerte: "Liebe Fahrgaeste. Ich hoffe, Sie nehmen uns diese Pause nicht uebel. Der Busfahrer ist seit 24 Stunden am Lenkrad und braucht eine kurze Dusche und etwas zu essen. In 15 Minuten geht es weiter. Danke." OH GOTT - alle haben das gleiche gedacht. "Lasst den Mann doch erstmal schlafen! Wir warten gerne, wenn wir dafuer heile ankommen."

Nach 15 Minuten ging es tatsaechlich weiter und es waren noch gute fuenf Stunden nach Bangkok. Die Angst, der Busfahrer koennte am Steuer einschlafen, legte sich mit der Erkenntnis, dass man eh nichts daran aendern koennte. Wir genossen die Landschaft, die an unseren Fenstern vorbeizog und so kraeftig und saftig gruen wirkte im Vergleich zu den staubigen Strassen Kambodschas. Bangkok erreichten wir im Dunkeln. Und die Lichter der Stadt lagen zu unseren Fuessen (bzw. Raedern), als wir die Stadtautobahn entlang fuhren, die hoch ueber den Daechern der Stadt errichtet ist. Ein unglaublich schoener Anblick, der in uns das vertraute Gefuehl erzeugte, wieder zurueck zu sein. Auf der Kaoh San. Mit all dem bunten Treiben. Und die Vorfreude auf all die Koestlichkeiten an den Strassenstaenden liess uns jegliche Strapazen der Anreise vergessen.



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05 März 2007

Unterwegs in Laos

Hallo an Alle,


endlich haben wir es geschafft, uns von unserem Traumdomizil Mut Mee in Nord-Ost-Thailand loszueisen und nach Laos aufzubrechen. Jetzt gings also los ins Ungewisse. Ein Tuk-Tuk brachte uns zum Grenzuebergang Thailand-Laos. Unsere erste richtige Tuk-Tuk-Fahrt tagsueber. Der Verkehr hier in Thailand ist irre. Regeln nimmt man hier nicht so sehr wichtig. Vor allem Tuk-Tuks interessieren sich nur gelegentlich fuer Ampeln, Sperrstreifen, Verkehrsschilder und aehnlich Laestiges. Das fuenfgliedrige Gurtsystem funktioniert hingegen prima. Solange man nicht loslaesst :)

Die Grenzueberschreitung ueber die Thail-Lao-Freundschaftsbruecke, welche die Thailaendische Seite des Mekong mit der Laotischen verbindet, war leichter als gedacht. Nachdem wir unsere vielen Taler (30 Dollar each) durch das kleine Fenster gereicht hatten, durften wir auch fuer 30 Tage nach Laos einreisen. Dort wurden wir wieder von unendlich vielen TukTuk Fahrern belagert und konnten uns dann gluecklicherweise eines mit anderen Falangs (Fremde) teilen. Der nette Aussteiger aus Wales hat uns viele gute Tipps fuer die Reise gegeben und auch spannende Geschichten von seinen eigenen Erlebnissen waehrend der halbstuendigen Fahrt nach Vientianne erzaehlt. Zu Hause hatten wir praktisch nie etwas von oder ueber Laos gehoert. Hier hiess es allerorts nur, Laos sei unheimlich arm und einfach. Dennoch - viele der Backpacker, die wir bisher trafen, schwaermten von Laos als eines ihrer schoensten Etappen. Hier sagt man uebrigens Lao. Das s hintendran haben die Franzosen mitgebracht. Genauso das Baguette, welches man hier ueberall kaufen kann. Fuer uns war das eine leckere und willkommene Abwechslung zum asiatischen Essen, welches "normales" Brot scheinbar nicht kennt.

In Vientianne angekommen konnten wir uns ein Bild von einem typisch laotischen Markt machen und mussten schnell feststellen, dass wir aus Thailand ziemlich verwoehnt waren. Alles hier ist staubig, Muell und Abfaelle liegen ueberall herum. Aber wir wollten ja gleich weiterreisen, um im schoenen Vang Vieng unser Nachtlager aufzuschlagen. Leider mussten wir mit langen Gesichtern feststellen, dass der letzte Bus bereits eine Stunde zuvor abgefahren war und wir wohl oder uebel hier bleiben mussten. Unser 10 Dollar Hotelzimmer (viel fuer Laos und bisher das teuerste) war schaebig und ohne Klimaanlage...aber wir bauten zum ersten Mal unser Mosquitonetz auf und freuten uns darueber, wie kleine Pfadfinder. Ausserdem macht der Flair des Moskitonetzes aus jedem Loch ein Schloesschen (Anne fuehlt sich regelmaessig wie eine Prinzessin im Himmelbett :D )

Abends wollten wir uns etwas zu essen kaufen und sind in einem richtig schoenen Freiluft-Restaurant am Mekong gelandet. Auf Kissen sitzen, Kokusnussmilch schluerfen und die Suppe selber im Tontopf ueber dem heissen Holzkohleeimer koecheln...ja so laesst es sich leben.

Am naechsten Morgen sind wir "schnell", soweit das mit den riesen Rucksaecken in der Hitze moeglich ist, zum Bus nach Vang Vieng aufgebrochen. Die Busfahrt war unglaublich... Wir brauchten allein eine halbe Ewigkeit, uns zum richtigen Bus durchzuschlagen. Dutzende Tuk-Tuk-Fahrer hatten uns - vermutlich an unseren riesigen Boots - als Touries erkannt und versuchten uns mal mehr mal weniger glaubwuerdig zu versichern, dass hier kein Bus in die gewuenschte Richtung fuehre. Natuerlich bot man uns hilfsbereiter Weise den Transport via Tuk-Tuk an. Fuer den 10fachen Preis versteht sich :D Die Tuk-Tuk-Fahrer sind hier das fieseste, was wir bisher in Asien erlebt haben. An jedem denkbaren Ort versucht man uns hier aufzulauern und uebers Ohr zu hauen. Anne meinte letztens griesgraemig: "Bestimmt ist die Hoelle voller Tuk-Tuk-Fahrer". Reike muss noch immer darueber schmunzeln.

Tuk-Tuk-Fahrer-erfahren, wie wir aber sind, liessen wir uns nicht beirren und fanden schliesslich den richtigen Bus. Er machte einen richtig guten Eindruck. Als wir ankamen, tauschte man gerade einen geplatzten Reifen gegen das Reserverad. Hier und dort kann man jedoch auch durchaus westlichen Standard beobachten. So wurde die Motorhaube bspw. von gutem altem Panzertape gehalten. Teufelszeug!

Wie das hier so ueblich ist, verstaute man unsere Rucksaecke nebst allerlei Waren auf dem Dach des Busses, der so um fast die Haelfte seiner Hoehe anwuchs. Reike kletterte mit rauf, um die Busse mittels Drahtschloss zu sichern. Die Vorstellung, saemtliches Hab und Gut zu verlieren, macht misstrauisch. Ausserdem hatten wir auch schon die eine oder andere Geschichte in diese Richtung gehoert...

Im Bus selbst ergatterten wir einen schoenen Platz zwischen den vielen Einheimischen, wenigen anderen Backpackern und schweren Reissaecken. Schon bald stellten wir fest, mit dem Ordinary-Bus-Ticket die richtige Wahl getroffen zu haben. Ob das die spaeter zugestiegenen allerdings auch so sahen, haben wir nicht erfragt. Diese mussten es sich in dem mittlerweile gut gefuellten Bus auf Plastehockern im Gang bequem machen.

Busse fahren hier generell in mehreren "Klassen". Ordinary ist super spartanisch. Keine Klimaanlage etc. Einheimische fahren meist mit dieser Version. Daneben gibt es weitere, teurere Varianten wie die VIP- oder Mini-Busse fuer die wohlhabenden Falangs mit den vollen Geldbeuteln. Einerseits sind wir da nicht ganz ohne Neid. Anderseits wollen wir bewusst so nahe an den hier lebenden Menschen sein, wie irgendmoeglich. Und glaubt uns, in den Ordinary-Busses kommt man sich mitunter SEHR nahe :) Dazu kommt, das VIP-Ticket-Inhaber den Sagen nach des Oefteren umsteigen muessen. So beginnt auch deren Reise zunaechst im Prachtbus, endet dann aber schliesslich im Tuk-Tuk.

Jedenfalls dauerte die Fahrt rund sechs Stunden. Der Zustand der Strassen war besser, als man uns berichtete - immerhin traegt Lao den Beinahmen "Land ohne Strassen". Unsere vorsorglich erworbenen Staubmasken, die hier auch von vielen Einheimischen getragen werden, mussten vorerst ihren Dienst nicht antreten. Die Frage, wie so eine Busfahrt tatsaechlich war, beantworten Augen und Hintern mitunter sehr unterschiedlich. Sehr sehr unterschiedlich! Allerdings entschaedigt die absolut atemberaubende Aussicht vielfach fuer das blauende Hinterteil. Beeindruckend ist auch die Fahrweise der Busfahrer. Reike hat schon tolle Serpentine in Italien erlebt. Auch Anne sind die strengen S-Kurven auf Gran Canaria noch gut in Erinnerung. Alles Schmarrn! Scheinen sich die Strassenbauer einen Sport daraus zu machen, die Pisten moeglichst sportlich zu gestalten. Und die Busfahrer nehmen die Herausforderung dankend an. Ob hinter der naechsten Kurve Gegenverkehr heranbraust wird schonmal aus dem Bauch heraus entschieden. Und auch Bremskloetzer scheinen in Laos zu den schwer zu bekommenen Guetern zu zaehlen, so sorgsam selten werden sie benutzt. Es ist schon ein tolles Erlebnis, ein so grandioses Panorama mit achzig Sachen an einem vorbei ziehen zu sehen. Zurueck lehnen, entspannen!

Vielleicht geben die wenigen Bilder von dieser Landschaft in den Gallerien (die meisten sind verwackelt) etwas von der Schoenheit dieses bezaubernden Landes wider. Bizarre Felsformationen ueberwuchert mit Bananenstauden und Urwaldgestruepp, mittendrin Holzhuetten mit ihrer Stelzbauweise, in denen die Laoten neben den saftigen Reisterassen leben. Rinder und Huehner, die hin und wieder die Strasse blockieren und dem Adrenalienspiegel Gelegenheit zum Absinken geben. Bei jedem noch so kleinen Stopp Dorffrauen, die aus dem scheinbaren Nichts auftauchen um gebratene Voegel, Reiswuerste, gruene Eier (alles am Spiess ... Reike schaute lechzend und neugierig interessiert auf das gruenfaserige Ei, dass der Laote vor ihm genuesslich verspeiste, bevor er den Ausdruck in Annes Augen bemerkte, deren Gesicht nicht weniger gruenfaserig wirkte) oder Wasser zum Kauf durch die geoeffneten Busfenster zu reichen. Das alles ist schwer zu beschreiben, wenn mans nicht selbst erlebt hat.

Unsere Fahrt endete am Rande Vang Viengs auf einer ausgedienten Schotter-Flugzeuglandepiste aus franzoesischen Kolonialzeiten. Mehr ueber unsere Zeit in Vang Vieng gibts bald im naechsten Blog :D also bleibt dran.

Anne und Reike

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02 März 2007

Bangkok - Nong Khai

Hallo Leute,

endlich kommen wir mal wieder dazu, etwas von uns hoeren zu lassen. Mittlerweile sind wir bereits den sechsten Tag in Thailand. Die ersten Tage sind wir noch in Bangkok geblieben. Khao San - das ist dort die Strasse, um die sich Bangkoks Backpackerhochburg aufbaut. Einige Bilder mit gebackenen Skorpionen etc. habt Ihr ja vielleicht schon gesehen. Ein unglaubliches Gewusel von Thais und aller anderen Nationen auf den Strassen. Ueberall Thai-Essen verbunden mit dem Geruch von Gefluegel, Fisch und Unbekanntem auf Holzkohle gegrillt. Anne und ich sind im Paradies angekommen. Essen wird hier auf kleinen Wagen verkauft, die davon flitzen, sobald das Wort Polizei gerufen bzw. aufgeregt in die Haende geklatscht wird. Fuer ca. 20 Baht wird man hier gut satt (1 Euro = 46 Baht). Von offenen Getraenken und Eis (-wuerfeln) lassen wir die Finger - die hygienischen Bedingungen sind hier nicht immer einwandfrei bestimmbar.





Man wird hier staendig und von allen Seiten von Haendlern, Tuk-Tuk-Fahrern und zwielichtigen Gestalten vollgesuelzt. Tuk-Tuks - das sind motorisierte Dreiraeder - funky Dinger. Die Lichter scheinen auch Nachts grell in die kleinen Hostels - die Sawardees. Wer Laerm abkann oder Oropaks besitzt, ist klar im Vorteil :) Auf einer kleinen Tour durch das umliegende Bangkok wurden wir von einem Moench gesegnet, mehrmals zum Essen eingeladen, haben idylische Tempelanlagen entdeckt und uns kraeftig von Obsthaendler uebers Ohr hauen lassen. Lecker wars trotz des etwa dreifachen Preises.

Vorgestern hatten wir dann doch genug vom Bangkok, das manchmal wie fuer Touristen erschaffen auf uns wirkte und sind in Richtung Nordthailand aufgebrochen. Damit wir auch richtig abenteuerlich unterwegs sind haben wir uns fuer eine 3rd class Fahrt mit dem Zug entschieden (Annes Idee, Reike protestierte. erfolglos). Schon die Busfahrt zum Bahnhof war aufregend. Man darf nicht zu lange warten, um in den Bus zu steigen, denn das Zu- und Aussteigen findet hier in einer "unter-30Km/h-Gleitzone" statt. Man muss sich schon beeilen, wenn der Hintermann es noch hinein schaffen soll. Anne weiss das nun besser als Reike :) Ein Glueck kauften wir unsere Zugticket schon mittags. Das thailaendische Platzreservierungssystem ist sehr ausgekluegelt aber scheinbar doch schnell alles voll. Unser Zug war es jedenfalls.

Nach 10einhalb-stuendiger Fahrt kamen wir dann ueber Nacht ins 615km entfernte Nong Khai. Die gesamte Fahrt ueber waren saemtliche Fenster geoeffnet unterstuetzt von vier Hochleistungsventilatoren. Jetzt wissen wir, wie sich Autostudien im Windkanal fuehlen. Voellig verrusst erreichten wir gegen fuenfe morgens Nong Khai - unser Waggon war gleichzeitig Triebwagen und der Auspuff scheinbar neben unserem Fenster. Nach zaehen Verhandlungen mit der Tuk-Tuk-Mafia am Bahnhof von Nong Khai, brachte man uns ins nahe Stadtzentrum, wo wir durch das enorme Hundegebell erst einmal den ganzen Strassenzug weckten. Toll, endlich wieder Touris da, dachte sich sicher der eine oder andere geweckte Thai. Die Strasse wirkte - bis auf unseren kleinen Zwischenfall - unheimlich friedlich und verschlafen. Wir bekamen eine erste Ahnung, nun auf uns gestellt in einem kleinen Staedchen am Mekong im Hinterland von Thailand angekommen zu sein. Zwei nette Omis freuten sich uns Farangs (Fremde) helfen zu koennen. Naja, hat auch erst beim vierten Anlauf geklappt. Aber der Wille war da :)

Wir haben uns erst spontan im Zug entschieden, nicht direkt nach Laos weiterzufahren, sondern nach einem Guesthouse hier in Nong Khai zu schauen. Unser Lonely Planet war mal wieder ein toller Ratgeber. Das Mut Mee ist ein idyllischer Haufen von Gaestezimmern und -huetten direkt am Mekong. Alles schlief noch, und so suchten wir zwei uns ein paar Stuehle aus alten Autoreifen und beobachteten den Mekong dabei, von der aufgehenden Sonne erfasst zu werden. Das war das erste Mal, dass wir zwei uns wie im Urlaub weit weg von zu Hause und recht nahe am Paradies fuehlten. Die Mosquitos liessen uns Gott sei Dank weitgehend in Ruhe - unsere Chemiekeule aus Deutschland tut einen guten Job.

Erst im Licht der Daemmerung erkannten wir unsere tropische Umgebung. Wir sassen unter einem Dach aus Bananenpalmen, Bambus, Sternfruchtbaeumen und anderem Zeugs, welches wir von zu Hause her nicht kennen. Der Mekong ist riesig. Kein Vergleich mit der Warnow.

Gegen sieben dann begruesste uns die Hausherrin mit frischen Kaffee und Kakao, gegen acht dann zeigte uns ihr Mann - ein haengengebliebener britischer Hippie mit Rock, lila Fussnaegeln und starker Rumfahne und unheimlich nettem Gemuet - diverse Zimmer. Wir entschieden uns fuer die obere Etage eines kleinen 2-stoeckigen Holzhauses mit Blick direkt auf den Mekong. Das Zimmer hat vier Fenster, Mosquitonetz, Ventilator, shared bathroom und ist sehr geraeumig. Eigentlich hat man die ganze Zeit das Gefuehl, man liegt in einem ueberdimensionalen Baumhaus und das Bett wirkt durch das geraeumige Mosquitonetz wie ein koenigliches Himmelbett. Grossartig! Die Nacht kostet uns 330 Baht.

Nong Khai war als Ausruhstation vor Laos gedacht. Nun sind wir schon die zweite Nacht hier und denken ueber eine dritte nach. Die Leute sind so nett, Touris so rar und die Fruechte so vielfaeltig. Klar wissen wir, dass es ueberall auf unserer Tour so exotisch sein wird. Das macht es allerdings kein Stueck einfacher, sich von einem gerade gewonnen Stueck Himmel auf Erden wieder loszueisen. Und - uns treibt ja auch keiner :)

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