Tagebuch

28 März 2007

Fahrt von Vietnam nach Kambodscha

Reiseplanungen

Wir hatten lange ueberlegt, wieviele Tage uns eigentlich fuer Kambodscha blieben. 2 Monate plus 14 Tage Bali hatten wir insgesamt fuer Suedostasien eingeplant, wobei Bangkok unser Startpunkt war und nach einem Monat Bangkok auch wieder unsere Suedostasienhalbzeit markieren sollte.

Zwar sind wir grundlegend flexibel bei unseren Wann?s, Wohin?s und Wie?s des Reisens, aber unser Flug war schliesslich gebucht und gab uns damit einen gewissen Zeitrahmen vor. Schaut man auf eine Karte Asiens, ahnt man, dass die Reise durch Thailands suedlich Bangkoks und durch Malaysia bis nach Singapur (unserem Anschlussflughafen) eine Entfernung mit sich bringt, die in den verbleibenden fuenf Wochen gerade noch ohne Stress und Hektik zu bewaeltigen waere. Allerdings waren wir noch immer in Vietnam

Bei unseren weiteren Ueberlegungen spielten daher folgende 3 Punkte eine tragende Rolle:

  1. lag Kambodscha noch komplett vor uns.
  2. wuerden wir wenigstens zwei Tage in Bangkok verweilen muessen. Und
  3. hatten wir uns in den vergangenen zwei Wochen bereits intensive mit der Chance angefreundet fuer ein paar Tage nach Kanchanaburi westlich von Bangkok auf einer Elefantenfarm mitzufahren.

Bei diesen Gedankengaengen zeichnete sich ebenfalls ab, dass ein Besuch Myanmars nun an Prioritaet zurueckstecken muesste und nur dann noch "drin" waere, wenn es sich wirklich aufzwingt. Hinzu kam, dass sich Anne nach dem staubigen Laos, dem voraussichtlich noch staubigeren Kambodscha und den spaeter folgenden, kuehlen Neuseeland noch einmal nach ausgiebigem Strandurlaub auf einem beliebigen weissen Streifen, irgendwo zwischen Smaragd- und Palmblaettergruen sehnte.

Alles in allem beschlossen wir daher, unseren Kambodschabesuch auf die Hauptstadt Pnom Penh und vor allem Angkor Wat zu beschraenken, von dem viele sagten, man brauche nichts in Suedostasien gesehen haben, aber Angkor Wat ist ein Muss.

Bei der Planung der Fahrtroute selbst achteten wir noch darauf, keine der beiden Tak und Trat zu streifen, da diese laut Warnung der WHO als hochriskante Malariagebiete gelten. Von einer Durchquerung ohne Malariaprophylaxe wird ganz abgeraten.**


Die Busreise

Fuer die Strecke von HCMC (Saigon) nach Pnom Penh entschieden wir uns fuer eine Busfahrt, moeglichst 3. Klasse - in Suedostasien ein Garant fuer Abenteuer. Und am naechsten Morgen ging es dann los. Kaum raus aus HCMC kamen wir wieder einmal in engen Kontakt mit Einheimischen. Das Fahren mit den Bussen ist regelmaessig eine tolle Gelegenheiten zu beobachten. Sprache, typische Verhaltensweisen und Essgewohnheiten.

Ein paar Chinesen waren ebenfalls an Bord. Ziehmlich bald plauderten wir mit einem Moench, eine Sitzreihe vor uns. In Zug und Bus ist in gesamt Suedostasien die hintere Sitzreihe unbesetzt zu lassen. Diese ist den buddhistischen Moenchen reserviert. Aehnlich wie in Deutschland den aelteren Menschen, bietet man in vollen Bussen auch seinen Sitzplatz unverzueglich und selbstverstaendlich zusteigenden Moenchen an. Nur, dass hier im Zweifelsfall auch alte, gebrechliche Muetterchen aufspringen, umd den orange oder braun gewandten den eigenen Sitzplatz zu offerieren. Ausserdem ist es Frauen nicht gestatten neben Moenchen oder deren Besitztuemern zu sitzen. Praktisch werden diese Regeln aber eher laessig gehandhabt. Zumal, wie wir herausfanden, Maenner in orangem Gewandt plus rasiertem Kopf nicht automatisch Moenche sein muessen. Auf sogenannte Novizen, Moenchsschueler, tragen orange Gewaender, geniessen aber nicht annaehernd Status und Ansehen eines Moenches. Dafuer muessen sich diese aber auch nicht den Kopf glatt rasieren.


Moenche und Reisen

Tatsaechlich ist es ueberaus populaer fuer heranwachsende Maenner oder Teens, fuer einen Zeitraum von haeufig drei Monaten Novize zu werden. Dies bringt Ansehen und durch Gaben haeufig auch Geld und Sachmittel, nicht nur fuer den Moenchsschueler, sondern fuer dessen gesamte Familie. Damit auch die Haeufigkeit, mit der man einzelne oder Gruppen von saphran Leuchtenden sieht.

Zwar laesst sich den Aussagen von wandernden Moenchen und Einheimischen zu Folge noch viel mehr Aussage an den Abstufungen der einzelnen Orange-, Gelb- und Brauntoene der Wickelgewaender ablesen. Das ist fuer uns als "Besucher" jedoch, v.a. auf Grund der vielen religioesen Abspaltungen, Klosterbraeuchen und regionalen Verschiebungen bei den Kleiderordnungen und den Textilverwaschungen kaum moeglich.

Der Moench vor uns war auf Heimaturlaub und gerade auf dem Weg zurueck in sein Kloster. Auch Moenche sind nur Menschen. Und so hatte dieser einen Leinenbeutel voll selbstgepflueckter Mangos von Mama dabei. Sofort bot er auch uns je eine Mango an. Die Asiaten teilen ihr Essen ohnehin unheimlich gerne. Wir nahmen dankend an, denn Mangos waren gerade dabei, sich nach ganz oben in unsere Top-Fruechte-Liste zu katapultieren. Zumindest so, wie man Mangos hier ist: gruen, hart und gerade in dem Stadium, in dem der saure Geschmack des festen Fruchtfleisches in ein aromatisches Suess umkippt.


Kulinarisches

Wir ueberquerten gerade mit einer kleinen, klapprigen Autofaehre den Mekong, links und rechts verdeckten graue LKW-Planen die Busfenster in einem Abstand von knapp 50 cm, als auf der gegenueberliegenden Sitzreihe eine Chinesin mittleren Alters mit schiefverzogener Miene etwas ausspuckte. Es war der Bissen, den sie gerade aus einer kegelfoermigen, uns unbekannten Frucht nahm.

Was mag das nun wieder sein? Der kegelfoermige, kopftstehende Fruchtkoerper stellte sich als der einer Lotuspflanze heraus. Eine hilfsbereite Nachbarin erklaerte der Chinesin, dass sie nicht die Frucht als Ganzes essen koenne. Vielmehr pult man die haselnussgrossen und -foermigen Samen heraus, pellt die gruene, einen halben Milimeter duenne Schale ab und isst die zum Vorschein tretenden schneeweissen Samen selbst. Diese schienen der Chinesin wiederum gut zu schmecken, und sie entschloss sich spontan, auch die sie umgebenden Fahrgaeste an ihrer neuen Entdeckung teilhaben zu lassen.

Wieder dankend nahmen wir an. Die Lotussamen schmecken im Grunde aehnlich den geschaelten Samen vollreifer Aepfel, dabei knackig und leicht suess mit einer kleinen Prise Zaehnestumpfmacher. Lecker. Irgendwie.


Grenzprobleme

Die Grenze nach Kambodscha hatten wir bald erreicht. Am Rande erzaehlte man uns, dass der Bus die Grenze nicht ueberqueren koenne. Dass aber eine Anschlussbus die Gruppe auf der anderen Seite aufsammeln wuerde. Und wie der Bus dann wohl aussehen wuerde? So wie dieser hier? - fragte jemand aus der Gruppe. "Yeah Yeah, Same same. But different.". Aha!

Ein kleiner Schocker erwartete uns, als wir nach Passieren des vietnamesischen Grenzpostens von der Einreisegebuehr in Hoehe von 25 US$ erfuhren. Schockschwerenot! Dieses Geld hatten wir nicht. Jedenfalls nicht Cash. Und was nun? - schoss es uns durch den Kopf. Einen Geldautomaten gab es in dem kambodianschen Grenzort Bavet nicht. Sollte man uns nun tatsaechlich hier zuruecklassen? Waehrend der Rest der Reisegruppe weiterfuhr? Und was dann? Ein Bus zurueck in die naechste vienamesische Stadt fuhr heute nicht mehr. Ein Hotel gab es hier auch nicht. Nur die leicht beaengstigenden Wellblechhuetten der Aermsten der Armen, die hier in Lumpen hausten, um ein paar Cent von den Durchreisenden zu erbetteln.

Aber irgendwie geht es immer weiter. Und wir waren tierisch froh, als uns ein junger alleinreisender Amerikaner verstaendnisvoll anbot, uns die Penunzen zu leihen. Zumindestens bis zum naechsten Geldautomaten. Puh, nochmal jut jejangen!

Doch auf der anderen Seite der Grenze gabs dann prompt die naechste Ueberraschung: kein Bus da, weit und breit. 50 Unglaeubige in der prallen Mittagshitze. Aber eben kein Bus. Ratlos standen wir in der Gruppe herum. Bis einzelne die Initiative ergriffen, sich zerstreuten auf der Suche nach einen Bus, einen Fahrer, eine Kontaktperson oder ein Telefon. Nueschsts!

Der einzige Zufluchtsort - ein kleines schaebiges Restaurant. Und siehe da - in der Naehe auch ein Bus. Nach beinahe anderthalb Stunden kam der Busfahrer endlich herein spaziert, als waere nichts gewesen. Und weiter gings.

Spinne a la Grill

Die Pause nach weiteren 4 Stunden Fahrtzeit nutzten viele (Mutige) fuer einen kleinen Snack. Einer der Fahrgaeste brachte gegrillte Spinne mit zurueck in den Bus. Eine ganze Schachtel voll, schwarz und haarig. Genuesslich riss er seinem Gericht erst die Beine aus, und ass diese schmatzend, bevor er sich ueber die fleischigen Koerper der Spinnen hermachte. Lecker. Ein Sportkamerad von Reike aus alten Wasserspringerzeiten fing gelegentlich Fliegen und ass diese. Aber dass war Kleinkram, verglichen mit dem hier.

Der dichte, von den Reifen und dem Unterboden des Busses aufgewirbelte Strassenstaub, verkuerzte die Sichtweite innerhalb des Busses auf knapp zehn Meter. Aber der Gedanke, in einem sterilen Flieger in nur einer statt neun Stunden Pnom Penh erreichen zu koennen, kam uns selbst jetzt und hier nicht annaehernd so prickelnd und leerreich vor. Was fuer eine Erfahrung.


Links zur Fotogalerie

** Nach einer ausfuehrlichen Abwaegung aller Vor- und Nachteile, hatten wir uns bereits fuer eine Stand-By-Versorgung und hierbei fuer das Medikament Malarone entschieden. Malarone, weil es einerseits das Medikament mit der hoechsten Abdeckung der hier auftretenden Malariaerregertypen ist; weil es andererseits laut uns zugaenglichen Erfahrungsberichten verglichen mit der Alternativpraeparat Lariam absolute ueberwaeltigend geringere Haeufigkeiten von unangenehmen Nebenerscheinungen verursachte; und weil es schliesslich verglichen mit Lariam auch deutlich weniger Resistenzen von Malariaerregern gegenueber Malarone gab. Stand-By heisst ausserdem, dass man das Medikament nicht prophylaktisch, also vor einer Infektion, sondern erst im Falle eines Verdachtsmoments einnimmt. Die gaengigen Malariapraeparate sind - prophylaktisch und Stand-By - eine Art Chemotherapie, anstrengend fuer den Koerper und bieten niemals sicheren Schutz.

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