Tagebuch

06 April 2007

Elephants&Friends Teil I - Zu den Fanties


Fahrt zur Elefantenfarm
Nachdem wir um 11 in unserem Hotel, nahe der Khao San ausgecheckt hatten, schlugen wir uns mit samt allen Taschen und den schwer bepackten Rucksaecken quer durch die Strassen Bangkoks. Das Ziel war der grosse Busbahnhof, von dem stuendlich die Busse nach Kanchanaburi abfahren. Wir wollten noch heute auf der Elefantenfarm ankommen - schliesslich hatten wir das auch so im vorhinein dank Skype telefonisch vereinbart - und unsere Chancen standen nicht schlecht. Die vierstuendige Busfahrt war sehr bequem im gepflegten Reisebus mit Klimaanlage, nicht zu vergleichen mit den Strapazen aus Kambodscha. Wir waren mal wieder, wie schon zuvor so oft, die einzigen Europaeer im Bus und hatten uns mittlerweile daran gewoehnt, alle Blicke auf uns zu ziehen. Unser mageres Reiseproviant bestand aus einer Packung Kruemelkeksen und einem kleinen Wasser, das wir voellig ueberteuert noch am Busbahnhofskiosk erstanden hatten.

Das Glueck war uns hold und so konnten wir in Kanchanaburi noch den letzten Anschlussbus des Tages um 17:25 Uhr direkt zur Elefantenfarm erwischen. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns auf dem Frischmarkt, der wieder unzaehlige, fuer uns exotische Obst- und Gemuesesorten auf hoelzernen Tischchen und in Kartons praesentierte. Reike hatte bereits riesigen Hunger und so erkundeten wir den Marktplatz nach dem leckersten und guenstigsten Mittagsgericht fuer den kleinen Vielfrass. Anne kaufte sich ein Pfund der stacheligen Litschis, wie sie auch in den Asialaeden in Deutschland manchmal zu finden sind. Aber an der Tuete Schokoladenkekse fuer umgerechnet 50 Cent sind wir auch diesmal nicht vorbeigekommen. Wir stiegen guter Dinge in den Bus und los ging die einstuendige Fahrt zu Elephants&Friends mit weit geoeffneten Fenstern und die frisch duftenden Litschis lagen auf unsrem Schoss.

Es war ungefaehr halb sechs, kurz vor dem Dunkelwerden, als wir endlich die lange Einfahrt zur Elefantenfarm entlang stiefelten. Riesige Huehnergoetter - 2x2x2 Meter aufwaerts - saeumten den Sandweg. Durch die gewaltigen Loecher konnte man locker hindurch krabbeln. Wir buckelten vorbei an Wasserloechern, klapprigen Holzverschlaegen und gerodeten Flaechen, immer Ausschau nach Elefanten haltend. Schliesslich erreichten wir die kleine Gemeinschaft aus Farmarbeitern, Elephantenhuetern und arbeitswilligen Touris. Sie sassen zusammen in dem ueberdachten aber teils offenwandigen Gemeinschaftsbereich, gleichzeitig Besprechungsraum, Kueche und Essbereich. Nur von Elefanten weit und breit noch keine Spur.


Spaete Ankunft

Alle waren sichtlich ueberrascht, uns auf der Zufahrt zu entdecken, denn so spaet fuhr normalerweise kein oeffentlicher Bus mehr. Aber wir hatten maechtig Schwein und der Fahrplan wurde nur wenige Wochen zuvor umgestellt. Wir wurden in die letzte der drei Bambushuetten gefuehrt, die fuer Arbeitsbesucher vorgesehen waren und stellten unsere Rucksaecke in die schoene Huette mit ihren zwei grossen Betten, die bereits von Mosquitonetzen ueberhangen waren und somit dem durch und durch hoelzernen Raum den Charme eines kleinen Schlosszimmers mit Himmelbett verliehen.

Doch es zog uns gleich wieder zuruck ins Gemeinschaftshaeuschen. Nicht zuletzt, weil uns bei Ankunft ein verfuehrerischer Duft aus der Kueche die unmittelbar bevorstehende Abendbrotszeit signalisierte. Aber auch, um die dort bereits Versammelten kennen zu lernen beziehungsweise uns selbst vorzustellen.

Da waren ein deutsches und ein oestereichisches Paerchen, der Besitzer und seine kleine Tochter, die Koechin, mehrere Farmhelfer und Elefantenpfleger sowie zwei weitere Westliche - ein Australier und eine Niederlaenderin - die es als Langzeithelfer bereits seit Jahren an die Elefanten fesselte.

Erster gemeinsamer Abend

Der Duft aus der Kueche versprach nicht zuviel. Der Reis und die verschiedenen Curries, mit Huehnchen, vegetarisch und allerlei Zauberhaftes aus der thailaendischen Kueche waren reichhaltig und sehr sehr lecker und trieben uns durch ihre Schaerfe wieder die ein oder andere Glueckstraene in die Augen.

Der Abend verging sehr schnell mit einem Singha-Bier und es zeichnete sich bereits ab, dass wir uns mit Hannes undKathrin ganz toll verstehen wuerden. Das deutsche Paerchen - Mitte 20 - war auch sehr amuesant. Sie war Anhaengerin der alternativen Heilmedizin und bot ihrem Koerper physische Ausgeglichenheit, indem sie sich an allen zur Verfuegung stehenden Pfosten und Baenken dehnte und streckte. Beide Beine um 180 Grad Winkel zueinander, unterhielt sie sich in nicht so recht natuerlich klingender spritueller Art und fiel nicht nur ihrem Freund immer wieder dann und wann belehrend ins Wort. Einfach zum Knuddeln, dachten wir uns.

Er wiederum war eigentlich ein Netter. Interessant war auch seine Art zu Reisen. Mit LapTop und Universalstromadapter ausgestattet, verband er das Angenehme mit dem Nuetzlichen. Als Freischaffender Webdesigner war der Ort seines Schaffens unabhaengig von allen Kunden. Man - dachten wir - muss das hart sein. Sich selbst so sehr zu disziplinieren, dass man im Zweifelsfall eben am Computer hockt, um den aktuellen Auftrag zu Ende zu fuehren, anstatt den Rufen von Sonne, Meer und Urwald oder seiner Freundin nachzugehen. Und so arbeitete der Deutsche beschaulich jeder Ebbe in seinem Reisebudget entgegen.


Elephants&Friends - Die Geschichte

Es war schon witzig! Soweit weg von aller Zivilisation in einer so grossen Gruppe (sechs), mal wieder deutsch zu sprechen, tat irgendwie gut! Elephants&Friends war eine Art Seniorenstaette fuer Elefanten. Ausgebrannte Arbeitselephanten koennen hier einen wuerdevollen Lebensabend verbringen. Als gemeinnuetzige Organisation verwenden die Betreiber das Tagegeld der helfenden Besucher zum Kauf von Lebensmitteln und weiterem Weideland fuer die Fanties. Soviel wussten wir - dies und der faszinierende Gedanke, einmal mit Elefanten zu arbeiten, waren auch Grundlage unserer Entscheidung, selbst hier her zu kommen und mit anzupacken. Wenn auch nur einen einzigen Tag, denn das Tagegeld betrug rund 25 US$ pPN und schlug daher kometenmaessig in unser Budget ein.

Am Esstisch und zusammen mit den anderen erfuhren wir weitere Deteils, unter anderem die tragische Geschichte der Farmgruender. Eine Niederlaenderin und ein Thai liebten nicht nur einander, sondern auch die Elies. Und zwar so sehr, dass sie Elephants&Friends aufbauten, hier im thailaendischen Busch. Vor rund einem Jahr dann fing sie sich eine banale Infektion ein. Fieber kam und die Abgeschiedenheit, welche sich beide fuer die Elefanten wuenschten, wurde ihr zum Verhaengnis. Sie starb nach nur zwei Tgen. Ein umrahmtes Bild an der Wand und die 3-jaehrige Tochter, die nun friedlich in der Haengematte schlief, erinnerten an sie.

Naturschauspiel

Trotz der Tragik machten die Elefantenfreunde jeden Tag weiter. Niemand jedoch konnte uns genau sagen, was uns am morgigen Tage erwarten wuerde. Wir spekulierten zu sechst, als ein Schwarm hunderter Insekten aus dem Dunkeln kommend an uns vorbei in Richtung Leuchtstoffroehre rauschte. In Suedostasien gilt die Regel "Eine Lampe, ein Gecko". Und als der Gecko der Leuchtstoffroehre sich schmatzend an sein gefluegeltes Abendbrot machte (wer kennt noch das Maerchen Tischlein Deckdich?), lockte dies wiederum rund ein dutzend weiterer dieser kleinen hellgruenden Zwerge mit Saugnapffuessen an. Zusammen schnappten sie sich ein Insekt nach dem anderen. Termiten, wie wir spaeter erfuhren. Spuckten nur die durchsichtigen Fluegelpaare wieder aus und machten keine Gefangenen. Anstatt die Gefahr zu wittern, schwirrten die Termiten wie gebannt um das Licht. Dieses fantastische kleine Naturspektakel war nach nur fuenf Minuten vorbei. Uebrig blieben die vollgefressenen Echsen, die Baeuche nun aufs Doppelte angeschwollen, und ein Haufen farbloser Fluegel. Unser letzter Eindruck, bevor wir uns alle Gute Nacht sagend voneinaner verabschiedeten.

Labels: , , , ,

www.weltrundreise.de